Mannheim, 03. März 2015. (red/pm) Während die Bauarbeiten der neuen Stadtbahnstrecke im Mannheimer Norden wohl wie vorgesehen im Sommer 2016 abgeschlossen werden können, steigen die Kosten des Projekts um 8,9 Millionen Euro an. Dennoch helfen sinkende Zinsen, das jährliche Defizit der neuen Strecke auf 400.000 Euro zu verringern.

Fotomontage Hessische Straße mit Blick in Richtung Speckweg Foto: rnv
Information der Stadt Mannheim:
„Gut zwei Jahre sind seit dem ersten Spatenstich für die neue Stadtbahnstrecke in den Mannheimer Norden im Dezember 2012 vergangen. Inzwischen sind zwei der sieben Bauabschnitte abgeschlossen, zwei weitere sollen bis Mitte des Jahres fertig werden, an den restlichen drei gehen die Arbeiten planmäßig voran. Zeit, eine erste Zwischenbilanz des wichtigen Infrastruktur-Projekts zu ziehen.
„Die Arbeiten liegen trotz mancher unvorhersehbarer Schwierigkeiten und mehrerer Erweiterungen der ursprünglichen Planungen im Zeitplan, so dass die Strecke voraussichtlich wie vorgesehen in Betrieb gehen wird“, berichtet Erster Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent Christian Specht. „Das zusätzliche Gleis am Abzweig der Friedrich-Ebert- in die Hochuferstraße wird den Verkehrsfluss nach Inbetriebnahme der Strecke deutlich verbessern und schafft die notwendigen Kapazitätsreserven für einen möglichen späteren Anschluss der Konversionsflächen im Mannheimer Osten an das Stadtbahn-Netz.“ In der Friedrich-Ebert-Straße werden zwei Gleise parallel gebaut, so dass durch rechtzeitiges Einordnen während einer Ampelschaltung je ein Zug Richtung Käfertal und einer Richtung Gartenstadt fahren kann
Um störende Auswirkungen während der Bauzeit weiter zu minimieren, wird in der Waldpforte nun in kleineren Baufeldern gearbeitet, die entlang der Neubaustrecke ‚wandern‘. So kann in der Bauphase der Verkehr besser fließen, die Zufahrt zu Grundstücken ist leichter möglich und es steht auch mehr öffentlicher Parkraum zur Verfügung. Diese besonders rücksichtsvolle Bauweise verursacht allerdings auch zusätzliche Kosten: Für den Streckenabschnitt in der Waldpforte werden sie auf bis zu 400.000 Euro geschätzt.
Niedrige Zinsen steigern Kosten…
Da wegen der historisch niedrigen Zinsen aktuell viel gebaut wird und die Auslastung der Bauunternehmen hoch ist, sind die allgemeinen Baukosten stark angestiegen. „Das zeigt sich auch in den aktuellen Ausschreibungsergebnissen der Stadtbahn Nord“, berichtet Marcus Geithe, Geschäftsführer der MVV Verkehr GmbH: „Die Bauabschnitte 3a (Waldpforte) und 3c (Abzweigung Friedrich-Ebert-Straße) werden nach der Ausschreibung insgesamt rund 2,6 Millionen Euro mehr kosten als ursprünglich veranschlagt.“
Hinzu kommen zum Beispiel zusätzliche Kosten von rund 750.000 Euro für Anforderungen der Deutsche Bahn AG an die Riedbahn-Unterführung. Sie wurde größtenteils aus vorgefertigten Einzelteilen gebaut, die aufwändig vor Ort unter die Bahngleise geschoben wurden. „Mit dieser anspruchsvollen Konstruktion haben wir den neuen statischen Anforderungen der Bahn für die vor allem durch den Güterverkehr stark genutzte Strecke Rechnung getragen“, so Geithe. „Gleichzeitig sinken die jährlichen Aufwendungen für den Unterhalt der Unterführung, da diese in der nun gewählten Bauweise weniger gewartet werden muss.“
… von 77,5 auf 86,4 Millionen Euro …
Mehrkosten von rund einer Million Euro entstehen für die Erneuerung von Versorgungsleitungen durch die MVV Energie AG: Da einige alte Leitungen anders verlegt waren als in den Plänen verzeichnet, mussten die vorgesehenen Leitungswege teilweise angepasst werden. Dabei wurde auch besondere Rücksicht auf Bäume genommen, die in der Nähe von Leitungen stehen. Außerdem wurde die Fernwärmeversorgung im Bereich der Hochuferstraße und des Ulmenwegs neu geplant. Zusätzlich entstanden Mehrkosten durch nicht vorhersehbare Hindernisse im Baugrund und teilweise überwachungsbedürftigen beziehungsweise nicht mehr verwendbaren Erdaushub: An Teilen der neuen Strecke wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Schutt und Trümmer abgelagert, die nun das Bauen erschweren. Die Mehrkosten für die Baumaßnahmen werden zu 80 Prozent aus dem Gemeinde-Verkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) durch den Bund getragen.
Parallel zu den Baukosten sind auch die nicht-zuwendungsfähigen Planungskosten um rund 700.000 Euro gestiegen. Außerdem können 750.000 Euro, die für den Schienenersatzverkehr in der Friedrich-Ebert-Straße anfallen, nun doch den Baukosten zugerechnet und über die Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Das hat ein Gutachten von Wirtschaftsprüfern ergeben. Dem entsprechend erhöht sich das Gesamtbudget der neuen Strecke von 77,5 auf 86,4 Millionen Euro und liegt damit im prognostizierten Gesamtkostenrahmen zwischen 78 Millionen (2011) und 93,6 Millionen Euro. Von den Mehrkosten trägt der Bund ca. 4,5 Millionen Euro, die restlichen 4,4 Millionen Euro für den Eigenanteil der Baukosten, die Planungskosten und den Schienenersatzverkehr finanziert die MVV Verkehr GmbH. Damit liegt der Eigenanteil an dem Bauprojekt bei voraussichtlich 26,4 Millionen Euro.
… und senken jährliches Defizit
„In Summe wirken sich die niedrigen Zinsen trotz der durch sie ausgelösten Baukostensteigerungen sogar positiv auf das Projekt aus“, erläutert Specht: „Der nicht vom Bund abgedeckte Eigenanteil kann mit einem deutlich niedrigeren Zinssatz als ursprünglich angenommen finanziert werden. Auf diese Weise sinken die Zinszahlungen pro Jahr um rund 600.000 Euro. Die jährliche Mehrbelastung aus höheren Abschreibungen und größerem Kreditbedarf wegen der gestiegenen Kosten beträgt nur rund 200.000 Euro, so dass sich das ursprünglich angenommene Defizit der neuen Strecke von 800.000 auf 400.000 Euro halbiert.“