Mannheim/Rhein-Neckar, 10. Juli 2018. (red/pro) Am kommenden Freitag stellt die GBG wie in den vergangenen Jahren erneut eine erfolgreiche Bilanz zum Geschäftsjahr 2017 vor. Bei einer Bilanzsumme von 717 Millionen Euro hat sie 2017 10,5 Millionen Euro Jahresüberschuss (+9 Prozent) und einen Bilanzgewinn von 6,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Karl-Heinz Frings (54) ist seit 2015 Geschäftsführer. Die GBG ist eine Erfolgsstory und Herr Frings liefert sehr gute Zahlen, hat aber auch enorme Herausforderungen zu bewältigen. Im Interview erläutert er die Aufgaben.
Interview: Hardy Prothmann
Herr Frings, Sie sind seit 2015 Geschäftsführer der GBG und legen jedes Jahr bessere Ergebnisse vor. Wie machen Sie das?
Karl-Heinz Frings: Wir haben erstens sehr gute Mitarbeiter und zweitens Themen, die nicht nur unglaublich spannend, sondern auch wichtig für die Marktentwicklung und Stadtentwicklung in Mannheim sind. Und wenn das alles zusammen kommt, völlig unabhängig von mir, kann daraus Gutes erwachsen. Gute Jahresergebnisse heißt für uns: Wir können in die Bestandserneuerung investieren. Im vergangenen Jahr waren das 65 Millionen Euro. Das steigern wird dieses Jahr auf 70 Millionen Euro.
Die Aufgabe ist nicht höchstmöglicher Profit
Wenn die GBG keine städtische, sondern eine private Gesellschaft wäre, wie würde das Ergebnis dann aussehen?
Frings: Enorm deutlicher positiv. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, den höchstmöglichen Ertrag zu erzielen. 90 Prozent unserer Wohnungen liegen mit Durchschnitt 6,19 Euro unter dem Mietpreisspiegel von 7,05 Euro.
Sie sorgen also für günstigen Wohnraum. Trotzdem investieren Sie auch in andere Segmente.
Frings: Richtig. Wir haben sehr erfolgreich andere Wohnungsangebote geschaffen – meist im mittleren Preissegment. Angebote für Familien, auch Eigentum. Hier besteht viel Bedarf.
Berechtigte Kritik ist in Ordnung
Die Investitionen in mittlere und höhere Segmente erzeugt aber mancherorts Kritik.
Frings: Dabei wird unser breiter Auftrag übersehen. Es geht nicht nur darum, Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen. Günstigen Wohnraum bieten wir in hoher Zahl an und haben beispielsweise im vergangen Jahr nur Preissteigerungen von 0,9 Prozent. Aber wir entwickeln auch andere Objekte wie T4 in höherwertigen Lagen, denn auch hier gibt es einen entsprechenden Bedarf. Und wir müssen Geld verdienen, um in den Bestand investieren zu können. Mit berechtigter Kritik setzen wir uns immer auseinander, ansonsten freue ich mich über den sehr hohen Zuspruch zur GBG und ihren Mitarbeitern. Über unseren Kundenservice sind wir in sehr gutem Kontakt zu unseren Mietern.
Das Projekt Main-Kinzig/Carl-Benz-Straße war sehr umstritten.
Frings: Dafür habe ich volles Verständnis, wenn Mieter, die da Jahre und Jahrzehnte gewohnt haben, plötzlich wegziehen müssen, weil wir einreißen und neu bauen. Alle Angebote, die wir gemacht haben, andere modernisierte Wohnungen oder Umzugshilfen, verhindern ja nicht, dass jemand sein Leben komplett umstellen muss. Das ist schwer für die betroffenen Menschen, aber da haben wir umfassend geholfen.
Ohne Fördermittel gibt es keinen bezahlbaren Wohnraum
Welche Mieten muss man bei Neubauten nehmen, um wirtschaftlich zu investieren? Und wie verhält sich das zur Vorgabe, 30 Prozent „bezahlbar“ zu bauen?
Frings: Bei einem „normalen“ Bau 10,50 bis 11 Euro. Also deutlich über dem, was den Mietpreisspiegel ausmacht und was wir im Durchschnitt nehmen. Um bezahlbaren Neubau zu schaffen, setzen wir intensiv Fördermittel ein.
Die GBG investiert auch gezielt in Problemimmobilien, Beispiel Jungbusch, Beilstraße und Hafenstraße. Warum?
Frings: Das ist ein politischer Auftrag. In Kürze ziehen in der Beilstraße Familien ein. Wir haben hier 3.000 Euro pro Quadratmeter investiert, nehmen aber nur 7,50 Euro Miete pro Quadratmeter. Das ist eigentlich vollständig unwirtschaftlich, aber durch die „Akupunktur“ werten wir auch die Umgebung auf, weil aus Problemimmobilien stabile Objekte werden. Auch das ist unsere Aufgabe, die Privatinvestoren nicht leisten. In der Hafenstraße 66 bauen wir neu, weil die Substanz einfach zu schlecht ist. Das sind übrigens zwei Projekte, an denen man die Problematik erkennt: Vollständig runtergewirtschaftet, über Jahrzehnte keine Investition in die Substanz führt zu massiven Schäden und ohne unser Engagement letztlich zum Verlust von Wohnraum.
