Hockenheim/Böhl-Iggelheim/Rhein-Neckar, 17. Juli 2019. (red/pro) Der amtierende Oberbürgermeister von Hockenheim, Dieter Gummer, ist offenbar Opfer einer gezielten Attacke gegen seine Person geworden. Er wurde schwer verletzt und liegt offenbar auf einer Intensivstation eines Klinikums. Es gibt viele Berichte, aber keinen „Aufschrei“, denn die vorläufige Täterbeschreibung deutet nicht auf einen Nazi hin. Hier läuft grundsätzlich viel falsch, meint RNB-Redaktionsleiter Hardy Prothmann.
Kommentar: Hardy Prothmann
Meine Gedanken sind bei Dieter Gummer und seiner Familie. Unabhängig von allen sonstigen Umständen. Der Oberbürgermeister von Hockenheim steht kurz vor der Rente und wurde im Alter von 67 Jahren schwer verletzt. Heimtückisch niedergeschlagen – soweit die Polizei mitteilt.
Ich berichte aus der Region, auch im RNB sind Texte zu und über Hockenheim zu finden, persönlich hatte ich mit dem Hockenheimer Oberbürgermeister in den vergangenen Jahren nichts zu tun.
Ich wünsche dem Mann, der unvermittelt, feige und hinterhältig niedergeschlagen worden ist, eine gute Genesung. Ich hoffe für ihn, dass diese möglich ist. Und ich wünsche der Familie sehr viel Kraft, denn die wird sie brauchen.
Dieses Gewaltverbrechen wird und muss im Kontext von vielen Gewalttaten gegenüber Kommunalpolitikern eingeordnet werden.
Dabei ist entscheidend, dass die Gesellschaft sich an den Konsens des Grundgesetzes erinnert. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus – die rechtsstaatliche Ordnung legitimiert eine staatliche Gewalt, um das Volk zu schützen, ob vor rechts oder links, vor Islamisten, Antisemiten oder sonstigen Verbrechern gegen eine rechtsstaatliche Ordnung.
Im Fall Gummer ist festzuhalten, dass der Angriff offenbar nicht impulsiv entstanden ist. Der Täter hat den Oberbürgermeister aktiv an seiner Wohnadresse aufgesucht.
Dies kann kein Zufall sein, sondern der „Besuch“ war geplant – die Wut offenbar auch. Das Motiv ist unklar.
Soweit bekannt, hat der Täter unmittelbar und äußerst brutal angegriffen und den Oberbürgermeister schwer verletzt und hat dann unmittelbar die Flucht ergriffen.
Dass dieser Vorfall bei der Kriminalinspektion Schifferstadt liegt, ist mehr als befremdlich – nicht, weil man den Beamten dort misstrauen müsste, sondern weil die Sache über dem alltäglichen „Standard“ liegt.
Die Täterbeschreibung deutet nicht auf einen Nazi hin – ganz im Gegenteil könnte ein „Ausländer“ Täter sein.
Es ist unerträglich, wenn Gewalttaten gegen Menschen in „gut“ und „böse“ danach eingeordnet werden, ob es solche von „links“ oder „rechts“ waren – Gewalt ist Gewalt, für die Opfer gibt es keinen Unterschied.
Und es wäre auch unerträglich, wenn aus politisch-korrekten Gründen irgendeine Form von Zurückhaltung „geübt“ würde.
Der Mord an Herrn Lübcke ist erschütternd – aber kein Grund, andere und bei weitem häufigere Kriminalitätsfälle aus dem öffentlichen Diskurs zu verbannen.
Es ist nahezu erschütternd, dass das Polizeipräsidium Rheinpfalz zunächst mitteilt, dass die Polizeiinspektion Schifferstadt zuständig für die Ermittlungen ist.
Hallo? Hat jemand den Schuss gehört?
Herr Gummer ist ein Bürger wie jeder andere auch – aber er ist auch ein Oberbürgermeister und insofern eine Person des öffentlichen Lebens, ein Repräsentant unserer Demokratie und es ist vollständig egal, ob man mit ihm und seinem Wirken einverstanden ist oder nicht – ein Gewaltakt gegen seine Person ist ein Gewaltakt gegen unsere Demokratie. Gegen jeden Bürger.
Ich verstehe die Polizei in Rheinland-Pfalz nicht – das ist keine Sache der Polizeiinspektion Schifferstadt. Die Causa Gummer muss auf Ebene des Landeskriminalamts behandelt werden. Es geht nicht um eine Kneipenschlägerei, sondern nach allen bisher bekannten Informationen um einen Gewaltakt gegen einen Staatsbeamten.
Das kann sich kein Staat bieten lassen – außer, man nimmt Kollateralschäden in Kauf.
Herr Gummer ist nur ein Mensch in dieser Gesellschaft. Er ist ein Mann und er ist alt. Doch niemand hat das Recht, einen alten Mann derart anzugreifen.
Herr Gummer ist zudem ein Oberbürgermeister- und damit eine Respektsperson, mit der man sich politisch und auch juristisch auseinandersetzen muss oder kann, wenn es sein muss. Gewalt gehört nicht zum demokratischen Kampf um bessere Argumente.
Man muss erwarten können, dass diese Attacke schnellstmöglich aufgeklärt wird.