Hirschberg, 17. April 2015. (red) Am Sonntag wählen die Hirschberger/innen ihren Bürgermeister – viel Auswahl haben sie nicht, denn nur der Amtsinhaber Manuel Just kandidiert. Trotzdem haben sie die Wahl – warum, erklären wir im Text. Aufgerufen sind 7.839 Wahlberechtigte, 672 davon haben ihre Stimme bereits per Briefwahl abgegeben. Manuel Just kandidiert zum zweiten Mal – beim ersten Mal gewann er aus dem Stand im ersten Wahlgang. Nun wird spannend sein, wie die Wahlbeteiligung sein wird (unser Exklusiv-Interview mit dem Bürgermeister lesen Sie hier).
Von Hardy Prothmann
Damals: 2007
Bürgermeister Manuel Just kann sich schon vor der Wahl als wiedergewählt sehen – denn er hat keinen Konkurrenten. 2007 war das anders – da traten vier weitere Kandidaten an: Darunter Alexander May, aktuell Gemeinderat der Freien Wähler. 2.785 Bürger/innen wählten damals Manuel Just, der in Rauenberg Kämmerer war. Das waren 56,31 Prozent.
Schärfster Konkurrenz war damals Franz Götz, der von den Grünen unterstützt wurde. Ihn wählten 1.278 Wähler, das waren 25,84 Prozent – kein schlechtes Ergebnis, aber auch keins, dass Manuel Just in Bedrängnis brachte. Schon gar nicht die 751 Stimmen für Alexander May, der damit 15,18 Prozent erreichte.
Aktuell hatten die Grünen keinen eigenen Kandidaten und da sonst auch niemand antritt, auch keinen, den sie unterstützen könnten. Dem Amtsinhaber haben sie die Unterstützung verweigert. Als politischer Beobachter kann ich da nur sagen: Die Grünen hängen in der Motzecke, denn Manuel Just geht äußerst fair mit der Grünen Liste um und ist für viele Peinlichkeiten aus deren Reihen nicht verantwortlich.
Mit sich selbst und der Geschichte in Konkurrenz
Der Amtsinhaber geht also aktuell mit sich selbst ins Rennen – oder hat er doch einen Konkurrenten? Aus der Geschichte? Werner Oeldorf (der noch längst nicht Geschichte ist, sondern immer noch sehr aktiv in Hirschberg) war der erste Bürgermeister der Gemeinde Hirschberg seit dem Zusammenschluss von Großsachsen und Leutershausen. Ganze 32 Jahre lang. Und insgeheim ist er bis dato der erfolgreichste Bürgermeister der Bergstraßengemeinde. Denn bei der Wahl 1999 holte er gegen zwei Konkurrenten 3.020 Stimmen und gewann mit 92,24 Prozent. 7.391 Bürger/innen waren damals wahlberechtigt, also 448 weniger als aktuell. Vergleicht man sein Ergebnis mit dem von Herrn Just, hat dieser die Wahl 2007 zwar klar gewonnen, aber eben nicht so „deutlich“ wie Herr Oeldorf.
Der Vergleich zeigt: Konkurrenz belebt auch das „Wahl“geschäft. Herr Just kann sich zugute halten, dass die Wahlbeteiligung 2007 deutlich höher war als 1999 – 67,08 Prozent zu 47,37 Prozent.
Spannendste Frage: Wie hoch wird die Wahlbeteiligung sein?
Aktuell geht es nicht mehr darum, ob Herr Just die Wahl gewinnt, sondern wie die Wähler/innen sich engagieren – vor allem die, die Herrn Just nicht wählen wollen. 2007 waren das immerhin fast 44 Prozent. Bleiben diese am Sonntag zuhause, verschaffen sie dem Amtsinhaber ein Traumergebnis, das ähnlich dem von Herrn Oeldorf 90+ sein dürfte, aber sie äußern eben nicht ihren Willen und sie verzichten auf ihr Recht, den Bürgermeister nicht zu wählen.
Wer zur Wahl geht, kann den Amtsinhaber mit Ja bestätigen und wer das nicht will, den Namen eines anderen deutschen Bürgers über 25 Jahre notieren. Man kann den Wahlzettel auch ungültig machen – aber das ist ein negative Protest, der nichts aussagt, außer, dass jemand seine Stimme vernichtet hat oder zu doof zum Wählen war. Unterscheiden kann man das nicht.
Selbst wenn man den Kandidaten nicht als eigene Priorität sieht, kann man politisch Einfluss nehmen, indem man gerade deswegen ihn wählt. Je höher die Wahlbeteiligung, je mehr Stimmen auf den Kandidaten entfallen, umso mehr wird auch deutlich, dass die Bürger/innen ihrem Bürgermeister ihre Stimme gegeben haben. Und wie Herr Just in unserem Interview gesagt hat: Er fühlt sich dem Amt und den Bürgern verpflichtet. Das sollte doch ein Anreiz sein, eines der weltbesten Bürgerrechte in Anspruch zu nehmen und auszuüben: Die Teilnahme an allgemeinen, unmittelbaren, freien, gleichen und geheimen Wahlen. In den allermeisten Ländern dieser Welt gibt es dieses Bürgerrecht nicht.
Nach Ortsteilen aufgegliedert ist interessant, dass fast knapp zehn Prozent der Großsachsener die Briefwahl bevorzugt haben, aber nur 8 Prozent der Leutershausener. Briefwähler sind in der Regel früh entschlossene, tendenziell ältere Wähler.
Junge Wähler
Spannend wird sein, wie die Wahlbeteiligung der Gruppe ab 16 Jahre ist – die dürfen seit 2014 ebenfalls bei Kommunalwahlen ihre Stimme abgeben.
Unsere Wahlempfehlung ist klar: Gehen Sie wählen. Nutzen Sie das Recht und ehren Sie es, indem Sie es nutzen. „Stell Dir vor, es ist Wahl und keiner geht hin“, ist eine fürchterliche Vorstellung, weil sinkende Wahlbeteiligungen regelmäßig die Debatte über die Legitimation der demokratisch gewählten Volksvertreter auslöst. Und trotz aller Schwierigkeiten, manchmal zähen Prozessen in Demokratien, ist diese Staatsform weltweit die einzige, die für stabile Verhältnisse, für Frieden und Wohlstand, steht.
Gehen Sie wählen. Nutzen Sie Ihr Recht.
So verteilen sich die Wählerstimmen auf die Ortsteile:
Leutershausen
4.865 Wahlberechtigte und davon
381 Briefwähler
Großsachsen
2.974 Wahlberechtigte und davon
291 Briefwähler
Anm. d. Red.: Besten Dank an die Mitarbeiter der Verwaltung für die immer zügige Bereitstellung von angefragten Informationen, in diesem Fall der früheren Wahlen und der Aufteilung der Wähler. Das muss auch ab und an mal berichtet werden.