Rhein-Neckar, 17. Februar 2016. (red/pro) Das wahre Problem aktuell ist nicht die AfD. Auch nicht Pegida. Das größte gesellschaftliche Problem derzeit ist die vollständige Abwesenheit von intellektueller Auseinandersetzung mit drängenden Problemen kombiniert mit Schlagzeilengeilheit und Click-Baiting. Ein Wutanfall.
Kommentar: Hardy Prothmann
Da gibt es so eine piefige Lokalzeitung. Die trifft auf eine sture AfD-Politikerin und will partout die Schlagzeile. Die wird geliefert. Und weil die piefige Lokalzeitung nicht sauber arbeitet und sogar noch dokumentiert, dass sie überhaupt nicht an inhaltlicher Auseinandersetzung interessiert ist, sondern nur an der Schlagzeile, konnte die AfD-Politikerin Punkte machen.
Pief hoch drei
Wenn da nicht der Rest der piefigen Presse wäre, die sich gegenseitig zitiert, über die Drehscheibe von piefigen Nachrichtenagenturen, an denen ebendiese Presse beteiligt ist, um sich gegenseitig zu bestätigen.
Und dann gibt es noch so ein piefiges Magazin aus Hamburg, dass die Show nochmals weiterdrehen will, indem zwei Redakteure einen grünen Oberbürgermeister im Südwesten zum NPD-Slogan-Verbreiter abwatschen wollen. Und indem dieses Magazin und sein Online-Ableger nur bestimmte Zitate pushen, damit das Click-Baiting stimmt.
Mit diesem Provo-Grünen zeigten sich andere Piefig-Grüne bei uns in der Region, beispielsweise in Weinheim, in der Vergangenheit sehr gerne – mit einem, der mal „Tacheles“ redet. Da ging es aber nicht um Flüchtlinge. Aktuell lädt keiner der Pief-Köppe diesen Typen aus T. mehr ein. Ganz im Gegenteil – der Provo-Grüne ist aktuell der Schuld-Grüne, der Öl ins Feuer der Rechten gibt, so Bundes-Pief-Grüne.
Realitätsverweigerung
Hat der Provo-Grüne tatsächlich so viel Macht? Ist er ursächlich dafür verantwortlich, wie die Dinge sich entwickeln?
Es ist erstaunlich, wie schon fast kriminell die Realitäten verweigert werden. Wenn denn alles so in Ordnung wäre, wie es ist – wie kann dann eine Protest-Partei wie die AfD zunächst in den Umfragen und mit aller Wahrscheinlichkeit auch bei den anstehenden Landtagswahlen so erfolgreich sein? Das ist keine intellektuelle Frage, sondern eine nahe liegende und einfache. Wie kann das sein?
Wie kann es sein, das ausgerechnet die Sozialdemokraten, also die Partei, auf die man am meisten setzen müsste, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht, einen derartigen Absturz erlebt?
Der Oberbürgermeister einer Stadt im Südwesten spricht einfach Tacheles. Doch das glaubt man ihm nicht und fragt sich, ob er „Karriere“ machen will, als Mitglied des Bundestags oder so.
Solche piefigen Journalistenfragen rauben einem den Glauben an den Verstand – bei piefigen Journalisten. Es gibt keinen Job mit mehr Machtfülle in dieser Bundesrepublik als den eines Oberbürgermeisters einer Stadt im Südwesten nach der süddeutschen Ratsverfassung. Die Bundeskanzlerin würde Heissa rufen, wenn sie auch nur ansatzweise im Vergleich diese Machtfülle hätte.
Abgesehen davon verdient man als OB auch noch mehr als ein MdB. Und man ist auf acht Jahre gewählt. Und nach zwei Wahlperioden gibt es volle Rentenbezüge. All das wissen die Pief-Kopp-Magazin-Journalisten offenbar genau gar nicht.
