Mannheim, 04. April 2017. (red/cr) Ehemals Kino, heute Veranstaltungshaus: Das Capitol wird in diesem Jahr 90 Jahre alt, die Firma dazu 20 Jahre. Das Jubiläums-Programm schaut nostalgisch zurück, während baulich Aufbruchsstimmung einsetzt. Was sich dadurch verändert und auf welche Shows und Experimente man sich bis dahin noch freuen kann, verriet Geschäftsführer Thorsten Riehle im Interview.
Interview: Christin Rudolph
Herr Riehle, die Eigenproduktionen dieser Spielzeit haben ihre Premieren schon hinter sich. Was würden Sie als Geschäftsführer sagen, sind die Top-Acts, auf die man sich bis zur Sommerpause noch freuen kann?

Thorsten Riehle ist seit 20 Jahren Geschäftsführer der Capitol Betriebs GmbH.
Thorsten Riehle: Ich tue mich bei solchen Fragen immer ein bisschen schwer, mein Geschmack entspricht nicht so dem Mainstream (lacht). Was aber bestimmt gut wird ist das Konzert von Milow. Club-Konzerte haben ein ganz andere Atmosphäre als große in Hallen. Dann haben wir noch die Doppelshow der Söhne Mannheims. Und im Juli haben wir die Premiere von Im Weißen Rössl mit Céline Bouvier, der Kunstfigur von Markus Beisel. Das ist mal eine andere Vorgehensweise, ein Experiment – ich bin schon gespannt.
Eine viel größere Neuerung gibt es hinter den Kulissen. Das Capitol hat das Capitol gekauft – seit dem 01. Januar 2017 gehört das Gebäude der Capitol Kulturstiftung. Ermöglicht wurde das zum einen durch das günstige Angebot des Hausbesitzers Dieter Spickert, zum anderen durch die guten Konditionen, die die Sparkasse Rhein Neckar Nord als Partner des Capitols angeboten hat. Die Bezahlung des Kredits wird jedoch von den Einnahmen aus dem laufenden Betrieb gedeckt. Für die Gäste ändert sich also nicht viel.
Riehle: Genau so ist es. Wir können auf der Bühne immer etwas Neues spielen, aber im Haus muss es auch weitergehen, das ist jetzt 90 Jahre alt. Da tauchen immer wieder Baustellen auf, aber das haben wir ja gewusst, dass zum Beispiel die Kellerräume feucht sind. Das ist der Vorteil, wir werden nicht überrascht. Mit dem Kauf der Immobilie haben wir den Kreislauf geschlossen: Nun ist die Stiftung die Vermieterin, die Gemeinnütziges Kinder- und Erwachsenentheater Capitol Mannheim UG die Hauptmieterin und die Capitol Betriebs GmbH kümmert sich weiterhin um das Vermietgeschäft. Das Ziel ist, dass sich die Capitol Betriebs GmbH vollständig aus dem laufenden Betrieb finanziert und die Stiftung die gemeinnützige UG, sodass wir mehr eigene Produktionen machen können.
Schon in der Vergangenheit hat das Capitol Projekte durch Crowdfunding finanziert, wie etwa bei den beiden Stuhlpaten-Aktionen die Restaurierung der Stühle im Saal. Aktuell läuft die Kampagne „Unser Haus“. Worum geht es da und wie läuft es?

Lagerraum ist knapp im Capitol – da muss schon mal was unter die Bühne.
Riehle: Ein Gast hat es einmal sehr treffend ausgedrückt. Er sagte „Ich mag ja die Patina bei euch, aber inzwischen ist es ein bisschen viel.“ In der Sommerpause werden wir zum einen Dinge verändern, die der Gast gar nicht sieht. Zum Beispiel die Lagerflächen: Das Haus wurde als Kino gebaut, da fehlen uns natürlich Lagerräume für Requisiten und Bühnenbilder. Das ist schon seit 20 Jahren eine unbefriedigende Situation. Deswegen werden wir die Kellerräume ertüchtigen. Da sind wir noch zusammen mit Architekten am Überlegen, wie wir das machen, ob wir etwa einen Aufzug einbauen. Außerdem muss etwas am Dach gemacht werden und in den Mietwohnungen über dem Casino ist über die Jahre auch einiges liegengeblieben. Zum anderen werden wir auch Dinge verändern, die der Gast sieht. Es wird ein neues Beleuchtungskonzept geben. In einem Kino ist es die meiste Zeit dunkel, und der Einlassbereich ist weniger wichtig. Bei uns aber hat der eine ganz andere Aufenthaltsqualität. Außerdem wird es aus brandschutzrechtlichen Gründen Veränderungen an den Saalplänen geben. Möglicherweise öffnen wir im Zuge dessen eine Loge hinten im Parkett. Für die Sanierung und den Umbau sammeln wir Geld.
Wie wichtig sind solche Crowdfunding-Kampagnen für das Capitol?

Die Sarotti-Theke bleibt von den Baumaßnahmen natürlich unberührt, denn die ist Kult.
Riehle: Ohne die würde es nicht gehen. Wir bekommen im Gegensatz zu anderen Kultureinrichtungen keine Zuschüsse, seit dem 01. Januar sind wir auch für die Immobilie verantwortlich. Das wäre ohne solche Aktionen nicht stemmbar. Bei den Stuhlpaten hatten wir ein sehr konkretes Konzept. Bei der Kampagne für das Haus ist das anders. Das Ziel ist, bis zur Sommerpause ein halbe Million zu sammeln. Bei den Stühlen oder anderen Projekten beispielsweise beim Kindertheater geht es normalerweise um 3.000 bis 4.000 Euro. Aber bei der Aktion jetzt liegt die Messlatte so hoch wie noch nie. Start war am 01. September, im Januar haben wir die Marke von 400.000 Euro geknackt, Aber ich glaube, die letzten 100.000 Euro werden zäh. Wir hatten ein paar Initialzünder, aber ob der Atem für das letzte Fünftel reicht? Dann könnten wir alle baulichen Projekte umsetzen. Wenn nicht, würde uns das aber auch nicht das Genick brechen. Dann müssen wir eben nach und nach umsetzen. Aber die Situation ist nicht unkomfortabel – man kann mit dem gesammelten Geld schon etwas bewegen, was die Gäste auch sehen werden.
In diesem Jahr gibt es ein doppeltes Jubiläum: Das Haus wird 90 Jahre alt und die gemeinnützige Unternehmensgesellschaft 20 Jahre. Wie feiert das Capitol das?
Riehle: Im September wird es ein Filmwochenende geben. Am ersten Abend präsentieren wir mit der Cinema Rock Symphony die Highlights der Filmmusik in großer Besetzung, Dann zeigen wir die Rocky Horror Picture Show während vor der Leinwand die Stagegroup Another Planet spielt. Den Film Sunrise zeigen wir mit Stummfilmbegleitung. Das ist der erste Film der jemals im Capitol lief, als es noch ein Kino war. Abgeschlossen wird das Wochenende von einem Disney-Abend. Und am 30. Dezember, dem eigentlichen Geburtstag, gibt es eine Gala.