Rhein-Neckar, 03. November 2015. (red/pm) Der heiße trockene Sommer hat den Wäldern der Region erheblich zugesetzt. Besonders dramatisch ist die Lage im Rheintal.
Information des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis:
„Die Förster des Rhein-Neckar-Kreises bereiten sich auf schwierige Zeiten vor. Der heiße Sommer und die geringen Niederschläge bedeuteten für den Wald puren Stress, betont Kreisforstamtsleiter Dr. Dieter Münch. Die Bäume seien zwar für Trockenperioden gerüstet.
Ernste Folgen
Aber in diesem Sommer seien viele an die Grenzen ihrer Anpassungsmöglichkeit gekommen und hätten zusätzlich vorzeitig Nadeln und Blätter fallen lassen, um den Wasserverbrauch einzuschränken. „Die Bäume kämpften ums Überleben und wurden dadurch auch anfälliger für Krankheiten, wie Pilzinfektionen und Insektenbefall“, so Dr. Münch.
Für die Förster heißt es nun, eine Massenvermehrung der Borkenkäfer in den Wäldern des Odenwaldes und im Kraichgau zu verhindern. In den Kiefernwäldern des Rheintals geht es in den nächsten Jahren darum, Wege zu finden, um die Waldstruktur auf großer Fläche überhaupt zu erhalten.
Vor allem Fichten leiden
In den Wäldern des Odenwaldes hatten vor allem die Fichten mit dem Wassermangel ihre Probleme. Als Flachwurzler waren für sie die Wasservorräte in der oberen Bodenschicht bereits sehr schnell erschöpft. Die so geschwächten Bäume können sich nicht mehr so kraftvoll gegen die Borkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher wehren. Erste abgestorbene Bäume sind daher im Odenwald meist Fichten.
Wichtig ist jetzt, die Fichten im Wald zu finden, die bereits vom Borkenkäfer befallen sind, aber noch eine grüne Baumkrone haben. Denn in diesen Fichten und im umliegenden Boden überwintern die Borkenkäfer und warten auf ein neuerliches warmes, trockenes Frühjahr. Den Waldarbeitern und Förstern, die in letzter Zeit viele Stunden damit zugebracht haben, solche Fichten zu suchen und einzuschlagen, helfen dabei manchmal die Spechte, die bereits die Baumrinde angeschlagen haben und so auf einen Befall mit Borkenkäfern hinweisen.
Auch Buchen stoßen an ihre Grenzen
Besser verkraftet haben Douglasie und Tanne die Trockenheit, da sie tiefer wurzeln und gerade die Douglasie viel besser auf Trockenperioden angepasst ist als die Fichte. Gezeichnet haben auch die im Odenwald im Naturwald vorherrschenden Buchen. Vorzeitiger Laubabfall und erste absterbende Baumkronen sind zu beobachten.
In den Kraichgauwäldern wachsen die Bäume auf Böden, die besonders viel Wasser speichern können. Buchen- und Eichenwälder sind dort prägend. Gerade die tiefwurzelnde Eichen verkraftete Trockenheit noch mit am besten. Dort sind aber auch die Buchen, die besonders viel Wasser verbrauchen, an ihre Grenzen gestoßen. Manche Bäume beginnen nun, von oben her abzusterben. Es bleibt das nächste Frühjahr abzuwarten, wie stark die Schädigung tatsächlich war und wie gut sich die Bäume erholen.
Schäden im Rheintal dramatisch
Auf den sehr wasserdurchlässigen Sandböden des Rheintals verlief der Absterbeprozess an Kiefern und Buchen besonders dramatisch. Die nördliche Oberrheinebene ist die Region in Baden-Württemberg, die vom Klimawandel besonders betroffen wird. Bereits jetzt ist es mit die wärmste und niederschlagsärmste Region in Baden-Württemberg und das gekoppelt mit Böden, die nur für wenige Tage bis Wochen genügend Wasser für die Bäume speichern können.
Das Baumwachstum findet schon heute am Grenzbereich statt. Sollten, wie prognostiziert, die Temperatur um bis zu weitere zwei Grad Celsius ansteigen und die Sommerniederschläge geringer werden, verschlechtern sich die Ausgangbedingungen für das Baumwachstum nochmals erheblich. Hinzu tritt, dass sich die Lebensverhältnisse für Insekten, zum Beispiel den Maikäfer, dadurch deutlich verbessern und das Baumwachstum zusätzlich durch Insektenfraß an den Blättern und Wurzeln beeinträchtigt wird.
Sorgenkinder der Förster
Hier sind erste Auflösungserscheinungen der Wälder zu beobachten. Eingeschleppte Pflanzen wie die Kermesbeere finden unter diesen Verhältnissen eine ökologische Nische, in der sie sich sehr wohl fühlen und massiv ausbreiten. Die heimische Tier- und Pflanzenwelt könnte dadurch verdrängt werden. Die Kiefernwälder in der Rheinebene sind daher derzeit die größten Sorgenkinder der Kreis-Förster.“