Heddesheim/Rhein-Neckar, 10. Juli 2014. (red/hp) Die KMP Holding GmbH lässt sich gerne Zeit mit der Veröffentlichung ihrer Bilanzen. Wir haben die Zahlen für 2011 deshalb beim Bundesamt für Finanzen eingefordert – daraufhin wurde das Unternehmen aufgefordert, seiner gesetzlichen Verpflichtung zur Veröffentlichung nachzukommen. Ende Mai 2014 hat die Muttergesellschaft von „pfenning logistics“ nun die Konzernbilanz für das Jahr 2011 veröffentlicht. Und die zeigt den desaströsen Zustand des Unternehmens, das Bürgermeister Michael Kessler und eine Mehrheit aus CDU, SPD und FDP als „Zukunftssicherung“ ins Dorf geholt haben.
Von Hardy Prothmann
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Bis heute hat der Mannheimer Morgen seine eigene frühere Berichterstattung aus den Jahren 200-2003 nicht aufgenommen – damals berichtete man noch sehr negativ über „Pfenning“. Vor fünf Jahren haben wir mit einer Zusammenfassung dieser Berichte das Heddesheimblog gestartet und seitdem nicht nur das Desaster dieser Mega-Ansiedlung begleitet.
Massive Umsatzrückgänge, immer weniger Mitarbeiter
Die aktuellen Zahlen der KMP Holding GmbH zeigen, wie schlecht es dem Unternehmen geht. 2008 gab man noch 220 Millionen Euro Umsatz an sowie 1.850 Mitarbeiter. Wir konnten damals nur 176 Millionen Euro in der Bilanz entdecken. Aktuell sind es noch knapp 150 Millionen Euro und 1.625 Mitarbeiter.
Die ursprünglich in Aussicht gestellten jährlichen Gewerbesteuereinnahmen in deutlicher sechsstelliger Höhe sind Makulatur. „Pfenning“ macht bei dramatisch rückläufigen Umsätzen nur selten Gewinn. Für das Jahr 2012 sind es gerade mal gut eine Million Euro – da bleibt für die Gemeinde so gut wie nichts. Auch die versprochenen „bis zu 1.000 Arbeitsplätze“ bleiben das, was wir vermutet haben. Ein hohles Versprechen. Tatsächlich baut das Logistikunternehmen Mitarbeiter ab – wenn Leute gebraucht werden, „least“ man sich die aus der unternehmenseigenen Personalgesellschaft be4work GmbH, die ebenfalls defizitär ist.
Dass überhaupt ein Gewinn erreicht werden konnte, liegt an der Liquidation der rumänischen Tochtergesellschaft. 17 Millionen Euro kommen aus „sonstigen betrieblichen Erträgen“ – also nicht aus dem Kerngeschäft. Gegenüber 2011 ist das ein Anstieg von 11 Millionen Euro. Zieht man die vom Gesamtumsatz ab, stünde „Pfenning“ nur noch mit 139 Millionen Euro Umsatz da. Ein Rückgang von 21 Prozent gegenüber 2008. Würde man die angeblichen 220 Millionen Euro Umsatz in 2008 als „tatsächlich“ annehmen, wäre das sogar ein Rückgang um 37 Prozent.
Ausgaben erhöhen sich drastisch – Verbindlichkeiten steigen ebenfalls drastisch
Gleichzeitig erhöhten sich die Verpflichtungen bei den Ausgaben von 16,2 auf 52,1 Millionen Euro bei den Mieten – der Multi-Cube ist teuer und wurde als Immobiliengeschäft des Firmenchefs Karl-Martin Pfenning noch vor Fertigstellung an einen Immobilienfonds verkauft.
Noch dramatischer sieht die Schuldenlage aus. Die Verbindlichkeiten stiegen auf 56 Millionen Euro und damit um 55 Prozent gegenüber dem Jahr 2010 mit 36 Millionen Euro. Immer mehr Fahrzeuge werden geleast – auch hier bauen sich Verpflichtungen auf, denen das Unternehmen bei weiteren Umsatzrückgängen nicht mehr nachkommen können wird.
Insbesondere der Geschäftsbereich „Value added Services“, in dem „Pfenning“ ein Zukunftsmodell erkannt haben will, ist ebenfalls rückläufig. 2009 erwirtschaftet man hier 27 Millionen Euro, 2011 schon 41 Millionen Euro, 2012 aber nur noch 39,9 Millionen Euro, das ist gerade mal ein gutes Viertel vom Umsatz.
Nach unseren Recherchen stehen viele Hallen in Heddesheim leer – laut Bilanz hat „Pfenning“ die Technik nicht in den Griff bekommen. Man könnte es auch anders formulieren: Man wollte größer spielen und ist damit auf die Schnauze gefallen. Mehrere neue Großkunden sprangen schnell wieder ab – das schafft kein Vertrauen, sondern ruiniert zuerst den Ruf und dann das Geschäft.
Der Mannheimer Morgen ist offenbar nicht willens oder in der Lage, die eigenen Leser/innen mit ordentlichen Informationen zu versorgen. Interessant ist ein Bericht vom 17. Mai 2014. Darin geht es um „Verstöße“ gegen den „Verkehrslenkungsvertrag“ – dass also „Pfenning“-Lkw durch den Ort fahren. So dachte man bislang – tatsächlich sieht „Pfenning“ nur Verstöße, wenn die Lkw zum Multi-Cube fahren, kommen sie von woanders her und wollen woanders hin, dann ist das zwar auch Verkehr, aber keiner, der unter den Vertrag fällt. So deutlich schreibt die Zeitung das aber nicht und vor allem fehlt die Einordnung: Auch hier kann man sich von „Pfenning“ veräppelt fühlen. Aufschlussreich ist aber eine Zahl: 34.500 Zufahrten gibt Pfenning für 2013 an. Rechnet man die Sonntag raus, sind das durchschnittlich 113 Zufahrten am Tag. „Pfenning“ plante aber mit 200 – man liegt also rund 45 Prozent unterhalb der Planung. Auch das ein Indiz, wie schlecht die Geschäfte laufen.
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