Heddesheim, 27. November 2012. (red) Die Union Investment Real Estate GmbH hat nach eigenen Angaben den „multi cube“ im Heddesheimer Gewerbegebiet übernommen.
Über den Kaufpreis haben die Union Investment und die „Phoenix 2010 GbR“ von Karl-Martin Pfenning Stillschweigen vereinbart.
Ursprünglich war der Verkauf für September 2012 vorgesehen. Weshalb sich die Übernahme verzögert hat, wurde nicht mitgeteilt.
Die Investitionssumme für das in der Bevölkerung als „Pfenning“ bezeichnete Logistiklager soll bei 100 Millionen Euro liegen. Auf 20 Hektar sind rund 128.000 Quadratmeter Lagerfläche entstanden.
Nach unseren Informationen soll Karl-Martin Pfenning zwischen 13 und 15 Millionen Euro an dem Geschäft verdient haben. Die Phoenix 2010 GbR hatte das Ackerland für 47 Euro den Quadratmeter erworben. Übliche Preise für entwickelte Industriegelände liegen zwischen 110-140 Euro pro Quadratmeter.
Von den „Versprechungen“ im Zuge der Bebauungsplanentwicklung ist nicht viel übrig geblieben. Als Hauptargumente wurden eine Anbindung an die Schiene, bis zu 1.000 Arbeitsplätze und Gewerbesteuerzahlungen in „erheblicher Höhe“ genannt. Außerdem sollte der neue Standort die in der Region verteilten Lager von „Pfenning“ konzentrieren. Für den mittelständischen Betrieb sei dies eine „Generationeninvestition“, betonte der Unternehmer Karl-Martin Pfenning.
Die Investition ist nun an einen Immobilienfond verkauft. Eine Schienenanbindung gibt es nicht, aktuell wird nur noch von bis zu 600 Arbeitsplätzen gesprochen und ob „erhebliche Gewerbesteuerzahlungen“ zu erwarten sind, ist angesichts rückläufiger Geschäftszahlen der KMP Holding (Karl-Martin Pfenning) zweifelhaft. Die „pfenning logistics GmbH“ ist nur noch Mieter der neuen Logistikimmobilie.
Bürgermeister Michael Kessler war bereits im Sommer 2008 über die Pläne informiert worden. Im Februar 2009 wurde der Aufstellungsbeschluss nach vorheriger nicht-öffentlicher Beratung gefasst. Ein Bürgerentscheid war damit nicht mehr möglich. Bei einer Bürgerbefragung, die statt einer eindeutigen Fragestellung, zwei manipulatorische Zusatzfragen enthielt, stimmten absolut 40 Personen mehr für die Ansiedlung – diese „Mehrheit“ wurde durch den Bürgermeister sowie den meisten Gemeinderäten von CDU, SPD und FDP als „klare Zustimmung“ der Bevölkerung interpretiert.
Die Befürchtung, dass die Gemeinde Heddesheim und ihre 11.500 Einwohner durch zusätzlichen Verkehr belastet werden, ist in der Bevölkerung groß. Deshalb wurde ein bundesweit einmaliger „Verkehrslenkungsvertrag“ entwickelt, nach dem sich „Pfenning“ verpflichtet, keine Lkw über 18 Tonnen durch den Ort fahren zu lassen. Ein Großkunde ist das Unternehmen „Mondelez“ (ehemals Kraft Foods Europe). Eine Anfrage an den Lebensmittelhersteller, ob die in Heddesheim gelagerten Waren für entfernte Märkte oder den regionalen Markt bestimmt sind, ließ das Unternehmen unbeantwortet. Sollten regionale Märkte bedient werden, geschieht dies in aller Regel mit kleineren Lkw zwischen 7,5-12 Tonnen, für die der Verkehrslenkungsvertrag nicht gilt.