Heddesheim, 13. November 2016. (red/pro) Bis zu 1.000 Arbeitsplätze in Heddesheim wurden 2009 mit der Unternehmensansiedlung „Pfenning“ versprochen. Gewerbesteuerzahlungen in erheblicher Höhe. Bürgermeister Michael Kessler „strahlte“ über die frohe Botschaft und ließ sich von einer Lokalzeitung für eine „100-Millionen-Investition“ feiern. Beim Stichwort „Pfenning“ schaut man heute lieber in die Luft oder ob die Fingernägel sauber sind oder überhört das Wort geflissentlich. Dafür gibt es Gründe: Beispielsweise den Abbau von 364 Arbeitsplätzen seit 2011.
Von Hardy Prothmann
1.740, 1.625, 1.640, 1.376, 1.376. Das sind die Mitarbeiterzahlen der KMP Holding GmbH Heddesheim von 2011-2015. In Summe hat das Unternehmen in diesen fünf Jahren 364 Arbeitsplätze abgebaut, das entspricht rund 21 Prozent. Der Umsatz ist von 159,8 Millionen Euro auf 123,7 Millionen Euro geschrumpft, das macht ein Minus von gut 22,5 Prozent.
Dafür hat Heddesheim sein Filetstück hergegeben – eine Gewerbefläche von 200.000 Quadratmetern. Zugebaut mit Logistikhallen, die immer weniger Arbeit bieten und eben nicht für Gewerbesteuereinnahmen in „erheblicher Höhe“ sorgen. Aus dem Rathaus gibt es schon lange keine Jubelmeldungen mehr – in der Lokalzeitung auch nicht.
Dabei könnte man doch eine gute Nachricht verkünden: Im Vergleich der Geschäftsjahre 2014 und 2015 wurden keine weiteren Arbeitsplätze mehr abgebaut. Und der Umsatz konnte von 122,6 Millionen Euro auf 123,7 Millionen Euro, also um 0,9 Prozent gesteigert werden. Es gibt sogar einen Jahresüberschuss von 1,7 Millionen Euro nach einem Vorjahresverlust von 3,7 Millionen Euro. Das war es dann aber auch mit guten Nachrichten.
Für Löhne und Gehälter zahlte „Pfenning“ laut Bilanz 2014 noch 39,5 Millionen Euro, 2015 nur noch 37,9 Millionen Euro. Also 1,6 Millionen Euro weniger. Im Jahresabschluss 2015 heißt es:
Die Geschäftsführung schlägt der Gesellschafterversammlung vor, das zum 31. Dezember 2015 verwendungsfähige Ergebnis, resultierend aus Jahresüberschuss abzüglich Verlustvortrag, in Höhe von EUR -4.363.621,34 auf neue Rechnung vorzutragen.
Unterm Strich bleibt also weiter ein Verlust, den man vorträgt.
KMP steht für Karl-Martin Pfenning (65). Er ist der Chef des Konzerns. Zur KMP gehören neben dem „Multicube“ in Heddesheim weitere Unternehmen. Insgesamt gibt es 60 Standorte und laut Unternehmensangaben 2.000 Mitarbeiter – das mit den Zahlenangaben in Pressemitteilungen von „Pfenning“ muss man nicht so genau nehmen. Wir halten uns lieber an die Zahlen in der Bilanz und dort steht 1.376 Mitarbeiter.
Karl-Martin Pfenning hatte beispielsweise auch gesagt, der neue Standort sei eine „Generationeninvestition“ des „Familienbetriebs“. Tatsächlich hatte er die Immobilie bereits vor Fertigstellung und Bezug 2013 an einen Investmentfonds verkauft, was wir exklusiv recherchiert hatten. KMP ist dort nur noch Mieter.
Im Gemeinderat fiel 2009 der Beschluss für die Bauleitplanung äußerst knapp aus. Insbesondere CDU, SPD und FDP wollten „Pfenning“ in Heddesheim haben. Heute ist das fast ein Tabu-Thema. Und auch die Grünen äußern sich lieber nicht – schließlich hatten auch sie ursprünglich zugestimmt, weil der Standort einen Gleisanschluss bekommen sollte, über den täglich 54 Waggons abgefertigt werden sollten, was 105 Lkw entspricht. Vom Gleisanschluss redet schon lange niemand mehr. Der Zug ist schon lange abgefahren.