Mannheim/Rhein-Neckar, 30. Mai 2017 (red/as) Ein Dienstfahrrad führen immer mehr Firmen ein, die den Umweltschutz und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern wollen. Die Alternative bietet aber noch mehr Vorteile gegenüber dem klassischen Dienstwagen. Im Rhein-Neckar-Raum sind es meist größere Firmen oder Behörden, die als Vorreiter das Dienstfahrrad bereits eingeführt haben.
Von Annika Schaffner
Über fünf Millionen Menschen pendeln allein in Baden-Württemberg zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. Doch 62 Prozent von ihnen nutzen dafür das Auto – auf einer Strecke, die weniger als zehn Kilometer beträgt. Die Folgen des massiven Autoverkehrs sind mittlerweile bekannt: Unsere Umwelt, aber auch unsere Gesundheit müssen darunter stark leiden. Oft kommt man im engen Stadtverkehr mit dem Fahrrad sogar schneller voran als mit einem Auto.
Eine vielversprechende Alternative erlebt gerade einen regelrechten Hype: Das Dienstfahrrad. Jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren und auf das Auto zu verzichten ist nicht nur ein wertvoller Beitrag für die Umwelt, sondern auch eine Investierung in die eigene Gesundheit. Deshalb entschließen sich immer mehr Arbeitgeber dazu, ihren Mitarbeitern anstatt des klassischen Dienstwagens ein Dienstfahrrad anzubieten.
Da man aber auch nicht völlig verschwitzt und ausgelaugt am Arbeitsplatz ankommen möchte, ist das eBike oder Pedelec, das das eigene Radeln durch einen Elektromotor vereinfacht, sehr beliebt. Doch ein solches Gefährt kann 1.000 bis 10. 000 Euro kosten. Die Lösung ist ein Arbeitgeber, der das Dienstrad finanziert.
Genau wie beim Dienstwagen können die geradelten Kilometer steuerlich geltend gemacht werden. Für den Arbeitgeber ergibt sich der Vorteil, dass die Leasingraten eines Fahrrades als Gehaltumwandlung vom Bruttolohn des Arbeitnehmers abgezogen werden kann. So muss auf beiden Seiten weniger Geld für Versicherungen und Steuern gezahlt werden.
Wenn man sein Dienstrad auch privat nutzen will, muss den geldwerten Vorteil mit einem Prozent des Listenpreises versteuern. Ein attraktives Angebot.
Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg beschäftigt sich ganz aktuell zum 200. Geburtstag des Fahrrades mit dem Thema “RadPendler” und unterstützt einige Aktionen. Mit dem Flyer “Betriebliches Mobilmanagement – Ein Gewinn für alle” versucht das Verkehrsministerium anhand von Beispielen und aufgelisteten Vorteilen von Diensträdern oder anderen nachhaltigeren Mobilmachern den Firmen ins Gewissen zu reden. Eine weitere Broschüre des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft sammelt “gute Argumente”, den Radverkehr in das betriebliche Mobilitätsmanangement einzuführen. Hier werden neben Beispielen auch Fördermöglichkeiten und Tipps beschrieben.
Andere Institutionen haben eine Geschäftslücke bei den Diensträdern entdeckt: Der ACE, der zweitgrößte Automobilclub in Deutschland, der eigentlich hauptsächlich für Pannenhilfe zuständig ist, bietet Unternehmen eine umfangreiche Beratung zum Thema Umsteigen aufs Fahrrad an. Bei einem Wettbewerb von ACE, “mobil gewinnt”, können Betriebe ihr Mobilitätskonzept einreichen und bei besonders guten Ideen eine Förderung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur zur Umsetzung erhalten.
Dienstfahrräder rollen auch in der Metropolregion
Auch in der Rhein-Neckar-Region ist das Dienstfahrrad auf dem Vormarsch, oder dem Vorradeln. Vor allem größere Firmen, die sich das Leasen von eBikes leisten können, machen dieses Angebot.
