Rhein-Neckar/München/Hamburg/Wien, 20. Mai 2019. (red/pro) Die Causa Strache geht das gesamte Wochenende rund und das wird die kommenden Tage auch so bleiben. Vernünftige Gedanken und nachvollziehbare Haltungen sind bei den „Leitmedien“ hingegen Mangelware. Niemand ist bereit, einen Schritt neben sich zu treten, die Perspektive zu wechseln und nachdenklich zu analysieren, was zusätzlich zu den unhaltbaren Äußerungen des österreichischen Politikers vor sich geht. Und was vor sich geht, ist alarmierend. Die Branche ist außer Rand und Band, ob national, international oder lokal-regional.
Von Hardy Prothmann
Eigentlich wollte ich in der vergangenen Woche einen Text schreiben. Mit Hintergründen zu der von mir verantworteten redaktionellen Arbeit beim RNB. Doch dann haben sich die Zeiten mal wieder überschlagen. Der Hintergrund kommt – am Ende dieses Artikels.
Ich war einer von rund 40 Journalisten, die 2001 das Netzwerk Recherche gegründet haben. Darunter auch der spätere Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo. der verstorbene Chefreporter des SWR, Dr. Thomas Leif und Hans Leyendecker, einer der bekanntesten „Investigativjournalisten“ Deutschlands.
Als man beisammen saß und übereingekommen war, dass es um die Recherche (2001, sic!) schlecht bestellt sei, erörterte man, was so ein Netzwerk leisten könnte und war dann auch schnell bei den Finanzen. Denn Recherchen kosten Geld, mitunter sehr viel Geld. (Bei manchen Medien, um Informationen zu kaufen, bei anderen, um recherchierende Journalisten und deren Kosten zu bezahlen.)
Plötzlich sagte Hans Leyendecker, etwas verdruckst, aber dann mit zunehmender Fahrt, er habe einen reichen amerikanischen Bekannten, der sei von der Idee überzeugt und wäre bereit, eine Million Dollar zu spenden. Mucksmäuschenstille im Raum. Alle Finanzprobleme für den Start und lange Zeit gelöst? Eine Million Dollar!
Ich guckte mich um, es waren sieben oder acht Personen im Raum, darunter Herr Mascolo und Dr. Leif. Niemand sagte etwas, aber die Gehirne arbeiteten. Man war angetan, so eine Option würde viele drängende Fragen obsolet machen. Herr Leyendecker erklärte dann auf interessierte Nachfragen, dass das Geld zeitnah zur Verfügung stehen könnte, aber der Spender wünsche, anonym zu bleiben. Dann wurde es still im Raum.
Ich fragte: „Das ist jetzt ein Scherz?
Es war keiner. Da die Anonymität nicht zur Verhandlung stand, wurde nichts aus der Förderung, zumindest ist mir nichts Gegenteiliges bekannt.
Die Zeit danach empfand ich als ätzend. Denn man nahm sich beim Netzwerk fürchterlich wichtig und ich hatte den Eindruck, dass es weniger um Recherche als um Selbstdarstellung ging. Als dann Jahre später klar wurde, dass unter der Führung von Dr. Leif zu Unrecht erhebliche Fördermittel eingeworben worden waren, habe ich die Mitgliedschaft gekündigt. Kritik war nicht erwünscht und ich habe viele böse emails erhalten. Danach schnitten mich einige „Kollegen“, die vorher höchst vertraut auftraten.
Der Grund ist ein einfacher: Ich habe ein ziemlich anderes, eigentlich simples Wertesystem. Nach meiner Einschätzung ist guter Journalismus unabdingbar für funktionierende demokratische Gesellschaften. Dieser Journalismus ist zu Recht in Teilen privilegiert, muss sich aber grundsätzlich an die rechtsstaatliche Ordnung halten. Illegale Recherchen sind keine Option. Die Verwendung von illegal zustande gekommen Informationen ist immer heikel, im Zweifel nicht möglich, außer zur Abwehr von Gefahren für Leib und Leben. Geld gegen Informationen ist keine Option. Der Kontakt mit Kriminellen ist möglich, aber niemals zu Lasten von Opfern und niemals, ohne den Ermittlungsbehörden relevante Informationen zu übermitteln oder anders, den Behörden solche Informationen vorzuenthalten.
