Ladenburg/Rhein-Neckar, 19. Januar 2017 (red/me) Am Sonntagabend um 18 Uhr schließen in Ladenburg die Wahllokale und ein wochenlanger Wahlkampf um das Amt des neuen Bürgermeisters geht zu Ende. Gleich drei Personen bewerben sich um die Nachfolge von Rainer Ziegler (SPD), der nach 16 Amtsjahren in den Ruhestand geht.
Alle gebührenpflichtigen Artikel ab 60 Euro pro Jahr lesen? Hier gehts lang.
Von Mathias Meder
Mit Stefan Schmutz (SPD), Corinna Schierz (parteilos) und Mario Unholz (parteilos) treten drei fachlich geeignete Personen bei der Bürgermeisterwahl 2017 in Ladenburg gegeneinander an. Spannend wird sein, ob einer der drei Kandidaten die absolute Mehrheit sofort erzielen werden kann.
Alle drei Bewerber sind stark
Während Stefan Schmutz gleich von drei Parteien Unterstützung erfährt und SPD, Grüne und FDP für ihn werben, tritt mit Corinna Schierz die einzige Frau an, die mit der CDU zugleich durch die stärkste Gemeinderatsfraktion Unterstützung erfährt. Mario Unholz hingegen ist der einzige Bewerber mit Wurzeln in Ladenburg, wobei jedoch der amtierende Bürgermeister Rainer Ziegler auch trotz seines Wohnorts Dossenheim große Unterstützung erfahren hatte. Der Heimvorteil ist also nicht so entscheidend wie in früheren Zeiten.
Bei der Wahl sind von den rund 11.500 Ladenburger/innen 9.312 Wahlberechtigte stimmberechtigt, darunter 1.008 sogenannte „Jungwähler“ ab 16 Jahren, die zum ersten Mal an einer kommunalen Bürgermeisterwahl teilnehmen können. Bei der letzten Bürgermeisterwahl betrug die Wahlbeteiligung 64,66 Prozent, in der sich Bürgermeister Rainer Ziegler ein Ergebnis von über 78 Prozent gegen den parteilosen Martin Reisenbüchler sicherte. Bei der ersten Wahl 2001 erzielte Herr Ziegler gegen den damaligen Amtsinhaber Rolf Reble (CDU) ein Ergebnis von 53,3 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 70,92 Prozent.
Drei Kandidaten bedeuten meist eine höhere Wahlbeteiligung, aber auch meistens auch eine Neuwahl, wenn die erste Wahl nicht entschieden wird. Eine Wahlveranstaltung in der Lobdengauhalle war vor einigen Tagen mit rund 1.000 Personen sehr gut besucht – hier kamen aber überwiegend ältere Wähler/innen, um sich zu informieren.
Die Wählerinnen und Wähler haben diesmal bei den drei Kandidaten eine schwere Wahl vor sich. Denn alle drei sind beruflich für dieses Amt qualifiziert und bringen das richtige Verständnis für das neue Amt mit. Bürgernähe, Kommunikation und Zuhören spielen bei allen Bewerbern eine große Rolle. Die inhaltlichen Unterschiede sind vielfach nur gering wahrnehmbar.
Die Herausforderungen der Stadt sind dabei allen klar. Es gilt, die angespannte Finanzlage in den kommenden Jahren grundlegend anzugehen. Ladenburg lebt über seine Verhältnisse, was bedeutet, dass auf der Einnahmenseite große Anstrengungen nötig sein werden, um gesunkene Gewerbesteuereinnahmen ausgleichen zu können. Wenn dies nicht gelingt, wird der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin auch bald über Kürzungen nachdenken und schmerzhafte Einschnitte angehen müssen.
Klar ist: Wer auch immer gewinnt, wird ein Sparbürgermeister werden müssen. Konkrete Sparmaßnahmen nannte keiner der Kandidaten bislang – das Eisen ist wohl zu heiß. Klar ist auch: Von der Unterstützungsseite hat nur Herr Schmutz die Hälfte des Gemeinderats auf seiner Seite, was knappe Mehrheiten bei gemeinderatlichen Entscheidungen ermöglichen würde – die beiden anderen Kandidaten haben dies nicht, wenngleich sicher Freie Wähler und CDU beim Sieg eines ihrer Kandidaten auch Unterstützung leisten würden.
Der lachende Dritte: Mario Unholz
Der 47-jährige Verwaltungsangestellte Mario Unholz ist in Ladenburg aufgewachsen und lebt hier auch mit seiner Familie. Er ist Diplom-Verwaltungswirt (FH) und aktuell Leiter der Verwaltungssteuerung in Mörlenbach. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunken gehört die Wirtschaftsförderung, interkommunale Zusammenarbeit und Verwaltungsmodernisierung. Eine parteiliche Unterstützung gibt es bei ihm nicht wirklich, so dass er durch eine “unabhängige und unvoreingenommene Politik” punkten und lachender Dritte im Wettstreit der Parteien werden möchte.
