Rhein-Neckar/Heddesheim, 12. Juni 2016. (red/pro) Die Konzernbilanz 2014 der KMP Holding GmbH Heddesheim weist dramatische Zahlen aus. Das Unternehmen musste 2014 gegenüber 2013 einen Umsatzverlust von 16 Prozent auf nur noch 122,6 Millionen Euro verbuchen. Der Schuldenstand steigt auf mehr als 78 Millionen Euro, die Zinszahlungen sind erheblich, die Eigenkapitalquote beträgt nur noch 9 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich von 1.640 auf 1.376.
Von Hardy Prothmann

Viele Versprechungen – wenig Betrieb. „Multicube“ in Heddesheim.
Wer sich regelmäßig über eine gewisse Lokalzeitung informiert, erfuhr im März 2014, dass das Unternehmen „Pfenning optimistisch in die Zukunft blickt“ und für das Geschäftsjahr 2014 einen Jahresumsatz von 150 Millionen Euro prognostizierte.
Entweder hatte die Zeitung da was falsch verstanden oder wurde glatt angelogen – laut Geschäftsbericht 2013 prognostizierte man intern für 2014 einen Umsatzverlust von 19 Prozent.
Weiter erfuhr man in der größten Zeitung der Region Nordbaden über die Geschäftsentwicklung: „Das unterstreiche die Chance, langfristig bis zu 1000 Mitarbeiter am Standort Heddesheim zu beschäftigen. Derzeit sind dort den Angaben nach 600 Mitarbeiter beschäftigt.“ Dieses Zitat aus dem Frühjahr 2014 ist umso erstaunlicher, als der Artikel mit der Entlassung von 64 Mitarbeitern aufmacht.
Jubelmeldungen statt kompetenter Berichterstattung
Tatsächlich erfährt man in den lokalen und regionalen Medien so gut wie keine analytischen Informationen über die seit Jahren anhaltende negative Geschäftsentwicklung der Unternehmensgruppe KMP Holding GmbH um den Firmenchef Karl-Martin Pfenning – kein Wunder, man müsste frühere Jubelmeldungen revidieren und eingestehen, dass man den eigenen Mediennutzern viel vorgegaukelt hat, beispielsweise wirtschaftsjournalistische Kompetenz.
Das gilt auch für den SWR, der 2014 noch im Heddesheimer Bürgermeisterwahlkampf alte Pressemeldungen über Investitionen von „Pfenning“ als „Erfolgsmeldung“ verbreitete. (Anm. d. Red.: Eine Programmbeschwerde von uns wie die Landeshörfunkdirektion als „unbegründet“ zurück, da man darauf hingewiesen habe, dass die Informationen vom Unternehmen stammten – sprich, eine eigene Recherche nicht erfolgt war…)
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Als wir 2009 angefangen hatten, uns mit dem Unternehmen „Pfenning“ zu beschäftigen, erreichte die Gruppe 2007 angeblich einen Umsatz von 210 Millionen Euro. Diese Zahl konnten wir nirgendwo verifizieren und auf Nachfragen erhielten wir nur ausweichende Antworten über nicht meldepflichtige Beteiligungen, was Quatsch ist. Auch in den Folgejahre bestätigte sich unser Verdacht: „Pfenning“ sollte man eher nichts glauben.
Kontinuierlich und dramatisch sinkende Umsatzerlöse
Tatsächlich konnten wir für 2007 nur ein Umsatzvolumen von 176 Millionen Euro ausweislich der Bilanz feststellen. Seither sinken die Umsatzerlöse kontinuierlich – mit einer Ausnahme 2011, die auf außerordentliche Effekte zurückzuführen sein dürfte, „Pfenning“ trennte sich von osteuropäischen Firmen. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2013 mit noch 146 Millionen Euro Umsatzerlösen knallt die Zahl im freien Fall nach unten auf 122,6 Millionen Euro.

Michael Kessler, Bürgermeister von Heddesheim, 2012 wiedergewählt, wollte Pfenning, versprach den Bürgern damit Wohlstand.