Alle Punkte sind Grundsatzfragen, in denen ich eine entschieden andere Haltung habe, als der Großteil der mir bekannten „Rechercheure“.
Selbstverständlich bin ich an „brisanten“ Informationen interessiert. Selbstverständlich ist mir der Quellenschutz heilig. Ab dem Moment, ab dem ich den Eindruck habe, dass man mich für irgendwelche Interessen nutzen möchte oder sich jemand „reinwaschen“ will oder sonstige Vorteile verschaffen möchte, bin ich raus aus dem Spiel. Denn ich mache mich nicht zum Handlager von irgendwelchen Interessen.
Ich nehme auch nicht an „Gesprächen unter drei“ teil, die dazu dienen, Journalisten zu informieren unter der Maßgabe, darüber nicht zu berichten. Das lehne ich grundsätzlich ab. Ich will nicht „Teil des Spiels“ werden.
Selbstverständlich führe ich immer wieder auch vertrauliche Gespräche, in denen mir Hintergründe geschildert werden, die mir bei der Arbeit und bei der Analyse helfen. Und wie beim Quellenschutz ist mir das heilig. Vertraulich ist vertraulich. Wenn mich jemand dabei „verhaften“ will, weil er mich in den Genuss von Wissen bringt, das ich sonst nicht haben könnte, aber nicht nutzen kann, breche ich ab. Das will ich nicht wissen. Nicht auf diese Art und Weise.
Und ich breche niemals das Recht, um dem Recht zum Recht zu verhelfen. Wer diesen Satz nicht versteht, den erinnere ich an die Causa Daschner. Wer nicht weiß, was ich meine, bemüht eine Suchmaschine. Die Anwendung von Folter oder folterähnlichen Methoden durch deutsche Rechtsorgane ist nicht hinnehmbar.
Damit bin ich bei der Causa Strache. Hier geht es nicht um Folter, aber um das Ausspionieren des Privaten. In Deutschland ist das strafbar, vermutlich auch in Österreich, da kenne ich mich mit den Gesetzen nicht aus:
§ 201
Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt
1. das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt oder
2. eine so hergestellte Aufnahme gebraucht oder einem Dritten zugänglich macht.
(2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt
1. das nicht zu seiner Kenntnis bestimmte nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen mit einem Abhörgerät abhört oder
2. das nach Absatz 1 Nr. 1 aufgenommene oder nach Absatz 2 Nr. 1 abgehörte nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen im Wortlaut oder seinem wesentlichen Inhalt nach öffentlich mitteilt.
Die Tat nach Satz 1 Nr. 2 ist nur strafbar, wenn die öffentliche Mitteilung geeignet ist, berechtigte Interessen eines anderen zu beeinträchtigen. Sie ist nicht rechtswidrig, wenn die öffentliche Mitteilung zur Wahrnehmung überragender öffentlicher Interessen gemacht wird.
Da deutsche Medien, die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel veröffentlicht haben, ist deutsches Recht anwendbar. In diesem Fall werden die Justiziare der Medien sehr genau geprüft haben, ob „die Wahrnehmung überragender öffentlicher Interessen“ vorliegt.
Als ich im Anschluss an einen fiktionalen Text, eine konkrete Gewaltandrohung gegen meine Person, die mir ein anonymer Anrufer aufs Band gesprochen hatte, öffentlich gemacht hatte, ermittelte die Staatsanwaltschaft Mannheim gegen mich – wegen StGB § 201. Eingestellt wurde, weil man den Verursacher nicht ermitteln konnte. Soviel zu „überragendem öffentlichen Interesse“ – Gewaltandrohungen gegen „Blogger“ gehören wohl nicht dazu.
Jeder Vorfall dieser Art, ist im Einzelfall zu prüfen und so gut wie nie direkt vergleichbar.
Der FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache (49) war Vizekanzler und ist mittlerweile zurückgetreten. Dieser Schritt war zwingend, denn was in dem illegal in einer Villa auf Ibiza aufgenommenen Video zu sehen und zu hören war, lässt sich niemals rechtfertigen oder aussitzen. Wer derart ordinäres Zeug schwätzt, sich in Allmachtsphantasien ergeht und präpotent sich aufplustert, der hat nicht ansatzweise das Format, das es für ein solches Amt braucht – selbst wenn das, über was er geschwätzt hat, niemals in die Tat umgesetzt worden sein sollte.
