Rhein-Neckar, 10. Juli 2018. (red/pro) Dieser Beitrag in der Reihe Montagsgedanken erscheint erst Dienstag, weil Montag keine Zeit war. Aber er ist wichtig, weil er sich mit der Mär einer doppelten Moral und zweierlei Mitleid befasst, dass eine Reihe von Medien ihren Nutzern einflößen will. Mit Jugendlichen Thais, in einer Höhle eingeschlossen, habe man Mitleid, mit Zuwanderern in Schlauchbooten nicht, und das wegen der Entfernung, so eine steile These in der Süddeutschen Zeitung. Der letzte Satz in diesem Artikel lautet: „Medien wie die Süddeutsche Zeitung untergraben mit blöden Meinungsartikeln rechtsstaatliche Prinzipien, indem sie die Moralkeule herausholen und auf die Tränendrüse drücken. Emotion, statt Information ist absolut schädlich.“
Von Hardy Prothmann
Warum das Mitleid mit den Flüchtlingen verdampft, ist so schnell erklärt wie die Empathie für die thailändischen Fußball-Jungs. Die Flüchtlinge sind den Europäern nahegerückt mit ihrem Elend und ihrer Not; die thailändischen Jungs sind ihnen unschuldig fern geblieben. Und aus der Nähe betrachtet, verlieren Elend und Not schnell ihre Unschuld. Mancher der Elenden will das schnelle Geld, der traumatisierte Verfolgte wird viel Unterstützung brauchen, vielleicht kommt gar ein Terrorist ins Land. Und wer da an den Küsten Europas landet, erinnert die Europäer daran, dass die Globalisierung, von der sie so sehr profitieren, auch ihren Preis haben könnte
schreibt Matthias Dobrinski allen Ernstes in der Süddeutschen Zeitung.
Was soll dieser Quatsch, dieser armselige Versuch einer moralischen Hirnwäsche? Wo und wie belegt der Autor, dass das Mitleid mit Flüchtlingen „verdampft“ sei? Gar bei den „Europäern“? Welche Flüchtlinge leben in Europa und „Not und Elend“? Herr Dobrinski schwurbelt, dass es eine „Empathie für die thailändischen Fußball-Jungs“ gebe und im nächsten Satz seien diese den „Europäern“ „unschuldig fern geblieben“? Gehts noch? Und jo, hier und da mal ein Terrorist, der ins Land kommt – das ist doch wohl nicht schlimm, oder was? Und die Globalisierung hat „ihren Preis“? Sakra.
Es sind solche unausgegorenen, moralinsauren Zeigefingeroberlehrerartikel, denen vielen Zeitungen sinkende Auflagen verdanken. Zu recht. Denn die Menschen wollen erstens keinen Blödsinn lesen und sich schon gar nicht abkanzeln lassen.
Allein der Vergleich hängt vollständig schief: In Thailand sind Schüler auf Ausflug unverschuldet in eine lebensbedrohliche Notlage geraten. Im Mittelmeer bringen sich Menschen vorsätzlich in eine Notlage, um illegal in andere Länder einreisen zu können. In Thailand produziert ein Heer von Medienvertretern eine Tränendrüsenstory nach der anderen, an einem einzelnen Ort, lokal begrenzt, das Mittelmeer hat tausende von Kilometern Küste und man kann keinen Übertragungswagen hinstellen und auch nicht eben mal kostengünstig hinreisen und nach der Tränendrüsenstory im Luxushotel nachschauen, wie die Quoten und die Klickzahlen sind.
Wie viele Menschen auf dem Weg nach Libyen ihr Leben in der Wüste verlieren, egal, ob durch Verdursten oder vom Lkw-Fallen oder durch räubernde Mörder, weiß niemand. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass da jemand eine offizielle Statistik führt. Wie viele in libyschen Lagern dahinvegetieren, missbraucht, gefoltert, versklavt werden, ist mir auch nicht bekannt. Selbes Statistikproblem.
Wie viele im Meer ertrinken, zweifle ich wegen statistischer Probleme an. Denn es gibt keine Passagierlisten und ich habe noch nichts darüber gelesen, dass Flüchtlingshelfer mal mehrere hundert Leichen geborgen und nach Europa überführt hätten. Human ist nicht nur, Menschen zu retten, sondern auch Leichen zu bergen und diese ordentlich zu bestatten. Oder habe ich da was falsch verstanden? Und wer das nicht tut, handelt also „inhuman“? Wo sind die Berger, die dafür sorgen, dass diese Menschen wenigstens ordentlich bestattet werden?
