Heidelberg, 25. Januar 2016. (red/hmb) Ein fulminanter Auftakt der zweiten Tanzbiennale in Heidelberg war das Eröffnungsgastspiel “Borderline” am Freitag, den 22. Januar. Noch bis zum 31. Januar lockt das Festival mit internationalen Profi-Tänzern, regionalen Tanzschaffenden und einem vielfältigen Programm.
Von Hannah-Marie Beck
Wenn ich mich hier umschaue sehe ich Zuschauer, die man bei uns im Theater sonst nicht sieht. Tanz hat ein ganz eigenes Publikum – Tanz hat eine ganz eigene Sprache,
meinte Intendant Holger Schultze voller Stolz, als er gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner am Freitagabend die zweite Tanzbiennale eröffnete.
Hinter dem Festival steckt ein Haufen Arbeit. In dem Festival ein Haufen Geld. Ohne die zahlreichen Sponsoren, Partner und Unterstützer wäre das Spektakel nie möglich gewesen.
Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn die Tanzbiennale schafft Raum für Neues – das ausverkaufte Eröffnungsgastspiel “Borderline” war bereits ein voller Erfolg: Immer wieder gab es Szenenapplaus, zum Schluss Standing Ovations und begeistertes Gejohle.
Grenzen? Die gibt es nicht
Wenn man an Hip-Hop denkt, sieht man häufig die Tänzer auf der Straße vor sich die, die Menschen in einem Kreis um sich herum versammeln und bei lauter Musik großartige Sprünge und Drehungen vollführen. Die Compagnie “Wang Ramirez” aus Frankreich zeigt, dass Hip-Hop viel mehr sein kann als das: Er kann eine Geschichte erzählen, kritisieren und berühren.
Sie verbinden die Tanzform mit Elementen von Kampfsport und Ballett und bringen so eine einzigartige Show auf die Bühne.
Ihr Tanz erzählt Geschichten aus dem Leben, ehrlich und direkt: Die Tänzer treten in T-Shirt und Jeans auf – ihre Sneakers quietschen auf der Bühne, während sie bei ihren Sprüngen und Drehungen durch die Luft fliegen. Und dann, in der nächsten Szene, tragen die Tänzer plötzlich traditionelle, auf die Antike verweisende Kostüme.
Und dennoch ergibt alles ein stimmiges Bild, denn sie weichen nie vom Thema des Stückes ab. Es geht um Grenzen zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. Grenzen, die wir uns selbst setzen und Grenzen, die wir überwinden können – dabei überwinden die Tänzer immer wieder selbst die Schwerkraft. Teils durch beeindruckende Körperkraft und Akrobatik und teils an Seilen, schwebend in der Luft.
Wie ein Puppenspieler lenkt einer der Darsteller die Seile und macht die Tänzer damit zu Marionetten. Er entscheidet, wer das Ziel erreicht und wer von den Drähten zurückgerissen wird. So wird zum Beispiel die Geschichte eines Liebespaars erzählt, dass immer wieder voneinander getrennt wird, bis sich die Tänzerin vom Seil löst.
Ein wirklich emotionsgeladener Tanz, dem es aber auch nicht an Witz und Humor fehlt. Besonders gut kommt beim Publikum eine Szene an, in der tief im Hohlkreuz auf High Heels Hip-Hop getanzt wird. Rund 70 Minuten dauert die Aufführung und bleibt dabei durchgehend spannend und abwechslungsreich.
Eine gelungene Eröffnung, die Großes für die kommenden Vorstellungen des Festivals verspricht.
Acht Tage lang wird in Heidelberg getanzt
Nicht nur die Tänzer der Compagnie “Wang Ramirez” überschreiten alle Grenzen, sondern auch das Festival selbst:
Es wird von der “Tanzallianz” veranstaltet, einer Kooperation zwischen dem Stadttheater Heidelberg und dem freien UnterwegsTheater. Eine Zusammenarbeit mit der Freien Szene, die Vorbildcharakter hat.
Es verbindet klassischen und modernen Tanz und lockt Profi-Tänzer aus Baden-Württemberg und dem internationalen Raum, aus Frankreich, Österreich, Kuba und der Schweiz, in die “Tanzstadt”. Aber es lässt auch Platz für die Kleinen, Anfänger und Laien, die sich auch mal beweisen möchten. So fand am Sonntag, den 24. Januar ein Kinder- und Jugendtanztag statt.
Noch bis zum 31. Januar wird durch ganz Heidelberg getanzt – zum Abschluss des Festivals gibt es eine große Tanzgala. Fast alle Vorstellungen sind schon ausverkauft. Karten gibt es noch für die Aufführungen “False Colored Eyes” am Donnerstag, den 28., “Wunschkonzert”, am 29. und “Play Dead” am 31. Januar. Außerdem gibt es im Rahmen des Festivals Filmvorführungen, Partys, Symposien und Diskussionen, zu welchen der Eintritt frei ist.