Er setzt auf seine Erfahrung bei der Verwaltungsmodernisierung und will durch neue Wege auch in der Finanzverwaltung dazu beitragen, den Haushalt transparenter zu machen und ihn gemeinsam mit dem Gemeinderat wieder auszugleichen. Er sieht Ladenburg “generationenübergreifend als kommunikativen Marktplatz” und wendet sich in seiner Imagebroschüre an Jung und Alt gleichermaßen. Der Weg zu ihm ist kurz, da er auf seiner Website nicht nur Handynummer, sondern auch Instagram- und Facebook-Adresse veröffentlicht hat.
Die moderne Konservative: Corinna Schierz
Die 37-jährige Corinna Schierz aus Gorxheimertal ist parteilos, wird jedoch durch die CDU Ladenburg unterstützt. Sie ist derzeit Abteilungsleiterin beim Landratsamt Kreis Bergstraße in Heppenheim, zuständig für Regional- und Raumentwicklung, Landwirtschaft und Denkmalschutz.
Sie präsentiert sich mit Hund und Ehemann und einem fröhlichen Lächeln ihren Wählerinnen und Wählern. Im Gegensatz zu den beiden anderen Bewerbern findet man auf ihrer Website jedoch keine Imagebroschüre und unter der Rubrik “Meine Ziele” steht als erster Satz noch immer: “Ich bin derzeit dabei, meine politischen Leitlinien und meine Ziele für Ladenburg zu formulieren.” Ihr ist bewusst, dass zukünftig Sparen angesagt sein wird, setzt aber auch auf Fördermittel, die gewonnen werden sollen. Auf Facebook ist Frau Schierz ebenfalls erreichbar und hat mit knapp 200 Freunden eine ähnliche Unterstützerzahl wie Mario Unholz aufzuweisen.
Der überparteiliche Sozialdemokrat: Stefan Schmutz
Der 39-jährige Mannheimer Stefan Schmutz hat ein SPD-Parteibuch und wird im Wahlkampf von SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen unterstützt. Der Experte für Schul- und Bildungspolitik ist derzeit Leiter der Abteilung „Fachberatung Pädagogik“ in der Mannheimer Stadtverwaltung und war in den vergangenen Jahren für die SPD-Landtagsfraktion tätig.
Der ehrenamtliche Snowboardübungsleiter möchte sachkundige Bürgerinnen und Bürger als Experten in den politischen Beratungsprozess einbeziehen und setzt auf einen Ausbau der Bildungs- und Betreuungsangebote. Gleichfalls wichtig ist ihm jedoch auch die Ausarbeitung eines „Aktionsplans Seniorengerechtes Ladenburg“. Auch ihm ist jedoch bewusst, dass die drängendste Aufgabe die Sanierung des städtischen Haushalts sein wird und auch er setzt auf Förderprogramme. Herr Schmutz ist bei Facebook nicht vertreten, jedoch auf Instagram. Ob dies bei den jungen Wählerinnen und Wählern ein Nachteil ist, wird sich zeigen.
Wird eine Neuwahl nötig sein?
Gemessen an der “politischen” Unterstützung ist diese bei Herrn Schmutz mit 11 Gemeinderatsmitgliedern am größten, gefolgt von Frau Schierz mit 7 CDU-Vertretern und Herrn Unholz mit 4 Freien Wählern. Das bedeutet, dass die jeweiligen Netzwerke aktiviert werden, was auf den ersten Blick ein Vorteil für Herrn Schmutz ist. Doch gibt es immer noch wenige Bürgermeisterinnen und das könnte ein Vorteil für Frau Schierz sein. Herr Unholz kann auf den Heimvorteil bauen.
Sollte keiner der drei Kandidaten am Sonntag die Wahl mit 50 Prozent plus eine Stimme gewinnen, soll am 12. Februar eine Neuwahl erfolgen, bei dem der gewinnt, der die einfache Mehrheit erreicht.
Ob dann alle drei nochmals antreten oder den Wählern einen anderen Kandidaten empfehlen, ist offen.
Wir halten eine Neuwahl für erforderlich, weil wir keinen klaren Favoriten sehen. Bislang gab es in der Nachkriegszeit zwei CDU-Bürgermeister, zwei von der SPD und einen für die Freien Wähler.
Wer wahlberechtigt ist, kann in seinem Wahllokal wählen gehen und benötigt dazu nur den Personalausweis. Briefwahlstimmzettel müssen bis Sonntagabend um 18 Uhr bei der Stadtverwaltung eingegangen sein.
Kurz vor der Wahl tauchen brisante Informationen auf – was, lesen Sie hier.