Mannheim/Heidelberg/Stuttgart, 13. Februar 2013. (red/pro) Die linke Plattform Indymedia wirft dem Mannheimer Leitenden Polizeidirektor und stellvertretenden Polizeipräsidenten Thomas Köber vor, bei der als rechts eingestuften Heidelberger Burschenschaft Normannia einen Vortrag gehalten zu haben und unterstellt der Studentenverbindung „einen heißen Draht zu den Polizeibehörden“. Herr Köber weist auf Anfrage die Vorwürfe zurück.
Von Hardy Prothmann

Problematische Einladung: Polizeidirektor Köber referierte bei der rechten Heidelberger Burschenschaft Normannia zu Migrationsfragen.
Am 24. Januar veröffentlichte Indymedia im Internet Informationen, nach denen der Leitende Polizeidirektor Thomas Köber am 24. November 2010 zum Thema „Migrantenproblematik unter Sicherheitsaspekten“ im Heidelberger Haus der als rechts geltenden Burschenschaft Normannia referiert hat.
Herr Köber folgte einer Einladung des Polizeigewerkschaftes Egon Manz (CDU), der ein „alter Herr“ bei der Burschenschaft ist und unter anderem ebenfalls einen mittlerweile im Ruhestand befindlichen Generalleutnant der Bundeswehr zu einem Vortrag bei der Normannia eingeladen hat, so Indymedia:
So wurde im Jahr 2010 zu einem Vortrag eingeladen, bei dem der stellvertretende Polizeipräsident von Mannheim, Thomas Köber, vor den braunen Burschen der Normannia zur „Migrantenproblematik unter Sicherheitsaspekten“ referierte.
Auf Anfrage bestätigte uns das Innenministerium, dass die Vorwürfe gegen Herrn Köber von der Abteilung 3, zuständig für Polizeipräsidien, intern geprüft werden. Mit einem Abschluss der Prüfung wird bis in zwei Wochen gerechnet.
Polizeidirektor Thomas Köber sagte uns gegenüber auf Anfrage:
Nichts liegt mir ferner als rechtes Gedankengut. Ganz im Gegenteil ist unser bunter Gesellschaftsentwurf das Modell unserer Zukunft. Ich beschäftige mich täglich durch meine Arbeit mit der Frage, wie ein gutes Zusammenleben der Kulturen möglich ist. Und genau diese weltoffene Haltung habe ich auch bei diesem Vortrag vertreten – ob das jemandem gefällt oder nicht.
Tatsächlich hat die Sache ein Geschmäckle, weil ein hochrangiger Polizist eigentlich einschätzen können sollte, welche Organisationen einladen und welche davon „problematisch“ sind. Das sieht auch Herr Köber so:
Ich habe natürlich angefragt, welche Erkenntnisse es zur Normannia gibt – es gab keine Rückmeldung, dass diese als rechtsradikal oder ähnliches eingestuft werden. Im Nachhinein betrachtet hätte ich vielleicht dort nicht auftreten sollen – andererseits haben die Teilnehmer meine klaren Standpunkte kennengelernt.

Polizeidirektor Köber (rechts) mit OB Dr. Kurz besprechen sich zur Lage bei der NPD-Demo am 1. Mai 2012 in Mannheim-Neckarau.
Weiter sagte Herr Körber uns gegenüber, er lasse „sich nicht in eine rechte Ecke drängen“.
Nach unseren Recherchen ist der Ruf von Polizeidirektor Köber tadellos. Der hochgewachsene, durchtrainierte Polizist leitete beispielsweise den Polizeieinsatz zur NPD-Demo am 1. Mai 2012 in Mannheim-Neckarau äußerst präzise. Es kam zu keinerlei Zusammenstößen bis auf eine Körperverletzung durch Rechte am Ende der Veranstaltung, die einen Feuerwerkskörper auf einen Polizeisten geworfen hatten. Die Polizei nahm daraufhin 37 Teilnehmer der NPD-Demo fest.
Ein „Missgeschick“ ist der Polizei bei diesem Einsatz unterlaufen: Die Beamten „übersahen“, dass sich eine Menge von rund 2.000 Menschen am Ende einer Straße versammeln konnten, die auf der angemeldeten Demonstrationsstrecke lag. Dadurch wurde der NPD-Aufmarsch gestoppt. Die Rechtsextremen brachen später ihre Demonstration ab, weil sich die Polizei außerstande gesehen hat, die vielen Gegendemonstranten „zu entfernen“. Zuvor waren diese aufgefordert worden, die Straße zu räumen. Unter den Gegendemonstranten befanden sich zahlreiche Politiker von SPD und Grünen sowie der Piraten. Auch Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz demonstrierte bis zum Abzug der NPD mit.
Wie der Polizeigewerkschafter Egon Manz seine aktive Mitgliedschaft in der rechten Normannia erklärt, ist noch offen. Unsere Anfrage läuft. Ebenso an das Bundesverteidigungsministerium, weshalb ein früherer Generalleutnant und NATO-Befehlshaber zur europäischen Sicherheitspolitik bei der Normannia aufgetreten ist.