Laut Medienberichten prüft die „österreichische Staatsanwaltschaft“ (gibt es die „Staatsanwaltschaft Österreich“?) nun, ob sich Herr Strache strafbar gemacht hat. Soweit mir bislang bekannt, ist dies nicht der Fall. Dummes Zeugs zu schwätzen, insbesondere alkoholisiert, dürfte auch im Nachbarland unter Meinungsfreiheit fallen. Interessant ist, dass die Österreicher nicht wegen der Verletzung des vertraulichen Wortes ermitteln, zumindest berichtet das kein Medium. Vielleicht gibt es diesen Paragrafen in Österreich ja auch nicht…
Wir kennen diese Nummer auch aus Deutschland. Damals, als der frühere Bild-Chefredakteur Kai Diekmann den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU) ans Messer lieferte, indem er eine private Sprachnachricht öffentlich machte. Der Politiker trat später zurück, obwohl es eigentlich keine wesentlichen Gründe dafür gab.
Wie groß war die Aufregung zur „Keylogger-Affäre“ bei der taz. Der frühere Redakteur Sebastian Heiser hatte wohl die Redaktion ausgespäht.
Riesenwirbel also immer dann, wenn Journalisten ausgespäht werden, wie auch im Fall der Leipziger Volkszeitung. Dann kreischen Medien gerne: „Skandal“. Bei diesen Skandalen ist aber kein Inhalt bekannt geworden, sondern nur, „dass abgehört wurde“. Werden andere ausgespäht, dann wird in diesen Medien im Brustton der Überzeugung behauptet, man erfülle eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, wenn man Inhalte wiedergebe. Eigentlich müsste ein solcher Spagat weh tun, aber da sind viele Medien sehr flexibel.
Das ist reichlich bigott und verweigert auch nur ansatzweise die Frage, was einen sauberen, ehrlichen und anständigen Journalismus eigentlich ausmacht? Und da hier klare Antworten fehlen, befindet sich der Journalismus unaufhaltbar in einer existenziellen Krise, nicht nur wegen fallender Auflagen und weniger Werbeeinnahmen.
Wer sich mit Mördern und Entführern in ein Auto setzt (Röbel, Gladbeck) oder mit Terroristen Kontakt hält (Aust, RAF) oder unter Vortäuschung falscher Tatsachen recherchiert und agiert (Wallraff, divers), hat meistens gute Anwälte und macht Journalismus zum Geschäft ohne Gewissen – zum Nachteil von allen anderen.
Journalismus ist Handwerk und sollte sauber betrieben werden. Alles andere ist Humbug und Theater. Und Journalismus steht niemals über den Gesetzen.
Letztlich führt es dazu, was mal kurz aufgeflammt ist, aber letztlich keinen mehr zu interessieren scheint. Die Fälschercausa Claas Relotius – hier vermisst man die aufklärerischen Artikel in der Süddeutschen und vor allem durch die interne Untersuchung beim Spiegel. Oder von Gruner + Jahr, wie der Journalismusprofessor Volker Lilienthal aktuell aufdeckte.
Relotius ist kein Einzelfall, auch, wenn man das so darstellen möchte. Es gab zuvor Tom Kummer oder die gefälschten Hitlertagebücher und geldgeile Medien, die Auflage vor Seriosität setzten. Und man kann dazu sehr, sehr viele Fälle bekannte Fälle aufzählen, die aber, soweit das möglich war, nie medial thematisiert wurden, weil man sich hinter den Kulissen geeinigt hat, Prozesskosten bezahlte. Die Causa Kachelmann hatte andere Dimensionen, da wurde es für den Springer-Verlag richtig teuer.
Auch das Caroline-Urteil ist zu nennen (bitte Suchmachine bemühen) – seitdem sind journalistische Fotoarbeiten extrem belastet, weil die Branche sich zuvor extrem entwickelt hatte und keinerlei Anstand mehr vorhanden war.
Die Schulz-Story im Spiegel war komplett daneben – wurde in der Branche aber hochgelobt. Was soll das, jemandem am Anschlag vorzuführen? Ist das Aufklärung, das als „Protokoll“ zu veröffentlichen? Welcher Politiker lässt sich noch begleiten, wenn man damit rechnen muss, derart bloß gestellt zu werden?