Seit 2008 konnte das Unternehmen nur zwei Mal einen Gewinn ausweisen, 2009 mit 1,68 Millionen Euro und 2012 mit 1,10 Millionen Euro. Diesen 2,78 Millionen Euro Gewinn steht ein Verlust in Summe von 13,108 Millionen Euro gegenüber.
Die Gemeinde Heddesheim ist seit 2013 neuer Standort des Unternehmens, das zuvor im benachbarten Viernheim ansässig war. Insbesondere der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler buhlte um die Ansiedlung des Unternehmens, nannte es gar die „Zukunftssicherung“ der 11.500-Einwohner-Gemeinde. Besonders eifrig wurde er dabei durch CDU, SPD und FDP im Gemeinderat unterstützt. Es wurde ein beispielloser Aufwand betrieben, 50,39 Prozent bei einer Bürgerbefragung wurden als „klare Mehrheit“ im Ort umgedeutet, das Spin-Doctor-Unternehmen IFOK für viel Geld eingeschaltet und es wurden viele Versprechungen gemacht, das Unternehmen spendete – was man eben alles so tut, um Erfolg zu haben.
Eines der „schlagenden“ Argumente war ein Gleisanschluss für eine „grüne“ Logistik – das überzeugte anfangs sogar die Grünen. Dieser Anschluss ist bis heute nicht gebaut und es gibt auch keine Interessenten dafür.
Bis zu 1.000 Arbeitsplätze sollten im Multi-Cube entstehen und „bedeutende Gewerbesteuerzahlungen“ in die kommunalen Kassen fließen, auf dass der Wohlstand sich mehre. Bis auf eine gewisse Lokalzeitung glaubt das schon längst kein Mensch mehr – inbesondere nach unseren Veröffentlichungen, die die dramatisch negative Entwicklung des Unternehmens seit Jahren dokumentieren.
Brutal schlechte Geschäftszahlen

Karl-Martin Pfenning hat ein lukratives Immobiliengeschäft mit der Ansiedlung von „Pfenning“ in Heddesheim gemacht.
Karl-Martin Pfenning gilt in gewissen Kreisen immer noch als angesehener Unternehmer – dass er nur zum eigenen Vorteil agiert und die Öffentlichkeit immer wieder hinters Licht führt, spielt auch Dank der Lokalzeitung bislang kaum eine Rolle. Eine „Generationenentscheidung“ sei das Logistik-Lager „Multi-Cube“, ließ er über die Postille verbreiten. Tatsache ist: Wir haben aufgedeckt, dass der angeblich so verwurzelte, heimattreue Familienunternehmer die Immobilie bereits an einen Fonds verkauft hatte, als diese noch im Bau war. Er dürfte bei dem Deal nach unseren Informationen einen deutlich zweistelligen Millionengewinn gemacht haben.
Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich von 1.640 auf 1.376 – viele davon haben vermutlich nur begrenzte Zeitverträge im Niedriglohnbereich. Die herausragende „Flotte“ des Unternehmens sank von angeblich 1.200 Fahrzeugen auf nur noch angeblich 800 im Jahr 2014. Im Geschäftsbericht 2014 ist nun zu lesen, dass man sich aus dem Geschäftsbereich „Transport“ zurückziehen wolle. Leasingverträge belasten das Unternehmen erheblich. Die Zinslast 2014 beträgt enorme 3,269 Millionen Euro.
Der Schuldenstand steigt von 67,024 Millionen Euro 2013 auf 78,178 Millionen Euro 2014. Die Eigenkapitalquote beträgt nur noch 9 Prozent. Das Eigenkapital schmilzt kontinuierlich: Von 19,445 Millionen Euro 2012 auf 12,010 Millionen Euro 2013 auf nur noch 8,310 Millionen Euro 2014. Nennenswerte Vermögenswerte, beispielsweise Immobilien, gibt es keine.
