Ilvesheim, 18. Juni 2013. (red/ld) Ein Einsatz der besonderen Art erwartete die Feuerwehrleute am vergangenen Samstag, 15. Juni. Um 14:00 Uhr wurde die Feuerwehr Ilvesheim alarmiert: In der Schlossschule ist ein Brand im Erdgeschoss der Abteilung für geistig behinderte Menschen ausgebrochen. 40 Kinder werden dort von 40 Lehr- und Fachkräften betreut und unterrichtet. Die Lage ist dramatisch: Die Feuerwehren Ladenburg, Edingen-Neckarhausen, Heddesheim, Schriesheim-Altenbach und Dossenheim sowie der Werksfeuerwehr CBL und der Berufsfeuerwehr Mannheim werden alarmiert. Ebenso das DRK Ilvesheim, die Schnelleinsatzgruppen von DRK und Johanniter und die Polizei. Insgesamt sind 33 Fahrzeuge und 130 Helfer im Einsatz. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger verfolgen die Rettungsaktion. Wir haben Eindrücke von der Übung gesammelt.
Von Lydia Dartsch
Ein Großteil des Gebäudes und der Fluchtwege sind stark verraucht. Die Trupps des ersten Löschfahrzeuges aus Ilvesheim schützen sich mit Atemmasken vor dem giftigen Rauch, wegen dem sie im Innern des Gebäudes nichts sehen können. Sie kriechen über den Boden, versuchen „unter“ dem Rauch voranzukommen. Um die Einsatzsituation so realitätsnah wie möglich zu halten, sind ihre Masken mit einer Folie verklebt. Nach und nach durchsuchen die Trupps der eingetroffenen Feuerwehren das Gebäude.
Unter den Rauchschwaden zeigt sich den Feuerwehrleuten das Ausmaß des Brandes: Schülerinnen und Schüler – dargestellt von Mitgliedern der Jugendfeuerwehren – sind in den Räumlichkeiten eingeschlossen. Manche liegen verletzt auf dem Boden. Einige sind bewusstlos. Dort, wo die Konzentration an Kohlendioxid und Kohlenmonoxid am höchsten ist. Die Kinder sind in absoluter Lebensgefahr. Sie müssen so schnell wie möglich ins Freie gebracht und dort versorgt, beatmet oder sogar reanimiert werden.
Eine besondere Situation
In der Schlossschule Ilvesheim werden mehrfach behinderte Menschen unterrichtet. Für beide Seiten – Einsätzkräfte wie Schüler – ist so eine Rettungssituation besonders schwierig:
Für sie sehen die Einsatzräfte mit ihren Atemgeräten und Helmen aus wie Marsmenschen. Da fällt es ihnen sehr schwer, Vertrauen zu den Rettern zu fassen, und mitzugehen,
sagt Hans-August Wittmann von der Feuerwehr Ilvesheim. Es bestehe sogar die Gefahr, dass sie sich gegen den Rettungsversuch wehren. Zwar werden die Feuerwehrleute bei solchen Übungen auf solche Situationen vorbereitet, doch nicht immer gibt es Zeit für eine behutsame Annäherung:
Je nachdem, wie stark es brennt, kann man versuchen, Vertrauen zu den Menschen aufzubauen oder man muss sie einfach aus dem Gebäude tragen,
sagt Herr Wittmann.
Um Schülerinnen und Schüler der Schlossschule an die Rettungskräfte zu gewöhnen, werden sie im Schulalltag regelmäßig miteinander bekannt gemacht. Das macht es für beide Seiten einfacher.
An der Übung am Samstag nehmen sogar zwei Schüler und eine Schülerin als Opfer teil, um sich retten zu lassen. Aus dem Erdgeschoss werden insgesamt fünf bewusstlose Personen gerettet, aus dem ersten Obergeschoss zehn. Weitere 16 Personen stehen hilfesuchend an den Fenstern und werden über Drehleitern aus dem Gebäude geholt.