Heddesheim/Rhein-Neckar, 11. November 2017. (red/pro) Die KMP Holding GmbH, Muttergesellschaft der „pfenning logistics“, weist bei gestiegenem Umsatz nur einen marginal gestiegenen, niedrigen Gewinn aus. Die Unternehmensgruppe bleibt weiterhin deutlich hinter früheren Umsatzzahlen zurück. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich leicht erhöht, bleibt aber ebenfalls unter früheren Beschäftigungszahlen zurück. Ein Satz in der Konzernbilanz kann als Alarmsignal interpretiert werden.
Von Hardy Prothmann
Es war einmal ein Dorfbürgermeister, der hatte einen Traum. Nämlich eine bedeutende Investition in sein Dorf zu holen, als das dieses auf alle Zeiten gedeihen möge. Der Bürgermeister heißt Michael Kessler. Geträumt hatte er ab 2008 bis 2012. Seither holt ihn die Realität ein.
Was von ihm, dem Investor Karl-Martin Pfenning und einer Lokalzeitung als Jahrhundertinvestition gelobpreist wurde, ist ein Trauerspiel. Ab 2010 ging es mit den Umsatzzahlen nach unten. Verlustjahr reihte sich an Verlustjahr. 2015 gab es nach heftigen Restrukturierungen erstmals wieder einen mageren Gewinn von 1,6 Millionen Euro bei einem Umsatz von 123,7 Millionen Euro. 2016 schloss das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 145,1 Millionen Euro und einem Gewinn von 2,17 Millionen Euro.
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Bei „Pfenning“ muss man immer genau hinschauen. Der Umsatzsprung von 17,3 Prozent sieht auf den ersten Blick ganz hoffnungsvoll aus – ist er aber nicht, weil es aus dem operativen Geschäft nur 12,3 Prozent auf 138,9 Millionen Euro sind. 6,2 Millionen Euro kommen nach veränderten Bilanzierungsrichtlinien saus „sonstigen Erträgen“. Die Umsatzrendite konnte von 1,3 auf 1,5 Prozent erhöht werden, was deutlich unter dem Branchenschnitt liegt.
Ebenfalls unter Branchenschnitt – im Bereich der Kontraktlogistik – liegt die Eigenkapitalquote von 11,8 Prozent, die sonst im Schnitt über 25 Prozent liegt. Die Verschuldung steigt von 72,5 auf 80,6 Millionen Euro. Der Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sinkt von 16,2 Millionen Euro auf 6,8 Millionen Euro, der Finanzmittelfonds ist am Ende der Periode mit -5,8 Millionen Euro (2,1 Millionen Euro 2015) deutlich negativ.
Zur gestiegenen Ertragslage teilt das Unternehmen in der Konzernbilanz mit:
Grund dafür ist die komplette Auslastung des Logistikzentrums in Heddesheim sowie die Gewinnung verschiedener Neuprojekte.

Karl-Martin Pfenning. Archivbild
Dieser Satz soll vermutlich positiv klingen – man kann ihn aber auch anders interpretieren: Als Alarmsignal. Diese Investition in den „Multi-Cube Rhein-Neckar“, wie „Pfenning“ die Lagerhallen nennt, sollte eine „Jahrhundertinvestition“ sein, also ein Projekt mit Zukunft. Ein Meilenstein also, um Umsatz und Gewinn zu steigern.
Das ist nicht ansatzweise eingetreten, ganz im Gegenteil. Der Umsatz ist von früheren über 170 Millionen auf 123 Millionen Euro geschrumpft, hat sich 2015 und 2016 etwas erholt, ist aber mit 138,9 Millionen Euro weit entfernt von früheren Umsätzen. Und jetzt ist diese Zukunftsinvestition also komplett ausgelastet – sprich, keine Erweiterung der Geschäfte möglich, außer, man dreht die Preisschraube nach oben, dem steht aber der harte Markt entgegen.
Bemerkenswert sind die Umsätze aus „sonstigen Erträgen“. Grundstücksgeschäfte wurden laut Bilanz keine gemacht. Kommen diese Erträge aus Vermietungen an Dritte? „Pfenning“ ist nicht Eigentümer der Hallen, der Investor Karl-Martin Pfenning hatte den Komplex noch vor Fertigstellung sehr gewinnbringend an einen Investmentfonds verkauft. „Pfenning“ ist nun Mieter und zahlt rund 11 Millionen Euro im Jahr. Sollte „Pfenning“ also aus der Not heraus nicht belegte Kapazitäten auf dem 200.000 Quadratmeter großen Gelände an Dritte weitervermietet haben, kommt zwar wenigstens Umsatz rein, aber damit kann man selbst kein Neugeschäft mehr machen.
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Außer, man erweitert – diese Option hatte sich „Pfenning“ damals bei den willfährigen Partnern, dem Bürgermeister und der Gemeinderatsmehrheit, gesichert. Darum ist es ruhig geworden, aber die Karte könnte noch gezogen werden. Allerdings weiß man mittlerweile, was von den vollmundigen Ankündigungen des Herrn Karl-Martin Pfenning zu halten ist: Erhebliche Gewerbesteuerzahlungen blieben aus und „bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze“ ebenfalls. Die Mitarbeiterzahl stieg zwar von 2015 mit 1.376 auf 2016 dann 1.559 leicht, das ist aber weit entfernt von 1.740 im Jahr 2011. Je nach Auftragslage herrscht hier „Hire and Fire“, vor allem im Niedriglohnsektor.
Träume darf jeder haben. Allerdings konnten sich Herr Kessler und die Mehrheit des Heddesheimer Gemeinderats jederzeit Fakten verschaffen. Die wollte man nicht zur Kenntnis nehmen. Es ist diesen Leuten durchaus zuzutrauen, mit einem „jetzt erst recht“ in die Erweiterung zu gehen. Schließlich will wertvoller Acker verkauft werden. Einige im Dorf haben ordentlich Asche gemacht.
Anm. d. Red.: Mit „Pfenning“ hat übrigens unsere Berichterstattung 2009 im Heddesheimblog begonnen. Der Grund: Eine Lokalzeitung betrieb nur recherchelose Jubelberichterstattung – es gab kein publizistisches Unternehmen, das „Pfenning“ kritisch beleuchtet hätte, auch nicht der SWR. Aus dem Heddesheimblog und weiteren Ortsblogs wurde 2011 das Rheinneckarblog.
Wir wünschen übrigens jedem anständigen Unternehmen gedeihliches Wirtschaften. Andererseits bieten wir seriösen und hart recherchierten Journalismus an – unsere Analyse war und ist richtig. „Pfenning“ hat Heddesheim keine Vorteile gebracht, sondern einen erheblichen Nachteil. Ein „Filetstück“ von Gewerbegebiet hätte sich sehr gedeihlich entwickeln können – tut es aber nicht.