Mannheim/Rhein-Neckar, 17. Dezember 2013. (red/pm) Der Mannheimer Entwicklungsplan „Bildung und Integration“ nimmt konkrete Formen an. Dieser hat zum Ziel, durch eine langfristige kommunale Bildungsplanung die Bildungsgerechtigkeit zu steigern und den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu fördern.
Information der Stadt Mannheim:
„Grundlage für den Entwicklungsplan sind die Ergebnisse des 2. Mannheimer Bildungsberichts. Dieser hatte gezeigt, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich häufig von Bildungsungleichheit betroffen sind. Aufgrund dieser Situation hat das Bildungsdezernat von Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb einen Entwicklungsplan „Bildung und Integration“ auf den Weg gebracht, der es sich zum Ziel gesetzt hat, durch langfristige kommunale Bildungsplanung Bildungsgerechtigkeit zu steigern und den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu fördern.
Nun liegen die Eckpunkte des Entwicklungsplans vor. Im Rahmen der 4. Mannheimer Bildungskonferenz wird Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb das Eckpunktepapier mit der Fachöffentlichkeit diskutieren.
„Allen Kindern und Jugendlichen muss die Chance eröffnet werden, einen ihren Fähigkeiten und Potenzialen entsprechenden Schulabschluss zu erlangen und ihre Potenziale zu entfalten. Der 2. Mannheimer Bildungsbericht hat uns zwar viele Erfolge aufgezeigt, gleichzeitig besteht aber noch weiterer Handlungsbedarf. Trotz der zahlreichen Bildungsangebote speziell für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund bleiben diese immer noch deutlich hinter ihren Altersgenossen ohne Migrationshintergrund zurück.
Grundlage für Bildung und Integration
Das haben wir zum Anlass genommen, in einem ersten Schritt die bisherigen städtischen Bildungsangebote und -maßnahmen zusammenzutragen und ziel- und wirkungsgerichtet auszurichten“, erklärte Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb in ihrer Begrüßungsansprache. Ziel des Entwicklungsplans ist es, die kommunale Bildungspolitik interkulturell zu öffnen und auf überprüfbare Ziele auszurichten. Damit legt die Stadt Mannheim die Grundlage das Thema Bildung und Integration gemeinsam mit den Bildungsakteuren vor Ort langfristig zu bearbeiteten und weiterzuentwickeln. „Integration durch Bildung und Beteiligung sind die beiden „Essentials“ einer modernen Zuwanderungsgesellschaft“, so Freundlieb.
In vier Fachforen diskutierten die über 270 Teilnehmer aus der Wissenschaft und Praxis, wie die Umsetzung vor Ort im frühkindlichen Bereich, im allgemeinbildenden und beruflichen Schulsystem sowie in non-formalen Lernwelten am Beispiel Jugendarbeit aussehen könnte.
Die Unterstützung junger Menschen mit Migrationshintergrund auf ihrem Bildungsweg ist eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich neben Bund, Ländern und Kommunen viele Institutionen, Organisationen und Initiativen widmen.
Teilhabeorientierte Gesellschaftspolitik
In seinem Vortrag zum Thema „Kulturelle Vielfalt, Identität und Bildung“ bestärkte Prof. Dr. Klaus J. Bade das Mannheimer Engagement für Integration und möglichst gleiche Teilhabechancen, besonders im Bildungsbereich. Damit habe Mannheim zugleich verstanden, „dass es in einer Einwanderungsgesellschaft, die schon mehrere Generationen von Einwanderern umfasst, nicht mehr nur um ‚Integrationspolitik für Migranten‘ geht, sondern um teilhabeorientierte Gesellschaftspolitik für alle in der Stadt.“
Die Diskussion in den Fachforen der einzelnen Handlungsfelder im frühkindlichen, schulischen und non-formalen Bereich durch Vertreter der Praxis, der Verbände und der Verwaltung, nahm die vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen in den Fokus und erarbeitete Anregungen für die Weiterentwicklung. „Wir wollen unsere zukünftige Arbeit daraufhin gemeinsam mit allen Partnern prüfen, ob die Stadt die richtigen Angebote und Rahmenbedingungen bereithält, um Menschen mit Migrationshintergrund gleiche Bildungschancen zu bieten“, betonte die Bürgermeisterin.
Die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney lobte das Vorgehen der Stadtverwaltung: „Mit dem Entwicklungsplan Bildung und Integration arbeitet die Stadt Mannheim erfolgreich an ihrer Integrationspolitik. Dabei stehen Wirkung und Nachhaltigkeit im Fokus.“ Das Ministerium für Integration fördert mit einer in diesem Sommer in Kraft getretenen Verwaltungsvorschrift die Integration in den Kommunen.
Brüche verhindern
Das Land stärkt Strukturen und Netzwerke sowie Elternarbeit und Antidiskriminierung. „Die aus zahlreichen Gesprächen mit kommunalen Akteuren gewonnenen Erkenntnisse sind in unser neues Förderprogramm eingeflossen. In diesem Jahr geben wir den Kommunen knapp drei Millionen Euro zur Förderung der Integrationsarbeit vor Ort“, erklärte sie.
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung freut sich, mit der Stadt Mannheim eine offene Partnerin für zukunftsweisende Programme zu haben. Geschäftsführerin Dr. Antje Becker erklärte: „In Mannheim können wir durch den flächendeckenden Einsatz von Ausbildungslotsen an Werkrealschulen den Übergang von der Schule in den Beruf intensiv und in einem guten Netzwerk begleiten, um Brüche an dieser Stelle der Bildungsbiographie zu verhindern.“
„Durch die systematische Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und zugleich einer passgenauen Förderung der Jugendlichen unterstützen wir diese und tragen so zu mehr Chancengerechtigkeit bei“, so Becker weiter.
„Um die bildungs- und integrationspolitischen Pläne in Mannheim voranzubringen, wollen wir alle Kooperationspartner und deren Maßnahmen miteinbeziehen und gemeinsam den vorgelegten Entwicklungsplan auf die Ziele der Bildungsgerechtigkeit und Integration ausrichten. Dies war heute ein Schritt dahin und wir werden die Anregungen der breiten Fachöffentlichkeit aufnehmen“, schloss Dr. Ulrike Freundlieb die Bildungskonferenz ab.