Viele der links ausgerichteten Medien meinen, wer die Rettungsaktionen in Frage stelle, betreibe vorsätzlich eine „Kriminalisierung“ von Rettern. Ich bin selbst „Seemann“, naja, ich habe den Seeküstenschifferschein, bin leidenschaftlicher Segler und selbstverständlich würde ich auch jeden retten, der in Seenot ist. Ich käme aber nie auf die Idee, gezielt nach Schiffbrüchigen zu suchen, die sich selbst in diese Lage bringen, mal abgesehen davon, dass es sich nicht um Schiffe, sondern um Schlauchboote handelt, was jetzt aber nur eine Detailbeobachtung ist. Ich würde auch niemanden an Bord nehmen, wenn das Seegefährt noch steuerbar ist. Dann würde ich anbieten, zu begleiten – und zwar zur nächstgelegenen Küste, also „back to Libya“.
Als Seemann weiß ich auch, was die Unterhaltung eines Schiffes kostet. Das ist sehr teuer. Die Crew kostet Geld. Auch freiwillige Helfer wollen essen und haben möglicherweise „zuhause“ ein Zuhause, das bezahlt werden will, denn sie verdienen ja kein Geld. Wer bezahlt das alles? Wird das alles über Spenden finanziert? Wer sind die Spender? Gibt es darüber transparent Informationen? Das sind nur erste Fragen, die von Medien wie der Süddeutschen Zeitung und anderen nicht gestellt werden.
Und es steht die bedeutende Frage im Raum, ob die „Retter“ immer mehr Menschen aufs Meer locken, die damit rechnen, gerettet zu werden. Befördern die Retter also das Geschäft der Schlepper? Gibt es gar Kooperationen? Mit Sicherheit wird das Geschäft der Schlepper befördert, ob es Kooperationen gibt, weiß ich nicht.
Es steht die Frage im Raum, ob man erst so und so viele Menschen ertrinken lassen sollte, um klar zu machen, das niemand mehr gerettet wird und sich niemand mehr in Gefahr begibt. Das wird als inhuman und verwerflich bezeichnet von linken Medien. Tatsache ist, dass jeder Mensch, der nicht mit totaler Dummheit ausgezeichnet ist, wissen muss, dass man nicht zu 140 Personen auf ein Schlauchboot gehen kann, um von Afrika nach Italien zu reisen. Dafür braucht es keinerlei Bildung, um zu erkennen, dass das ein tödliches Himmelfahrtsunternehmen ist. Man kann also umgekehrt die Frage stellen, ob nicht jeder Mensch, der sich auf Rettung verlässt, weil er davon ausgeht, dass Rettung kommt, aber ersäuft, auf das Konto der selbsternannten Retter geht, die in einem unsicheren legalen Raum Anreize schaffen, dass sich Menschen in diese Schlauboote setzen? Diese Frage muss gestellt werden.
Auf der Balkonroute konnte niemand ertrinken – bis auf die ganz kurze Strecke zwischen der Türkei und Griechenland. Hier wurde ein kleiner Junge „Symbol“ der Empörung. Es ist nicht bewiesen, aber es gibt viele Belege, dass dessen Vater für den Tod des Jungen verantwortlich ist, denn er hatte seine Familie diesem Risiko ausgesetzt und ohne Schwimmwesten auf das Schlauchboot gebracht. Die Familie war in der Türkei in Sicherheit – die Entscheidung, den Weg über das Meer nach Griechenland zu nehmen, hat weder Krieg, noch Folter, noch Verfolgung ausgelöst. Den meisten Medien war das egal. Der kleine Junge, ertrunken, am Strand, mit dem Kopf im Sand war ein zu „schönes“ Emo-Bild. Damit konnte man Auflage machen – Informationen, Hintergründe erstmal egal. Erzählt wurde mit dem Symbolbild die angebliche Herzlosigkeit Europas – die zutreffende Geschichte, dass ein verantwortungsloser Vater für den Tod seiner Kinder und seiner Frau verantwortlich ist, hat kaum noch jemanden interessiert.