Welcher Politiker sucht noch ein Hintergrundgespräch, wenn man damit rechnen muss, vollständig ausgespäht zu werden, weil irgendwelche Karrieristen einen Preis oder eine bessere Anstellung oder einen hohen Preis für „brisantes“ Material suchen? Und wohin entwickeln sich demokratische Gesellschaften, wenn Parteien wie die SPÖ Personen wie Tal Silberstein beauftragen, eine Rufmordkampagne gegen den politischen Gegner zu fahren?
Leidtragend sind alle Medien, die sauber und unter vollständig anderen Bedingungen arbeiten, als die „Lei(t)dmedien“. Beispielsweise im Lokalen – denn da reist man nicht an, macht die „Hammerstory“ und reist wieder ab, man trifft sich wieder.
Doch auch hier gibt es Versuche, den „Großen“ nachzueifern, siehe eine Mannheimer Lokalzeitung, die immer mehr Auflage verliert und Anfang des Jahres einen „Scoop“ versuchte, der krachend gescheitert ist.
Leidtragend ist aber vor allem die Öffentlichkeit – denn irgendwann weiß man nicht mehr, was man glauben soll.
Damit bin ich im Lokalen und bei meiner Arbeit.
Gespräche wie mit den MWSP-Geschäftsführern Karl-Heinz Frings und Achim Judt oder einem neuen Oberbürgermeister Manuel Just (um nur aktuell ein paar Namen zu nennen) sind nur möglich, wenn man sich ehrlich und auf einer professionellen Ebene begegnet.
Vertrauen spielt dabei eine wesentliche Rolle. Ich vertraue darauf, dass ich ehrliche Aussagen erhalte und die Gesprächspartner, dass sie anständig wiedergegeben werden.
Das RNB hat verschiedene redaktionelle Regeln. Regel 1 ist: Traue keinem. Regel 2: Ohne Vertrauen ist alles nichts. Das sind die internen Spielregeln, mit denen das RNB gut fährt. Diese Regeln kommunizieren wir immer wieder – sie sind also transparent und damit bekannt.
Das Gespräch mit den beiden Geschäftsführern hat insgesamt in der veröffentlichten Form stattgefunden. Es gab einen Termin, der 75 Minuten dauerte, ich habe die Fragen gestellt, auf die geantwortet worden ist.
Die GBG und die MWSP sind Werkekunden beim RNB – darauf nehme ich im Zweifel keine Rücksicht, auch das ist allen Kunden bekannt.
Es gab zu keinem Zeitpunkt den Wunsch, etwas „vertraulich nur für Sie“ zu behandeln. Die Gesprächsatmosphäre war sehr konzentriert. Mit dabei waren die für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Mitarbeiter Christian Franke und Heiko Brohm. Das Gespräch wurde aufgenommen – angekündigt. Es wurde von mir redaktionell bearbeitet, da das gesprochene Wort immer in geschriebenes Wort umgewandelt werden muss. Dabei achte ich strikt darauf, so eng wie möglich am gesprochen Wort zu bleiben.
Das Gespräch wurde aufgezeichnet – was ich den Gesprächspartnern deutlich gemacht habe, um das Interview besser bearbeiten zu können.
Der Text ist mit rund 30.000 Anschlägen einer der längsten, die jemals auf dem RNB veröffentlicht worden sind (Zum Vergleich: Das sind 6-8 Seiten in einem Magazin). Er wurde „zur Ansicht“ übermittelt, mit der Möglichkeit, „Korrekturen“ vorzunehmen, um zu präzisieren. Es gab rund ein halbes Dutzend kleine sprachliche Veränderungen, die aus meiner Sicht ohne Probleme so übernommen werden konnten.
Transparenter kann man journalistisch nicht vorgehen. Das RNB arbeitet fair und verantwortlich und wird leider durch die allgemeine Entwicklung der Branche möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen. Dagegen verwahre ich mich als verantwortlicher Redakteur. Mit den dirty games der „Großen“ will ich nichts zu tun haben.
