Hockenheim/Böhl-Iggelheim/Ludwigshafen/Mannheim, 18. Juli 2019. (red/pro) Bislang hat die Polizei zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung erhalten, aber keine “heiße Spur”, wer den Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer (67) im Hof seines Wohnhauses im rheinland-pfälzischen Böhl-Iggelheim niedergeschlagen hat. Herr Gummer erlitt einen Kieferbruch und fiel durch den Niederschlag auf den Kopf. Er wird auf einer Intensivstation eines Klinikums behandelt.
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Von Hardy Prothmann
Am Mittwoch hat das Polizeipräsidium Rheinpfalz die Personenbeschreibung des mutmaßlichen Täters, der am 15. Juli 2019, gegen 20:30 Uhr auf dessen Anwesen niedergeschlagen haben soll, worauf dieser “ungebremst” zu Boden ging und mit dem Kopf aufgeschlagen ist, verändert:
männlich,30 – 40 Jahre alt,170-180 cm groß, nordafrikanisch-arabisches Erscheinungsbild.
Am Dienstag, den 16. Juli 2019 lautete die Beschreibung so:
Männlich, ca. 40 Jahre alt, etwa 1,65 m groß, dunkelhäutig und schlank. Der Mann hat kurze schwarze Haare und sprach deutsch mit leichtem Akzent. Bekleidet war er mit einer schwarzen Hose und einer roten Jacke.
Keine Spur zum flüchtigen Täter
Bislang gibt es trotz zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung laut Polizeisprecherin Sandra Giertzsch keine “heiße Spur”. Es gibt aber nach RNB-Informationen bislang auch keine Ermittlungsgruppe oder gar eine BAO (Besondere Aufbau-Organisation). Eine solche wird regelmäßig eingerichtet, wenn die allgemeine Aufbauorganisation der Polizei nicht ausreicht – ob durch einen erhöhten Kräftebedarf, die Einsatzdauer oder um eine einheitliche Führung bei unterschiedlichen Zuständigkeiten zu gewährleisten.
Ein Angriff auf einen amtierenden Oberbürgermeister in Baden-Württemberg an dessen Privatwohnsitz im Rhein-Pfalz-Kreis bei, wofür das Polizeipräsidium Rheinpfalz zuständig ist, während für den Amtssitz das Polizeipräsidium Mannheim zuständig ist, bei fehlen einer heißen Spur des flüchtigen Täters ist aus Sicht des RNB Grund genug, eine BAO zu bilden. Warum dies nicht der Fall ist, erschließt sich nicht.
Der Fall ist politisch – weil der Täter kein “Nazi”, sondern ein Flüchtling sein könnte
Die Präzisierung der Beschreibung des Tatverdächtigen legt den Schluss nahe, dass es sich um eine zugewanderte Person, möglicherweise einen “Flüchtling” handelt. Ist das der Grund für die Zurückhaltung?
Zwar sind Ludwigshafener Ermittler der Kriminalpolizei an dem Fall dran – weil es sich möglicherweise um eine “politisch motivierte Kriminalität” (PMK) handeln könnte, aber ist das wahrscheinlich? Nach den vorliegenden Informationen eher nicht.
Damit ist der Fall “politisch” nicht mit dem Mord an Regierungspräsident Lübcke vergleichbar, wie dies häufig in Berichten der Fall ist. Vergleichbar ist nur, dass es Angriffe auf Amtsträger gibt, was erheblich verstören muss, weil das niemals Angriffe gegen eine Person aus “individuellen” Gründen sind, sondern gegen den Staat.
Gewalt gegen die Bevölkerung wurde relativiert – gegen Funktionsträger nicht
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat sich zur Sache geäußert und meint zu Recht:
Gewalt ist immer und in jedem Fall absolut verabscheuungswürdig. Auch und gerade Gewalt gegen Menschen, die für unsere Gesellschaft Verantwortung tragen, in unseren Kreisen, Städten, Gemeinden, ist widerwärtig und nicht zu tolerieren.
Nach Analyse des RNB ist der Tatverdächtige vermutlich in Hockenheim oder Umgebung zu suchen und zu finden. Böhl-Iggelheim ist der Ort, wo das Opfer Dieter Gummer privat wohnt. Er ist dort einfacher Bürger ohne politische Relevanz. In Hockenheim gibt es mehrere Flüchtlingsunterkünfte und insbesondere eine ist als Quartier für massiven Drogenhandel in der Vergangenheit mehrfach aufgefallen.