Bei der SAP mit Hauptsitz in Walldorf kann sich jeder Mitarbeiter bis zu zwei Räder bei den kooperierenden Händlern raussuchen und im speziellen Gehaltumwandlungsmodell anmelden. Die Räder dürfen privat genutzt werden, auch von weiteren Personen. Das Rad kann nach Ende der Nutzungsdauer zu einem Restwert vom Mitarbeiter übernommen werden. Ca. 2.000 Dienstfahrräder werden so von SAP Mitarbeitern genutzt, bei einer Gesamtzahl von 19.000 Mitarbeitern in Deutschland. Das Dienstfahrrad ist bei SAP zum Dienstwagen, Elektroauto oder zur BahnCard 100 ein Zusatzangebot. Die Firma will damit die Motivation ihrer Mitarbeiter steigern.
Die MVV Energie AG mit Sitz am Luisenring in Mannheim macht dieses Angebot seit 2016. Bisher haben sich rund 100 Mitarbeiter mit dem Gehaltumwandlungs-System ein Rad geleast. Für die MVV ist es wichtig, dass umweltfreundliche Mobilität für ihre Beschäftigten möglich wird, denn Nachhaltigkeit sei ein Bestandteil der Firma. „Wir freuen uns, dass die Idee des JobRads bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf eine große Resonanz stößt“, sagt Peter Dinges, Leiter der Stabsabteilung Personal bei MVV.
Die Heinrich Heine GmbH, ein Online-Mode-Shop mit Sitz in Karlsruhe hat im Herbst 2016 das „heinebike“ eingeführt, das mit 19 Rädern von rund fünf Prozent der Mitarbeiter genutzt werden. Laut Abteilungsleiter Rigo Konrad haben alle Mitarbeiter ein positives Feedback gegeben. Auch für Heine passt das Dienstrad in das Nachhaltigkeitskonzept.
Firmen kooperieren oft mit der LeaseRad GmbH, einer Firma aus Freiburg, die in Deutschland mehrere Standorte hat. Bundesweit kooperiert LeaseRad mit ihrer Marke JobRad mit etwa 4.400 Arbeitgebern, womit rund eine Million Arbeitnehmer die Möglichkeit haben, bei LeaseRad ein Dienstfahrrad zu beantragen. Arbeitgeber loben JobRad vor allem wegen des geringen Zeitaufwands, den Mitarbeiter und Arbeitgeber brauchen, um ein Dienstrad zu bestellen.
Dienstfahrräder während dem Dienst
Beliebt sind auch Diensträder, die für alle Mitarbeiter während der Arbeit zu Dienstfahrten zur Verfügung stehen. Die Stadt Weinheim besitzt bespielsweise ein eBike, um die hügelige Umgebung leichter zu erradeln. Die Stadt Ludwigshafen hat ebenfalls zwei eBikes, die den Mitarbeitern für Dienstfahrten zur Verfügung stehen. Die Stadt Heidelberg hat derzeit über 60 Diensträder im Einsatz und einen Bedarf von weiteren 17, sowie weiteren 11 Pedelecs errechnet, dem bald nachgegangen werden soll. Heidelberg will damit Dienstwagen einsparen. Bei verschiedenen Fachbereichen der Stadt Mannheim stehen ebenso einige solcher Dienstfahrräder zur Verfügung, die laut Stadt “sehr gut genutzt” werden.
Die PH Heidelberg hat sich 14 Fahrräder angeschafft, neben den gesundheitsfördernden und umweltschützenden Aspekten will die PH somit auch die schwierige Verkehrs- und Parksituation in Heidelberg umgehen. Die Fahrräder werden vor allem im Sommer ständig genutzt.

Jessica Faulhaber, Jürgen Dämgen, Markus Brym und Verena Wandzik, alle BASF Mitarbeiter, auf dem Weg zu ihren Betrieben. Am BASF- Verbundstandort Ludwigshafen fahren die Mitarbeiter an einem Wassertank vorbei. Foto: BASF
Beliebt ist diese Art von Diensträdern besonders in sogenannten Fuhrwerken innerhalb von Firmen, bei denen Mitarbeiter immer wieder auf kurzen Strecken hin und her fahren müssen. Die Mitarbeiter der BASF in Ludwigshafen haben hierfür beispielsweise rund 13.000 Fahrräder zur Verfügung und ein Radwegnetz auf dem Gelände von insgesamt 15,4 Kilometern. Die Fahrräder und Pedelecs ersetzen immer mehr Roller oder Mofas. Für größere Strecken werden von der BASF neben Buslinien und gemeinschaftlich genutzte Fahrzeuge auch immer mehr e-Autos angeboten.