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Zurück zu den Flüchtlingen. Der Provo-Grüne aus dem Südwesten ist ein Held – weil er sich als erster aus der Deckung in den Angriff wagt und sagt: „So schaffen wir das nicht.“
Wir berichten schon seit dem Sommer davon, dass es nicht darum geht, dass der Bund es irgendwie schafft, die erste und die zweite Million Menschen zu verwalten (was er nicht geschafft hat). Es geht darum, wie die Kommunen das schaffen sollen können.
Es wird ein Hauen und Stechen werden
Die Zeitbombe tickt. Die Kreise stöhnen schon, weil sie die vorläufige Unterbringung kaum schaffen. Aber das ist ein kurzfristiges Stöhnen, dass nur höchstens zwei Jahre lang geht. Danach werden die Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung in die Kommunen überstellt.
Spätestens ab dem Sommer 2017 wird das ein Hauen und Stechen werden – im Wortsinn. Weil die Kommunen vollständig überfordert sein werden. Es ist noch niemals gelungen, innerhalb von zwei Jahren sozialen Wohnraum für mehr als eine Million Menschen zu schaffen, schon gar nicht für zwei und mehr Millionen.
Und es wird in den Kindergärten und Schulen weitergehen. Wer es sich leisten kann, wird auf teure, private Einrichtungen zurückgreifen, um den Nachwuchs „unbeschadet“ zu lassen. Der überwiegend größere Teil der deutschen Staatsbürger wird hinzunehmen haben, was hinzunehmen ist.
Na gut, dann bin ich halt Nazi
Und wer sagt, dass er deutscher Staatsbürger ist, ob biodeutsch oder mit Migrationshintergrund, wird sofort den Nazi-Stempel an die Stirn geknallt bekommen, wenn er „Bevorzugung“ einfordert.
Wenn dieser Gesinnungsextremismus so weitergeht, werden immer mehr Menschen derart vor den Kopf gestoßen sein, dass sie letztlich sagen: „Ok, wenn dem so ist, dann bin ich halt ein Nazi.“ Das wäre fürchterlich. Aber das ist bereits im Gange.
Der grüne „Provokateur“ sagt es ehrlich und meint: „Wenn die Mehrheit der Deutschen der Auffassung wäre: Jawohl, wir verzichten jetzt auf einen Teil unseres Wohlstands und lösen dieses Problem für die Welt, würde ich sagen: „Gut, machen wir.“
Das ist pragmatisch und ehrlich, nach dem Motto: „Ok, wir haben sehr lange profitiert, jetzt müssen wir halt auch ein wenig dafür zahlen, was woanders kaputt gegangen ist.“
Aber mit „Bezahlen“ ist die Sache nicht erledigt. Mehr Geld für irgendwas irgendwohin löst die Probleme nicht, die sich aktuell abzeichnen: Massive soziale Konflikte. Überwiegend zwischen den Flüchtlingen, aber durchaus auch gegenüber den deutschen Staatsbürgern.
Lebensqualität ist mehr als Geld
Lebensqualität ist nicht nur Geld, sondern die gewohnte Sicherheit, die gewohnte Freiheit. Beides ist bereits heute massiv eingeschränkt. Und das, nachdem erst vor fünf Monaten die Flüchtlingszahlen massiv angestiegen sind.
Wer genau hinschaut, wer ehrlich hinschaut, weiß, dass hier jede Menge soziale Bomben ticken. Die deutsche Bevölkerung wird darunter zu leiden haben – aber noch mehr die Flüchtlinge und die Migranten, die eigentlich dachten, dass sie angekommen sind.
Wir als kleines, aber viel beachtetes Medium erleben auch, wie sehr sich das Klima ändert. Als wir gewarnt haben, wurden wir als „Panik-Macher“ diskreditiert. Nachdem sich die Lagen zuspitzen, versuchen gewisse Kreise uns als „rechtspopulistisch“ zu brandmarken. Einfach so – so wie das einem Oberbürgermeister gerade ergeht, den man vor kurzem noch gerne herzeigte, weil er „so klug“ ist.