Es muss irgendeine “Täter-Opfer-Beziehung” geben
Die Polizei hat aktuell nach unseren Recherchen noch kein Motiv für den Angriff ausmachen können – das RNB vermutet, dass es eine “Beziehung” geben muss. Zwischen dem Täter und dem Opfer – welcher Art diese ist, ist offen und Spekulation. Vermuten kann man aber, dass der Täter in irgendeiner Weise durch Amtshandlungen der Stadt Hockenheim eine Aggression gegen den Oberbürgermeister entwickelt hat, die zur Tat führte. Auszuschließen ist nach den aktuell verfügbaren Informationen eine impulsive Gewalttat, wie man sie bei Volksfesten unter Alkoholeinfluss findet oder eine “Beziehungstat”, weil Täter und Opfer wie auch immer in Verbindung standen, sich Streit entwickelte, der eskalierte.
Nach den aktuellen Informationen hat der Täter gezielt das Wohnanwesen von Dieter Gummer in Böhl-Iggelheim zu Fuß aufgesucht, angeblich ein Gespräch gesucht und dann unvermittelt brutal zugeschlagen. Er wollte nichts rauben, er wollte nicht in die Wohnung eindringen – Herr Gummer persönlich war Ziel der Attacke.
Es gibt harte Merkmale zum Täter
Die Personenbeschreibungen der Polizei müssen verständig eingeordnet werden. Die Merkmale schwarze Hose, rote Jacke sind veränderbar, wenn der Täter diese Kleidung nur ein Mal getragen hat oder wenn er sie wegwirft. Auch ein “Akzent” kann vorgetäuscht sein.
Harte Merkmale sind Körpergröße, Statur, Hautfarbe. Nach aktuellen, präzisierten Informationen sucht die Polizei einen Mann nordafrikanischen Phänotyps. Etwa 30-40 Jahre alt, was auch eine unsichere Information ist, weil die deutsche Bevölkerung zu wenig Erfahrung hat, das Alter von Afrikanern oder Asiaten einzuschätzen. Häufig werden diese jünger geschätzt. Der Täter kann also auch deutlich über 40 Jahre alt sein.
Ein wesentlicher Hinweis ist, dass der Täter sich wohl auf Deutsch artikulieren konnte – damit kann man davon ausgehen, dass der Täter bereits länger in Deutschland lebt. Um ein Sprachniveau zu erreichen, dass “Deutsch mit leichtem Akzent” erreicht, kann man von mehreren Jahren ausgehen, also mindestens zwei bis fünf Jahre.
Auch die Beschreibung als “schlank” ist nicht ohne weiteres veränderbar. Man kann beim Dialekt täuschen, die Kleidung wechseln, die Haarfarbe verändern, den Haarschnitt sowieso, aber nicht die Figur. Ebenso ist es unmöglich, die Körpergröße wesentlich zu verändern.
Harte Arbeit für die Polizei
Natürlich ist es vorstellbar, dass der Täter noch nie polizeilich in Erscheinung getreten ist und wegen irgendeines Umstandes “ausgerastet” ist. Dies ist aber wenig wahrscheinlich. Vielmehr ist plausibel, dass der Täter schon durch Gewalt auffällig war. Niemand, der sich ärgert, greift einen Menschen einfach so massiv an, dass dieser einen Kieferbruch erleidet – eine solche Attacke gibt den Hinweis, dass jemand bereit ist, massiv zuzuschlagen. Und zwar geplant und nicht impulsiv.
Nach Angaben der Stadt Hockenheim gab es keinerlei Bedrohungslagen gegen den Oberbürgermeister Dieter Gummer – oder wurden diese nur nicht erkannt? Der Staatsschutz in Mannheim recherchiert nach RNB-Informationen auf Hochtouren, ob es möglicherweise Konflikte in der Vergangenheit gab, die “einen Hass ausgelöst haben könnten”.
Innenminister Thomas Strobl meldet sich zu Wort:
Das geht übrigens bereits bei der Verrohung der Sprache los. Aus Worten werden Taten. Deshalb gilt auch hier: Wehret den Anfängen.