Ohne Franklin wären wir in Not
Das gilt insbesondere auch für die Neckarstadt-West. Was muss hier angepackt werden?
Frings: Die Mittelstraße als zentrale Achse. Hier sind wir auch schon mit mehreren Objekten aktiv. Außerdem muss der Neumarkt als zentraler Ort aufgewertet werden, ein erster Anfang war der Kulturkiosk. Das Marchivum ist ein Glanzpunkt und die Öffnung zum Neckar hin wird eine weitere positive Dynamik entwickeln. Als gewaltiges Problem bleibt der ruhende Verkehr.
Das größte städtebauliche Projekt ist Franklin, wo die GBG ebenfalls investiert. Wie wichtig ist das für die Stadt?
Frings: Ohne Franklin und später Spinelli wären wir auf einen Notstand zugelaufen. Die rund 4.000 Wohneinheiten, die zunächst auf Franklin entstehen und die weiteren auf Spinelli werden sich sehr positiv auswirken. Zum einen kommen neue Menschen nach Mannheim, aber viel mehr wird es Sickereffekte geben. Wir schätzen, dass 70 Prozent Mannheimer sind, die nach Franklin und Spinelli ^wechseln. Die machen woanders Wohnraum frei, der wieder für andere zur Verfügung steht.
Es geht nicht nur um Wohnen, sondern um Aufenthaltsqualität
Die GBG engagiert sich auch gesellschaftlich durch Sponsoring oder Wandkunst. Warum?
Frings: Mit unseren kulturellen, sportlichen oder sozialen Projekten erzeugen wir Quartiersverbesserungen. Wir haben als städtisches Unternehmen nicht nur die Wohn-, sondern auch die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum im Blick.
Die BBS kümmert sich als Tochter der GBG um die rund 80 Schulen mit 200 Gebäuden. Wie ist der Stand der Dinge?
Frings: Wir haben in der Sanierung und Modernisierung von Schulen auf Jahre noch viel zu tun. Das ist eine Mammutaufgabe. Neben Modernisierung und Sanierung und Neubauten bringen wir hier wie auch woanders die Digitalisierung voran.
Warum?
Frings: Die Digitalisierung bietet enorme Vorteile, über gewonnene Daten das Immobilienmanagement entscheidend zu verbessern. Auf Franklin haben wir beispielsweise zwei Immobilien nach unterschiedlichen Standards saniert und werden genau auswerten können, welche Ergebnisse es bei der Energieeffizienz gibt, was einerseits dem Klimaschutz dient, aber sich auch auf die „zweite Miete“, also die Nebenkosten auswirkt.
Info: Die GBG ist die größte städtische Wohnungsbaugesellschaft im Südwesten. Sie hält knapp 19.000 Wohnungen mit rund 45.000 Mietern sowie Gewerbeimmobilien. Aktuell baut sie das neue Technische Rathaus im Glücksteinquartier (Investition: 93 Millionen Euro). Sie hat einige Töchter – wie die MWSP, die für die Entwicklung der Konversionsflächen verantwortlich ist und die BBS, die die Mannheimer Schulen betreut.
Anm. d. Red.: Herr Frings ist aus unserer Sicht ein angenehmer und sehr konzentrierter Gesprächspartner. Immer konzentriert und bestens vorbereitet. Seine Bilanzen können sich sehen lassen und zeigen neben dem verantwortlichen Auftrag, die kommunale GBG als private Gesellschaft wirtschaftlich gut zu betreiben auch den Willen, sozialpolitisch aktiv zu sein. Diese Sicht wird auch überwiegend politisch geteilt – die GBG ist ein Mannheimer „Pfund“ von herausragender Bedeutung. Es gab viele politische Angriffe auf die GBG, die wir nach Recherche nicht nur nicht bestätigen konnten, sondern als politische Agitation eingeordnet haben. Interessierte Leser wissen, was und wen wir damit meinen. Die GBG ist einer unserer Werbepartner. Wir scheuen – wie aktuell mit einem anderen städtischen, früheren Werbepartner belegt – keinen Konflikt und trennen streng zwischen Redaktion und Verlagsgeschäft. Auf dieser Basis ist das Verhältnis zur GBG nicht nur absolut einwandfrei, ganz im Gegenteil betonen wir den sehr professionellen Umgang. Kleine Änderungswünsche am Text wurden mit „wenn das für Sie in Ordnung geht“ und „das ist ja Ihr Text“ vom Pressesprecher Christian Franke herausragend respektvoll behandelt. RNB-Leser/innen lesen nicht häufig solch einen Nachtrag und wissen diesen wohlwollend einzuordnen. Das RNB steht für kritische Inhalte – Kritik wird oft als Tadel missverstanden, Kritik kann auch ein Lob sein. Kritik heißt, sich auseinanderzusetzen.