Realitäten
Das einzige, was uns umtreibt, ist Verantwortung. Um verantwortlich sein zu können, muss man Fragen stellen und zulassen – auch solche, die unangenehm sind. Das ist nichts Neues, sondern eine klassische Tugend.
Vor allem muss man bereit sein, sich Wissen anzueignen, dieses in Beziehung zu setzen und auch umzusetzen. Wer das nicht tut, wird piefig.
Aktuell kam ein deutscher Bundesaußenminister nach Mannheim. Dafür interessierten sich 200 Menschen. Ein paar Wochen zuvor war ein Bundesgrüner in Mannheim: 80 Gäste. Auf eine Wahlkampfveranstaltung der CDU Mannheim mit beiden Landtagskandidaten kamen nicht mal 50 Besucher. Auf eine CDU-Wahlkampfveranstaltung in Schriesheim mit zwei Landtagsabgeordneten kamen genau 16 Besucher.
Als die AfD-Vorsitzende Dr. Frauke Petry in Mannheim aufgetreten ist, drängten sich 450 Besucher und 200 kamen nicht mehr rein.
Auch das sind Realitäten, denen sich die Pief-Köppe stellen müssen. Die Stimmung kippt – davor hat das Rheinneckarblog in vielen Artikeln gewarnt. Es wird einige Wähler geben, die doch ihr Kreuz am 13. März bei den etablierten Parteien machen werden, obwohl sie zögern. Es wird die Hoffnung geben, dass „man es schafft“.
Das wird aber nicht gelingen, wenn man nicht bereit ist, Entscheidungen zu treffen, für die man sich nicht selbst vollständig hilfsbesoffen feiern will.
Wut über Pief-Köppe
Richtig wütend macht mich, dass insbesondere die Grüne lieber kluge Köpfe in den eigenen Reihen massakrieren, als endlich mal vernünftig zu sein.
Ärgerlich finde ich, dass die Menschen einem Herrn Kretschmann nachlaufen, der eigentlich ein CDU-Politiker ist. Noch ärgerlicher, dass die Grünen eigentlich nur einen wichtigen Punkt auf ihrem Wahlprogramm haben – nämlich den CDU-affinen Winfried Kretschmann.
Warum das so ärgerlich ist? Weil jedes eigene Profil fehlt. Weil die Grünen im Südwesten keine Haltung haben. Herr Kretschmann hat Heidelberg mehrfach belogen. Er belastet Nordbaden über Gebühr. Er akzeptiert zum Machterhalt sichere Drittstaaten, obwohl er um das Elend auf dem Balkan weiß.
Und ein grüner Oberbürgermeister, der sich traut, Tacheles zu reden, wird auch noch abgemeiert und abgewatscht.
Die CDU im Südwesten hat auch keinen Plan, wie sie aus der Grätsche zwischen Kretschmann und Merkel herauskommen soll.
Es fehlt an Alternativen
Es fehlt an Alternativen. Und leider befördert das eine AfD, die sicherlich in den Landtag einziehen wird, aber ganz sicher nicht dazu beitragen wird, die Lage zu beruhigen.
Das ärgert mich am meisten: Es war so viel Zeit, sich zu fangen, zu konzentrieren und verantwortlich an die Arbeit zu machen, um den Menschen Perspektiven zu vermitteln. Die wurde verspielt.
Das politische Theater, das seit Monaten wie eine schlechte Soap abgespult wird, entfremdet die Bürger vom Glauben an eine verantwortliche Politik, treibt einige ins Extreme und wird durch aufmerksamkeitsgeile Medien noch gepusht.
Das alles sind keine guten Entwicklungen, die geeignet sind, Vertrauen in die Zukunft zu haben.
Macht Schluss mit dem Theater. Macht Euch an die Arbeit. Der Berg ist gigantisch.
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