Und damit komme ich nochmals zur Causa Strache. Es ist vollständig alternativlos, dass dieser Mann und sein Adlatus Johann Gudenus zurücktreten mussten nach dieser Veröffentlichung. Aber: Wenn Journalisten sich zu Handlangern von Kriminellen machen, die geltende Gesetze bestens vorbereitet verletzen, dann machen sich Journalisten zu Handlangern von Kriminellen. Und das beschädigt „den Journalismus“ enorm. (Kurios ist, dass nunmehr Fotos aus den Videos im Umlauf sind, auf denen der russische „Lockvogel“ gepixelt wurde. Offenbar schützt man die „Persönlichkeitsrechte“ von Kriminellen als hoch ein.)
Die Süddeutsche und der Spiegel wollen das „Material“ nicht herausgeben und beziehen sich auf „Quellenschutz“ – das ist widerlich. Beide Redaktionen beschützen Kriminelle und gerieren sich als Rechteinhaber. Zudem ist äußerst fraglich, ob das Material auf die Quelle überhaupt schließen lässt, das ist eher unwahrscheinlich. Und die Botschaft ist fatal: Andere, die kriminelle Handlungen vorhaben, haben gelernt: Ja, die veröffentlichen das.
Ebenso die Mannheimer Lokalzeitung – da werden angebliche Informationen aus geschützten Gesprächen veröffentlicht, die nachweislich falsch sind und es erfolgt keine Reaktion. Keine Entschuldigung bei den Personen, die massiv unter Druck geraten sind. Keine Reflexion, möglicherweise einer falschen Quelle aufgesessen zu sein. Möglicherweise wurden Zitate auch einfach nur erfunden.
Die eigentliche Top-Story, wer einen solch erheblichen Aufwand betreibt, eine große Villa auf Ibiza anmietet, teure Autos davor stellt, das Gebäude mit Überwachungstechnik ausrüstet, einen Lockvogel und eine Übersetzerin anhäuert, trainiert, diese Story hat keiner. Das interessiert auch offenbar keins der Medien – warum nicht? Das war kein einfacher Streich, sondern ein erheblich umfangreich geplantes Manöver, wie man es nur aus Agentengeschichten kennt. Und das war sehr, sehr teuer, meiner Einschätzung nach deutlich im hohen sechsstelligen Bereich, zumal die Kontaktanbahung der angeblich russischen Oligarchen-Nichte sich über Monate hinzog.
Wenn diese Überlegungen überhaupt keine Rolle spielen, wird Journalismus zum Handlanger für andere Interessen.
Diese miesen journalistischen Methoden reiten die Branche in den Abgrund. Kurz vorm Sprung will es niemand gewesen sein.
Wenn die Branche am Ende ist, dann mache ich was anderes. Gärtnern beispielsweise. Da wühlt man auch im Dreck, aber in Erde und freut sich über eine schöne Ernte, die gesund ist und gut schmeckt.
Der Autor: Hardy Prothmann (52) arbeitet seit 1991 als freier Journalist. Von 1994-2008 war einer der Schwerpunkte die Berichterstattung über Medien – ökonomisch, politisch und auch handwerklich. 2003 stellte er die Zusammenarbeit mit einer großen Zeitung aus Frankfurt wegen mieser Honorare ein. 2004 verließ er ein Fachblatt für Radio- und Fernsehmacher, nachdem er unregelmäßigkeiten des Chefredakteurs zu Lasten der Mitarbeiter recherchiert hatte. 2006 stellte er die Zusammenarbeit mit einem großen Medienfachblatt ein – ebenfalls wegen mieser Honorare und ebenfalls fragwürdiger Methoden. 2009 gründete er das Heddesheimblog, aus dem das Rheinneckarblog wurde – Grund waren mangelhafte Recherchen einer Lokalzeitung.
Seit April 2018 berät er ein großes Unternehmen in der Region in Sachen Krisenkommunikation und Sicherheit – eine Berichterstattung zu diesem Unternehmen gibt es seither nicht mehr beim RNB. Zwei weitere Unternehmen bestellten in diesem Jahr eine Expertise zur Gefahrenabwehr. Diese Aufträge werden mit Präzision durchgeführt – nicht, um zu manipulieren, sondern um die Auftraggeber vor miesen journalistischen Methoden zu schützen. Wer sich für eine Beratung interessiert, schreibt bitte an verlagsleitung@rheinneckarblog.de.