Rhein-Neckar, 10. März 2020. (red/pro) Als Italien einzelne Provinzen im Norden vor einigen Tagen als „rote Zonen“ wegen der Corona-Virus-Epidemie deklarierte, rieb man sich in Deutschland ungläubig die Augen – in Deutschland unvorstellbar? Als Italien gar das ganze Land als Sperrzone definierte, fragte man sich immer noch, kann das auch in Deutschland vorstellbar sein? Es ist nicht nur vorstellbar – es wird mit großer Wahrscheinlichkeit sehr ähnliche Maßnahmen wie in Italien geben. Nur zeitversetzt und nach und nach.
Von Hardy Prothmann
Nach Italien verkündete heute auch Österreich drastische Maßnahmen wegen der Corona-Virus-Epidemie:
„Eine Einreise aus Italien ist nur mehr gestattet, wenn ein ärztliches Gesundheitsattest vorgelegt werden kann. Eine Durchreise durch Österreich aus Italien kommend ist nur mehr gestattet, wenn kein Zwischenstopp in Österreich eingelegt wird. Österreicher, die sich in Italien befinden, werden zurückgeholt, müssen sich aber anschließend für zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben“, teilte das Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz heute mit.
Auch der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz trat vor die Medien und verkündete die Maßnahmen, zu denen auch die Schließung von Universitäten gehört wie das Verbot von Außenveranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern und solchen innen mit mehr als 100 Personen.
Damit geht Österreich deutlich weiter als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der am Montag empfohlen hatte, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern nicht stattfinden zu lassen. Einzelne Bundesländer setzen das bereits um, wie Nordrhein-Westfalen und auch Baden-Württemberg wird folgen.
Es wird zu prüfen sein, ob man ähnliche Maßnahmen an der deutsch-französischen Grenze zum Elsass treffen muss, denn im Elsass entwickelt sich ein Hot-Spot an Infektionen.
Nach unserer Analyse ist Italien Deutschland eine gute Woche voraus – zeitversetzt wird es auch hier diese Maßnahmen geben, wenn klar ist (was es vielleicht schon ist), dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung vor dem Kollaps stehen könnte.
China ist mittlerweile fast aus dem Blick geraten – hier haben die strikten Maßnahmen möglicherweise dazu geführt, dass die rasche Ausbreitung des Virus eingedämmt werden konnte. Taiwan und Singapur haben keine Probleme wie in anderen Staaten und hier muss man analysieren, was diese Länder anders besser machen.
In unserer Region schließen erste Schulen, zahlreiche Veranstaltungen sind bereits abgesagt oder die Absage wird bald erfolgen, beispielsweise der Maimarkt – warum ein Mathaisemarkt in Schriesheim weiter laufen soll, weiß nur ein einsamer Bürgermeister Hansjörg Höfer allein.
Das Klinikum Mannheim fährt seine Kapazitäten hoch und versucht Zuversicht zu verbreiten – nach unseren Informationen soll das Klinikum extrem schlecht auf die Lage vorbereitet sein. Schon in nicht-Krisenzeiten müssten Intensivpatienten an andere Krankenhäuser abgegeben werden.
In Italien steht das öffentliche Leben still – der Produktionsprozess aber soll erhalten bleiben. Wer zur Arbeit oder zum Arzt muss, darf sich im öffentlichen Raum auf direktem Weg bewegen. „Andare in giro“, eine Runde drehen, ist nicht mehr erlaubt. Wer einkaufen muss, darf das – eine Person pro Haushalt auf direktem Weg zum Einkauf und zurück. Alles andere ist bis zum 03. April 2020 abgesagt, viele gehen nach unseren Informationen aus, dass das mindestens einen Monat länger so sein wird.
In Deutschland werden wir scheibchenweise vorbereitet – alles wird vom weiteren Verlauf der Infektionen und schwer kranken Patienten abhängen. Je schneller sich die Spirale dreht, umso schneller werden drastische Maßnahmen verordnet werden. Noch hofft man auf eine zeitliche Dehnung, dafür gibt es aber bislang keine plausiblen Gründe.
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