Rhein-Neckar, 25. Oktober 2012. (red/xmu) Am 18. Oktober erzählten Stephanie Burkhardt und Markus Foltin, im Rahmen des sechsten Demografiekongress in Ludwigshafen, von ihrer Arbeit als Demografiebeauftragte in den Städten Euskirchen und Bensheim. Um den Herausforderungen des demografischen Wandels gewachsen zu sein, haben die Kommunen dort ihre Politik bereits angepasst.
Von Xiaolei Mu
In der Kommunalpolitik werden politische Entscheidungen und Maßnahmen für die meisten Bürger am ehesten spürbar. Umso wichtiger also, dass der Demografische Wandel nicht nur auf Bundes- und Landtagsebene als Problem registriert wird, sondern auch dort, wo er die Bürger tatsächlich betrifft. Stephanie Burkhardt ist seit 2008 Demografiebeauftragte der Stadt Euskirchen. Zu den Aufgaben der Diplomgeografin gehören unter anderen die Auswertung verschiedener Daten zur Bevölkerungsentwicklung ihrer Stadt oder das Bündeln der zahlreichen Arbeitskreise.
Weil Demografie sich durch viele Bereiche des Lebens zieht, versucht die Gemeinde Euskirchen die Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Dabei sind die sogenannten Multiplikatoren besonders wichtig. Multiplikatoren sind Bürger, die sich entweder beruflich oder ehrenamtlich mit dem Thema befassen. Außerdem sind sie Mitglieder in den Demografie-Arbeitskreisen und daher vielfältig mit anderen Bürgern in der Gemeinde vernetzt.
Die über 100 Multiplikatoren und verschiedenen Arbeitskreise in ein Konzept zu packen war nicht einfach, wie Stephanie Burkhardt sagt:
Viele Gruppen arbeiteten an dem Thema Demografie, ohne voneinander zu wissen und nicht alle haben gleich mit mir kooperiert.
Zusammen mit den Arbeitskreisen, die die Bereiche Arbeitswelt, Kinder- und Jugendfreundlichkeit, Bildung und Senioren abdecken, versucht die Stadt Euskirchen Demografiepolitik in alle Bereiche des Kommunalen Lebens zu integrieren. Der Haupt- und Finanzausschuss in Euskirchen ist gleichzeitg auch der Demografieausschuss.
Auch in Bensheim ist die Arbeit des Demografiebauftragten eng mit der Gemeindepolitik verwoben.
Die Initialzündung kam von Seiten der Mittelständischen Unternehmen, weil sie nicht mehr genügend Arbeitskräfte hatten,
verrät Markus Foltin. Markus Foltins Arbeit sollte dann aber schnell mehr umfassen, als mit den Unternehmen politische Rahmenbedingungen auszutüfteln. Mittlerweile ist es seine Aufgabe durch jede Magistratsvorlage vor dem Beschluss auf die sogenannte Demografiefestigkeit zu prüfen. Als Beispiel nennt er den Baubeschluss für einen Kindergarten. Nach seiner Prüfung versieht er den Beschluss mit dem Zusatz, dass das Gebäude während der Abendstunden leer steht und auch von anderen Gruppen genutzt werden kann. Außerdem ist eine kleine Turnhalle im Kindergarten integriert, die nicht nur für die Kinder, sondern auch für Sportvereine zur Verfügung stehen soll. So sieht und setzt er Verbindungen, die mehrere Generationen profitieren lassen und die örtlichen Gegebenheiten besser ausnutzen.
Beide Gemeinden haben sich in ihrer Politik früh an den demografischen Wandel angepasst. In dieser Hinsicht sind sie Vorreiter. Natürlich wünschen sich beide Demografiebauftragte, dass in Zukunft noch mehr Kommunen auf das Thema anspringen. Außerdem bemühen sie sich darum, unter den kommunalen Demografiebauftragten Netzwerke zu schaffen, denn es gibt noch keinen Dachverband für sie, weshalb immer noch Selbstorganisation gefragt ist.