Mannheim, 25. Juli 2017. (red/pm) Mit einem Online-Tool des Instituts für Deutsche Sprache kann man selbst forschen: Wann wurden bestimmte Worte in der Zeit verwendet, wann nicht? Hinter solchen Fakten können gesellschaftliche Umbrüche stehen.
Information des Instituts für Deutsche Sprache:
„Das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim bietet seit diesem Jahr in einem online frei zugänglichen Tool die Möglichkeit, den Wortschatz in der Wochenzeitung DIE ZEIT zwischen 1953 und 2014 zu explorieren.
Mit der Webapplikation „Wortschatzwandel in der ZEIT“ können Sprachinteressierte erkunden, welche Wörter in einem bestimmten Jahr neu in der ZEIT waren und zuvor gar nicht oder nur selten verwendet wurden. Umgekehrt können die Nutzerinnen und Nutzer über die Anpassung einiger weniger Kennzahlen auch erforschen, wann bestimmte Wörter nicht mehr verwendet wurden.
Selbst forschen
Die Grundidee des Tools ist es, statt vorgefertigter Wortlisten den Nutzerinnen und Nutzern selber die Möglichkeit zu geben, relevante Kennzahlen anpassen zu können (u.a. das Ausgangsjahr oder wie oft ein Wort im Jahr aufgetreten sein muss oder welcher Zeitraum davor bzw. danach bei der Analyse beachtet werden soll).
Die Webapplikation gibt dann als Ergebnis die entsprechenden Wörter sowie gegebenenfalls Schaubilder mit dem jeweiligen Häufigkeitsverlauf zurück. Die Nutzerinnen und Nutzer werden so selbst zu Forschenden, die nach eigenen Kriterien nach auffälligen Wörtern suchen können.
So lässt sich beispielsweise nachvollziehen, dass im Jahr 1985 mehrere Wörter rund um die Aids-Epidemie, z.B. „Aids-Kranke“, „Aids-Patienten“ und „Aids-Virus“, aufkamen und auch mindestens in den folgenden 24 Jahren eine relevante Rolle im Wortschatz der Wochenzeitung spielten. Auch das Wort „Altersarmut“ wurde in diesem Jahr erstmals relevant und ist seitdem nicht mehr aus dem Wortschatz der ZEIT wegzudenken.
Sprachliche und gesellschaftliche Entwicklungen
1990 erlangten wie zu erwarten Wörter wie „Stasi-Akten“, „Ossis“, „Wessis“ und „Maueröffnung“ erstmals Relevanz im Wortschatz. Aber auch andere Wörter, die thematisch nicht mit der deutschen Wiedervereinigung zusammenhängen, wie „Cyberspace“ oder „Anschubfinanzierung“ können erst ab 1990 verstärkt im Wortschatz der ZEIT nachgewiesen werden.
Durch das Tool „Wortschatzwandel in der ZEIT“ können somit gesellschaftliche Entwicklungen bzw. deren Auswirkungen auf den Wortschatz einer großen deutschen Wochenzeitung nachvollzogen und entdeckt werden. Ausführliche Dokumentationen auf Deutsch und Englisch sind online verfügbar. Das Tool ist über die Plattform OWIDplus des Instituts für Deutsche Sprache frei verfügbar.
Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Es gehört zu den 91 Forschungs- und Serviceeinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.“