Mannheim, 09. Februar 2015. (red/ld) Was frühstückt man in anderen Ländern der Welt und vor allem: Wie wird es sich in Zukunft im Benjamin-Franklin-Village leben? Rund 500 Menschen aus Mannheim und der Umgebung wollten das am Samstag beim Internationalen Frühstück herausfinden.
Von Lydia Dartsch
Die meisten der rund 500 Besucher lockte vor allem das Wohnangebot an, das in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Gelände der US-Army entstehen soll. Entsprechend groß war der Andrang zu den Führungen über das Gelände und in eine der Wohnungen dort, die Dr. Konrad Hummel, Konversionsbeauftragter und Geschäftsführer der MWS Projektentwicklungsgesellschaft (MWSP), mit seinen Mitarbeitern anbot.
Die Turnhalle und der Vorraum der früheren Elementary School sind an diesem Samstagvormittag gefüllt mit Menschen. Im Vorraum gibt es ein Buffet mit internationalen Speisen aus Griechenland, Bulgarien, Nigeria, Marokko, Palästina, Rumänien, dem Iran und vielen Ländern mehr. Jeder Zentimeter der langen Tafel duftet auf eine andere Art köstlich und die Besucher bedienen sich. Manche schauen sich das Modell des Franklin-Village an, das zeigt, wie das Gelände einmal aussehen soll.
Franklin-Führungen für alle
In der Turnhalle spielt der Harmonika-Club Rheingold aus Käfertal und wird dabei von den vielen Menschen übertönt, die an den Tischen dort Platz genommen haben, essen und erzählen. Nach dem Harmonika-Club betritt Dr. Konrad Hummel die Bühne, begrüßt die Gäste, stellt das Buffet vor und kündigt Führungen über das Gelände an.
Drei soll es insgesamt geben, sagt Dr. Hummel – oder auch mehr: „Jeder von Ihnen hat die Gelegenheit, eine Führung mitzumachen und die Wohnungen zu besichtigen. Und wenn wir heute Nacht um zwölf die letzte Führung geben.“ Nach dem nächsten Programmpunkt – der Gruppe Promoroaca mit rumänischer Tanzmusik – geht es los, kündigt Dr. Hummel an. Die ersten Menschen versammeln sich schon vor den Ausgängen der Sporthalle.
Draußen vor der Halle legt Dr. Hummel die Route fest: Es geht über die Jefferson-Street und die Lincoln-Street. „Man sollte sich an die Namen gewöhnen, denn wir möchten sie behalten und damit das amerikanische Andenken bewahren, sagt er und nimmt einen Teil der Gruppe zu einer Führung mit durch die Infrastruktur des Geländes – Die Kirche, die Schule und die Sportarena.
„Diese Infrastruktur ist wunderbar für die Bürger, hat aber den Nachteil, dass sie uns ein bisschen Geld kostet“, sagt er. Denn sie ist groß: Für rund 1.000 Kinder sei die Schule mit ihren 10.000 Quadratmetern Fläche ausgelegt, sagt Dr. Hummel. Das brauche man in Mannheim eigentlich nicht mehr. Aber man würde sie gerne weiter nutzen – beispielsweise durch weiterführende internationale Schulen und Ateliers. Wie genau werde man noch besprechen, aber das alles müsse sich auch wirtschftlich rechnen.
„Einzugsfertig? Der Schein trügt!“
Was dieses „Alles“ ist, zeigt Werner Emmerich, Projektentwickler bei der MWSP. Er führt die Menschen zu einem der insgesamt 75 viergeschossigen Häuser, in denen bis vor zwei Jahren noch 8.000 Amerikaner gewohnt haben. „Diese Häuser sind im Grundriss alle gleich“, sagt Herr Emmerich. Es gibt Fünfzimmer-, Vierzimmer und Zweizimmer-Wohnungen. Herr Emmerich zeigt seiner Gruppe eine mit vier Zimmern.
Drinnen herrscht amerikanischer Wohnstil: Gleich nach der Wohnungstür steht man im Wohnzimmer. Der Bereich zur Küche ist offen. Erst dahinter führt ein schmaler Korridor zu vier kleinen Schlafräumen und dem Bad. Es gibt Einbauschränke: „Die Amerikaner wollten nicht so viele Möbel mitnehmen“, sagt Herr Emmerich. Es sieht so aus, als könnte man sofort einziehen – aber der Schein trügt.
Die zwei Jahre, seit denen die Amerikaner die Village verlassen haben, seien nicht spurlos an den Immobilien vorbei gegangen, sagt Herr Emmerich. Die Wasserleitungen seien in der Zeit zum Teil verrostet oder könnten wegen bakterieller Belastung nicht genutzt werden. Sie müssen komplett ausgetauscht werden. Auch an der Elektrik müsse gearbeitet werden, sagt Herr Emmerich. Derzeit gebe es noch ein amerikanisches und ein europäisches Stromnetz in den Häusern.
Die Besucher stellen Fragen: Wie wird saniert? Wie wird die Wärmedämmung laufen? Wie bald werden die ersten in der Benjamin-Franklin-Village einziehen können? Vor gut zwei Jahren hat der Prozess begonnen. Zwei Jahre werde es noch dauern, sagt Here Emmerich. Derzeit laufe das Bebauungsplanverfahren, das Ende des Jahres abgeschlossen sein soll.
„Franklin ist für uns die Chance“
Mit zwölf Investoren arbeite man fest zusammen. Insgesamt sei die MWSP mit 15 im Gespräch. Gemeinsam mit ihnen sollen die Gebäude umgebaut und saniert werden für unterschiedliche Zielgruppen.
So werde man die günstigeren Wohnungen nicht über 7,50 Euro pro Quadratmeter anbieten, sagt Herr Emmerich. Aber es werde auch Wohnungen mit höheren Standard geben sowie Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser und Baugrundstücke, die an Familien verkauft werden sollen.
„Es ist ein bisschen ruhig hier. Und man ist in der Nähe zur Natur“, sagt die Mannheimerin Angela Che und zeigt in Richtung Käfertaler Wald. Sie hat in Mannheim studiert und wolle jetzt hier leben, sagt sie. Aber es sei schwierig, eine Wohnung zu finden.
Dem stimmt auch eine junge Frau zu, die derzeit in Mannheim-Niederfeld wohnt und ein Einfamilienhaus sucht. Ihren Namen möchte sie wegen der Vermieter nicht in der Zeitung lesen, sagt sie. Ein Haus in Mannheim zu finden, das eine Familie bezahlen kann, sei eine große Herausforderung. Franklin sei deshalb „die Gelegenheit“ für sie.