Ludwigshafen/Mannheim/Rhein-Neckar, 22. Juni 2013. (red) Aktualisiert. Seit kurz nach 13:00 Uhr steht eine riesige schwarze Rauchsäule über Ludwigshafen und Mannheim. In der Ludwigshafener Hafenstraße steht eine Lagerhalle eines BASF-Dienstleisters im Vollbrand (Korrekturhinweis: In der ersten Version haben wir von einer „BASF-Lagerhalle“ berichtet – es handelt sich um einen Dienstleister, der hier BASF-Produkte umschlägt). Die Polizei evakuiert aktuell die Bewohner der Ludwigshafener Parkinsel. Teile der Mannheimer Innenstadt sind so stark verdunkelt, dass es wirkt als wäre es spät am Abend. Die Stadt Mannheim hat insbesondere Innenstadtbewohner aufgefordert, den Aufenthalt im Freien zu meiden und Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Von Hardy Prothmann
Die rund 200 Meter lange Halle auf der Ludwigshafener Parkinsel brennt lichterloh. Selbst gut zweihundert Meter über einen Rheinkanal hinweg kann man die enorme Hitze spüren. Ein ohrenbetäubender Krach begleitet die Szenerie: Die BASF hat ihren Turbolöscher im Einsatz. Es handelt sich dabei um ein Aerosollöschfahrzeug, das bis zu 7.000 Liter Wasser pro Minute vernebeln und bis zu 120 Meter weit sprühen kann. Man kann allerdings nicht erkennen, dass dieses als weltweit modernstes Löschfahrzeug irgendetwas ausrichten kann.
Die Flammen schlagen 40 bis 50 Meter hoch aus dem Gebäude. Die schwarze, gigantische Rauchsäule quillt aus dem Gebäude, als fände sie immer neue Nahrung. Der Rauch wabert dicht und unheimlich. Einige hundert Meter hoch zieht sich die Säule in den Himmel. Es geht ein frischer Wind, der das Feuer anheizt und den Rauch über den Rhein nach Mannheim treibt.
Dort haben die Behörden umgehend reagiert: Stadt und Polizei warnen die Bevölkerung und fordern diese auf, Fenster und Türen zu schließen und vor allem in den Quartieren am Rhein und in der Innenstadt den Aufenthalt im Freien zu meiden. Luftmessungen sind angeordnet – Rundfunkwarnungen werden vorbereitet.
Ganz anders in Ludwigshafen. Die Polizei ist lange nicht zu erreichen, die Pressesprecher sind im Wochenende. Die BASF gibt keine Auskunft und auch die Berufsfeuerwehr ist nicht zu erreichen. Anstatt großräumig abzusperren, lässt die Polizei die Menschen durch. Überall zwischen den Gebäuden bilden sich große Trauben. Alte, Junge, Frauen, Kinder, die das Schauspiel beobachten. Erst gegen 15 Uhr erweitert die Polizei, die selbst Gasmasken trägt, den Absperrbereich. In der Nachbarschaft des Brandorts stehen dutzende neuer Villen – die Parkinsel ist ein Wohngebiet für sehr wohlbetuchte Menschen, denen jetzt bewusst geworden sein dürfte, dass sie zwar in idyllischer Lage am Rhein, aber neben einem Industriegebiet gebaut haben.
Aktualisierung, 17:40 Uhr: Am späten Nachmittag informiert die Berufsfeuerwehr über ein Info-Telefon, dass man unter 0621/5708-6000 erreichen kann. Informationen gibt es auch unter www.ludwigshafen.de:
Mittlerweile ist im Bereich Parkinsel Sirenenalarm ausgelöst und die Evakuierung des nördlichen Teils der Parkinsel angeordnet worden. Die Sirenen wurden um 14.56 Uhr ausgelöst. Die Evakuierung wurde angeordnet, weil sich der Rauch mittlerweile in Bodennähe ausbreitet. Zuvor zog der Rauch in höhere Luftschichten ab.
Was brennt? Die einen sagen „irgendein Granulat“ für die Düngemittelproduktion. Andere Styropor. Nichts genaues weiß man nicht. Ich habe selten eine so schlechte Organisation erlebt. Überall fragen sich die Menschen, was da los ist. Überall stehen sie, mit gezückten Mobilgeräten, schauen in den Himmel und sind besorgt, weil der Rauch überhaupt nicht weniger werden will und sich über Mannheim mittlerweile eine dunkle, sehr, sehr große Wolke gebildet hat. Über eine Feuerwehrquelle erfahren wir endlich, dass dort Dämmstoffe gelagert werden.
Anlieger berichten, dass vor nicht allzu langer Zeit erst das komplette Dach mit einer Solaranlage bestückt worden war. Dabei handelt es sich, soweit man das abschätzen kann, um eine vergleichsweise kleine Halle – die Auswirkungen hingegen sind enorm. Die Berufsfeuerwehr Ludwigshafen ist im Einsatz, die BASF-Werksfeuerwehr und überall Polizei. Doch das Hafengebiet in Ludwigshafen ist sehr großflächig – die Absperrungen wirken chaotisch.
Um 18:00 Uhr will die Feuerwehr eine Pressekonferenz geben.