Ludwigshafen/Rhein-Neckar, 19. Oktober 2012. (red/ae) Insgesamt 35 Studenten besuchten am 17. Oktober 2012 den Workshop “Arbeitswelt 3.0″ an der Hochschule Ludwigshafen. Organisiert vom Kompetenzzentrum „Zukunftsfähige Arbeit in Rheinland-Pfalz” und eingebettet in die Demografie-Woche stellte sich die zukünftige Arbeitergemeinschaft die Fragen: ,,Wie sieht die ideale Arbeit von morgen aus? Welche Erwartungen haben Studenten an die Arbeit?”
Von Alina Eisenhardt
War der Begriff “Demografischer Wandel” 2003 nur ungefähr 20 Prozent der deutschen Bevölkerung bekannt, so ist er heute Schlagwort. Hoch aktuell. Nicht nur durch das “Europäische Jahr des Alterns”. Keineswegs sind nur die älteren Generationen betroffen, wie fälschlicherweise oft angenommen wird. Wir alle sind es. Die Sozialversicherungen richten sich nach ihm und der Arbeitsmarkt verändert sich. Das hat auch Auswirkungen auf zukünftige Generationen.
“Der Workshop “Arbeitswelt 3.0” ist im Rahmen der Demografie-Woche die einzige Veranstaltung an der Hochschule Ludwigshafen, „dennoch werden zum Thema Arbeit zukünftig weitere Veranstaltungen stattfinden”, leitet der Dipl.-Betriebswirt Dr. Holger Schaaf den Workshop ein, denn über die Veränderung des Arbeitsmarktes muss intensiver informiert werden.
Barometer der “Zukunftsfähigen Arbeit”
Zu Beginn wurden die Studierenden über ihre Einschätzung der zukünftigen Arbeit befragt. Dabei kamen verblüffende Ergebnisse ans Licht. Ihre Chancen eine Arbeitsstelle zu finden schätzten 70 Prozent als gut ein, doch die Mehrheit von rund 75 Protzent fühlt sich nicht gut genug auf die Zukunft vorbereitet.
Den Arbeitgeber der Zukunft halten 70 Prozent der Studenten für bemüht, die Arbeitsbedingungen angenehmer zu gestalten. Wünschenswert, das gesamte Leben bei ein und dem gleichen Arbeitgeber zu verbringen, halten dafür nur knapp 45 Prozent. Die Verschmelzung von Privat- und Berufsleben sehen 66 Prozent kritisch.
In einer Welt mit demografischen Herausforderungen stellt sich vielen Studierenden die Frage: ”Welche Qualifikationen werden in der zukünftigen Arbeit gebraucht?” Die Antwort darauf erschreckend: Wir wissen nichts. Aufwendige Untersuchungen führten zu ungewissen Prognosen. “Es ist äußerst schwierig Prognosen zur Kompetenzentwicklung zu treffen. Der Demografische Wandel ist einfach zu schnell”, erklärt der Arbeitsmarkt – und Organisationsberater Alfred Gettmann in seinem Votrag “Zukunft der Arbeit” den Studierenden.
Megatrends
Wie kann man also eine Kompetenzentwicklung bestimmen? Dabei spielen drei sogenannten Megatrends, also signifikante Veränderungen und Strömungen in der Gesellschaft, eine wichtige Rolle: Globalisierung, Individualisierung und Demografie.
Da Unternehmen (noch) nicht an diese Megatrends angepasst sind, haben diese Megatrends aktuell sehr negative Auwirkungen. 1. Es kommt zur Orientierungslosigkeit von Einzelnen. 2. Den Unternehmen fällt es schwer, die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter dauerhaft zu erhalten. Diese sind den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Burn-Out ist die Folge. Für zukünftige Produktivität müssen sich die Unternehmen verändern. 3. Die Organisation gegenüber der Bildung in Unternehmen ist ungenügend. Das Lernen zu lernen ist die Quelle eines neuen produktiven Lebens.
Zersplitterte Arbeitswelt
Stellen Sie sich vor, Sie stehen morgens auf, checken vor der Arbeit noch schnell ihre E-Mails und stellen fest: “Mein Chef hat mir nachts um 3 Uhr eine E-Mail geschickt. Das muss wichtig sein.” Sie führen vor dem Frühstück noch schnell eine Telefonkonferenz durch. Während der Arbeit erledigen Sie nebenbei Privates, weil kaum noch Zeit bleibt, da sie auch noch nach Feierabend im Auftrag des Unternehmens unterwegs sind.
Einige werden dies für unrealistisch halten, doch im Zuge der Globalisierung ist dies in einigen Unternehmen mittlerweile Standard. Das beeinträchtigt auf Dauer das logische Denkvermögen. Es gibt nur eine Möglichkeit sich dem zu entziehen: Prioritäten setzen.
Social Media in der Arbeitswelt
Die Globalisierung hat also auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, speziell auf künftige Generationen. Deswegen beschäftigte sich der Workshop “Social Media in der Arbeitswelt der Zukunft” mit den Erwartungen der Studenten. Wie viel “Social Media” in der Arbeitswelt ist ok? Wo sind die Grenzen?
Birgt Social Media in der Arbeitswelt eher Chancen oder Risiken? Die Mehrheit der Studenten antwortete überraschend: 70 Prozent waren sich unschlüssig, 20 Prozent sahen Risiken darin und nur 10 Prozent sahen Social Media wirklich als Chance.
Handlungsbedarf sahen sie beim Informationsüberfluss, der durch das Internet gegeben ist. Filter müssen entwickelt werden, man müsse lernen zu selektieren. Nur so kann die Informationsverarbeitungskompetenz gefördert werden.
Zwar fanden viele Studenten, dass Social Media während der Arbeitszeit nicht vollends verboten werden sollte, doch waren sie sich einig, dass die Unternehmen Regeln zur Anwendung gestalten sollten.
Ein sehr großes Problem sahen die Studenten in der Entwertung der Sprache. Die Faktoren Körpersprache (Mimik, Gestik) und Tonlage sind genommen. Smileys und Kürzel versuchen dies zu ersetzen, aber es kommt immer wieder zu Missverständnissen.
Für die Zukunft wünschen sich die Studenten eine „Begrenzung der Entgrenzung“. Zu viele Möglichkeiten stehen offen, zu schnell fühlt man sich verpflichtet auch nachts um 3 Uhr seinem Chef noch zu antworten, wenn man eine E-Mail erhält. Ein totales Verbot von Social Media während der Arbeitszeit halten sie für ungeeignet, können jedoch auch den Arbeitgeber verstehen. Ein Gleichgewicht muss gefunden werden.