Im Kontext ist damit wohl die AfD gemeint – nach aktueller Informationslage kann man davon ausgehen, dass der Täter nichts mit der AfD zu tun hat, möglicherweise aber mit Kreisen, die meinen “alle Flüchtlinge sind willkommen und wer dagegen ist, ist ein Nazi”.
Können aus Worten der “politisch Korrekten” auch Taten erfolgen? Wenn aus Worten Taten folgen, muss diese These überprüft werden. Vor allem systematisch, was radikalisierte Einzeltäter angeht oder radikale Gruppen oder gar Organisationen.
Der Fall Gummer ist nicht vergleichbar mit dem Mordfall Lübcke
Bemerkenswert ist, dass es im Fall Gummer keine Empörungswelle gibt – denn allem Anschein nach handelt es sich nicht um die Tat eines klassischen Rechtsextremen. Verstört das das Weltbild, dass eine “linke” Medienlandschaft sonst gerne vehement transportiert?
Oder verstört es das Weltbild, dass alle Flüchtlinge schutzbedürftige Menschen sind und daher gar nicht vorstellbar ist, dass von diesen Gefahr ausgehen könnte?
Üblicherweise sind die Newsportale voll von “Einordnungen”, wenn es um “rechte” Gewalttäter geht – warum ist das im Fall Gummer nicht so?
Das RNB steht für einen faktenbezogenen, analytischen Journalismus, der sich kritisch traut, jede These, auch gegen Widerstände, in Frage zu stellen. Wir machen immer deutlich, was faktisch gesichert ist und was Spekulation. So auch in diesem Artikel.
Gute Nachricht – OB Gummer ist nicht in Lebensgefahr!
Guter Journalismus muss immer auch “spekulieren” – was wäre wenn, ist eine wesentliche Frage. Die Hauptfrage ist: Was stimmt? Unsere erste Redaktionsregel heißt: Vertraue keinem!, die zweite: Ohne Vertrauen ist alles nichts. Dieses Paradoxon ist für RNB der Arbeitsleitfaden.
Oberbürgermeister Dieter Gummer ist offenbar nicht mehr in Lebensgefahr – das ist die aktuell einzige positive Nachricht.
Die Polizei wertet, so hoffen wir, alle verfügbaren Informationen aus, um den Täter zu identifizieren und verhaften zu können. Dazu gehören natürlich Videoaufnahmen auf Bahnhöfen, denn irgendwie muss der Täter ja nach Böhl-Iggelheim gekommen sein. Im Ort selbst sind wenige Videokameras installiert.
Das Merkmal “nordafrikanischer” Phänotyp, 30-40 Jahre alt, 170-180 Zentimeter groß ist wenig hilfreich – das sind vermutlich zehntausende, die in den vergangenen Jahren überwiegend illegal nach Deutschland eingereist sind.
Wenn die Polizei nicht bald liefert, wird es sehr politisch
Dass der Täter offenbar deutsch sprechen kann, grenzt die Personenzahl aber erheblich ein. Weiter, dass er in der Region leben muss – niemand aus Bremen fährt nach Böhl-Iggelheim und schlägt einen Oberbürgermeister nieder.
Für die eher zögerlichen Ermittlungen – so der Anschein – ist die politische Brisanz ausschlaggebend. Wenn neben Attacken von Rechts- und Linksextremisten oder Terroristen nun auch “gewöhnliche” Flüchtlinge eine Gefahr für Amtsträger darstellen, wird es heikel. Aus Sicht der “hohen Politik”, die sich dann allerdings auch die Frage stellen lassen muss, wieso man nicht entsprechend alarmiert auf Angriffe gegen Zivilpersonen und hier vor allem Frau reagiert.
Ein Oberbürgermeister ist als Opfer nicht mehr wert als ein Bürger. Tatsächlich gibt es einen Unterschied, denn es handelt sich um einen Funktionsträger, von dessen Handeln andere abhängig sind. Deshalb hat eine Attacke gegen einen Amtsträger einen anderen Stellenwert – es ist immer eine Attacke gegen eine Individualperson, aber gleichzeitig gegen unsere Gesellschaft und deren Ordnung.
Die Gesellschaft erwartet deshalb einen sehr schnellen Ermittlungserfolg der Polizei – aktuell ist der nicht zu erkennen.