Die allermeisten „Flüchtlinge“, die über Libyen ihr „Glück“ übers Meer versuchen, sind weder Kriegsflüchtlinge, noch politische Asylsuchende. Sie hoffen auf ein besseres Leben in Europa und fliehen schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Und viele haben in Europa nicht vor, sich ein neues Leben aufzubauen, sondern die europäischen Systeme auszunutzen. Ob in der sozialen Hängematte oder kriminell oder beides.
Interessant ist der Wandel der Topoi. 2015 wurde erzählt, es kämen „Facharbeiter“ und „Ärzte“. Jetzt wird erzählt, es kämen Menschen, die man retten müsse.
Gut. Darauf kann man sich einlassen. Die Flüchtlingsretter sollten dann aber dringend abdrehen und den Weg nach Venezuela suchen, denn dort brennt die Hütte mal so richtig. Mexico ist auch ein Zielland, wo jede Hilfe dringender gebraucht wird.
Was wirklich ätzend ist, ist das Fehlen einer politischen Agenda, die von Europa ausgeht. Selbstverständlich sind die nordafrikanischen Länder unsere Nachbarstaaten. Das Mittelmeer kann man als weite Grenze oder als Pfütze betrachten. Es ist die Grenze. Und diese wird illegal überwunden. Dabei sterben ohne „Schießbefehl“ viele Menschen, die nicht sterben müssten, wenn politisch Verantwortliche wie Frau Merkel und andere dafür gesorgt hätten, dass es „Hotspots“ gibt, dass es eine gesteuerte Einwanderung gibt, bei der man weiß, wer kommt, was er kann und wo er oder sie gebraucht wird oder sich entwickeln kann.
In Mannheim haben wir ein enormes Kriminalitätsproblem mit Gambiern, die kein Recht auf Asyl und kein Recht als anerkannte Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention haben. Sie sind trotzdem hier, verchecken Drogen, belasten die Justiz enorm und sorgen für horrende Kosten. Ebenso Leute den Maghreb-Staaten.
Das geht alles auf das Konto von CDU/CSU und SPD, die in den vergangenen Jahren genau nichts geleistet haben, um hier Probleme zu lösen. Die AfD hat genau keine Gutschrift auf dem Konto, weil auch hier nichts geleistet worden ist, was als Problemlösung bezeichnet werden könnte. Die größte Lastschrift haben die Grünen, die vollständig deppert „Refugees welcome“ gröhlen – ohne Sinn und Verstand.
Eine Politik, die nur von „Mitleid“ geleitet wird, kann keine „leidigen“ Entscheidungen treffen. Man kann es auch im rechtsstaatlichen System der Bundesrepublik Deutschland nie allen recht machen und man muss Recht auch durchsetzen. Es gibt nicht nur Grenzen des Mitleids, sondern auch Staatsgrenzen und Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, weil sonst Verteidigung erfolgt.
Die Idee und der Status der innereuropäisch offenen Grenzen ist ein großer Fortschritt mit Modellcharakter, der aber nicht durch illegale Einwanderer ad absurdum geführt werden darf. Freiheit braucht immer Verantwortung und wenn Freiheit missbraucht wird, muss es verantwortlich Antworten geben.
Sprüche wie „Kein Mensch ist illegal“ sind Hohlsinn. Jeder Mensch, der illegal gegen rechtsstaatliche Prinzipien handelt, ist ein Illegaler. Punkt. Ohne Ausweispapiere und ohne Asyl- oder Flüchtlingsgründe in ein Land einzureisen, ist ein illegaler Akt. Wer tatsächlich politisch verfolgt ist oder nach der Genfer Flüchtlingskonvention ein solcher ist, hat das Recht auf Schutz. Alle anderen nicht.
Das ist eigentlich einfach zu verstehen, spätestens dann, wenn die Humanitätskeule kommt, nicht mehr. Dann wird alles Rechtsstaatliche sehr schnell sehr egal. Ein Rechtsstaat kann aber nur funktionieren, wenn nicht alles egal ist.
Medien wie die Süddeutsche Zeitung untergraben mit blöden Meinungsartikeln rechtsstaatliche Prinzipien, indem sie die Moralkeule herausholen und auf die Tränendrüse drücken. Emotion, statt Information ist absolut schädlich.