Selbst die Wirtschaftsprüfer der KMPG AG kommen nicht umhin, ihre Berichte 2013 und 2014 mit dem Hinweis zu ergänzen:
Ohne diese Beurteilung weiter einzuschränken, weisen wir auf die Ausführungen im Konzernlagebericht hin. Dort weist die Geschäftsführung der KMP Holding GmbH (…) darauf hin, dass der Fortbestand der Gesellschaft und damit des Konzerns von der auch künftigen Aufrechterhaltung der Finanzierung durch die Banken und Gesellschafter abhängig ist.
Sprich – verlieren die Kapitalgeber die Geduld oder die Zuversicht, wird „Pfenning“ umgehend insolvent.
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Hoffnung setzt das Unternehmen auf eine „Restrukturierung“ – dafür holte man sich 2014 eine Unternehmensberatung ins Haus. Merkwürdig – der langjährige Finanzvorstand Jürgen Knab (59) verließ zum 31. Dezember 2014 das Unternehmen. Weiter interessant:
Für rechtliche Auseinandersetzungen wurden TEUR 437 (i. Vj. TEUR 134) zurückgestellt,
heißt es im Geschäftsbericht. Offenbar geht man davon aus, dass es einige „außerordentliche“ Prozesse zu führen geben wird.

Brutaler Einbrauch beim Umsatz 2014: -16 Prozent gegenüber 2013. Seit 2008 ist die Umsatzentwicklung insgesamt deutlich negativ. Quelle: Bundesanzeiger
Einsehbar sind bislang nur die Bilanzen bis 2014. Wie das Jahr 2015 und 2016 verlaufen sind, ist unklar. Erfolgsmeldungen gibt es nicht eine einzige, also gibt es die vermutlich auch nicht.
Kaum Geschäft, dafür aktuell einen Katastrophenplan – wegen Gefahrgütern
Immerhin – eine große Sorge hat sich nicht im schlimmsten Maße erfüllt: Die enorme zusätzliche Verkehrsbelastung für den Ort ist ausgeblieben. Kein Wunder, wenn das Geschäft nicht läuft, fahren auch keine Brummis.
Interessant ist aktuell zudem, dass die Gemeinde Heddesheim Anfang des Jahres einen Notfallplan für den „Betrieb Pfenning Logistics GmbH Multicube Rhein-Neckar, Daimlerstraße 4, 68542 Heddesheim“ nach dem Landeskatastrophenschutzgesetz (LKatSG) auslegen musste. Zuständig ist der Kreis. Die Lokalzeitung hatte dazu eine „zugeschickte“ Notiz veröffentlicht. Früher hatte es diesen Notfallplan nicht gebraucht. Warum des diesen nun braucht, hat die Zeitung nicht gefragt.
Nach unseren Informationen vermietet „Pfenning“ vermehrt an andere Firmen. Möglicherweise lagern „Pfenning“ und andere mittlerweile „Waren“, die nicht ganz ungefährlich sind – sonst bräuchte es wohl keinen externen Notfallplan nach dem Landeskatastrophenschutzgesetz.
Anm. d. Red.: Nein, das können Leute so oft behaupten, wie sie wollen, es wird nicht richtig – wir berichten nicht gerne über wirtschaftliche Probleme von Unternehmen. Viel lieber wären uns Erfolge. Wir berichten aber zutreffende Informationen für unser Leserinnen und Leser. Und bezweifeln Informationen ohne Grundlage. Das ist unsere Aufgabe als seriöse Redaktion. 2009 ist das Heddesheimblog entstanden, weil es keinerlei kritische Berichterstattung zu diesem Thema gab und bis heute bis auf unsere Berichte nicht gibt. Alle Versprechungen wurden nicht eingehalten. Wir haben davor gewarnt, sind deswegen verklagt, bedroht und denunziert worden, haben uns davon aber nicht beeindrucken lassen. Denken Sie mal drüber nach, wie wichtig unabhängige und kritische Berichterstattung ist und was passiert, wenn es diese nicht (mehr) gibt.
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