Mannheim/Rhein-Neckar, 15. April 2016. (red/hmb) Alle zwei Jahre und dieses Jahr zum 5. Mal findet das Theaterfestival „Schwindelfrei“ in Mannheim statt. Vom 02. bis zum 05. Juni wird in der Neckarstadt, rund um das Einraumhaus, wieder ordentlich Theater gemacht. Regionale Künstler und Künstlergruppen aus vier Ländern befassen sich mit einem Thema, das wahnsinnig wichtig ist und drängt: Die Zukunft.
Von Hannah-Marie Beck
Es ist ein Festival mit Vorbildcharackter: „Bei weitem nicht so kostenintensiv, wie andere und für Deutschland gesehen unglaublich innovativ“.
Begeistert stellten heute Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamts Mannheim, Sophia Stepf, Festival-Kuratorin und Nicole Libnau, Festival-Leiterin, das Programm des diesjährigen Theaterfestivals „Schwindelfrei“ vor. Es bietet Theatermachern aus der Freien Szene viel mehr, als nur eine Plattform: Ein Coaching, ein Kennenlernen und die Gelegenheit, Ideen zu sammeln. In einer zweiwöchigen Probenphase können sich die teilnehmenden Künstler untereinander austauschen, beraten und Impulse geben.
Dadurch ist das Festival nicht nur für die Besucher ein großes Ereignis, sondern auch für die Künstler selbst. Kein Wunder, dass man für die Ausschreibung des Festivals von „überall“ und nicht nur aus der Region Bewerbungen erhalten hat. Das Festival bleibt aber regional. Dennoch würde man sich freuen, wenn sich das innovative Konzept verbreitet. Vorerst können wir in Mannheim allerdings ein „exklusives“ Angebot genießen.
Noch interessanter – Noch internationaler
Man fördert mit dem Theaterfestival nicht nur die Freie Szene, sondern ermöglicht auch einen „Tiefenkontakt unter den Künstlern“, so Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamts Mannheim.
Durch diese Zusammenarbeit werden neue Ideen geboren,
meint sie und ergänzt begeistert:
Das Festival ist sehr erfolgreich und die Künstler sind sehr zufrieden!
Was will man mehr? Vieles! Denn auf dem bisherigen Erfolg ruht man sich nicht aus, sondern versucht jedes Mal aufs Neue noch interessanter – noch internationaler zu sein. Und das mit Erfolg.
Auch mal ein Risiko eingehen
Schon ab dem 22. Mai beginnt man mit einem „Warm Up“. Das ausgeweitete Rahmenprogramm konnte durch Zusatzgelder der Baden-Württemberg Stiftung groß aufgefächert werden: Film, Tanz, Musik, Bildende Kunst und vieles mehr – von einem reinen Theaterfestival kann man kaum mehr sprechen. Umso beeindruckender, dass die meisten Veranstaltungen des Rahmenprogramms kostenlos sind.
Eintritt zahlt man lediglich für die „Theaterparcours“ während des eigentlichen Festivals vom 02. bis zum 05. Juni. So eine Tour beinhaltet fünf zwanzigminütige Stücke.
Das ist das Tolle: In 20 Minuten kann man auch mal ein Risiko eingehen, eine verrückte Idee ausprobieren,
zeigt sich Festival-Kuratorin Sophia Stepf euphorisch. Wenn dann doch mal etwas nicht so gut ankommt müsse man als Zuschauer nicht leidend auf die Uhr blicken, sondern könne sich auf die nächsten Stücke freuen. Denn nach einer Aufführung werden die Besucher weitergeführt, können sich auf dem Weg über das Gesehene unterhalten und es reflektieren – bevor wieder etwas Neues beginnt. So bekommt man die Möglichkeit unterschiedliche Visionen zum diesjährigen Thema „FACING 2066“ sehen und kann mehrere Impulse auffangen.
Acht bis 12 Euro zahlt man für eine kleine Reise ins Ungewisse. Denn an welchem Spielort die Stücke aufgeführt werden bleibt eine Überraschung.
Eine Zukunft vorstellen können, die erstrebenswert ist
Wo wollen Sie in 50 Jahren stehen? Wie stellen Sie sich die Welt vor? Ein Thema, mit dem sich jeder beschäftigt. Ein Thema, das wahnsinnig wichtig ist und drängt: Die Zukunft.
Blickt man 50 Jahre zurück, hat sich so viel getan, so viel verändert. Im Hier und Jetzt angekommen, den Blick vorauswerfend, haben wir Angst, denken oft negativ an das, was auf uns zukommt. „Wir haben häufig eine sehr passive Sichtweise auf die Zukunft und akzeptieren den Status Quo“, bemerkt Sophia Stepf:
Wir sollten uns eine Zukunft vorstellen können, die erstrebenswert ist – denn jetzt ist der Moment, in dem wir beginnen, die Zukunft in 50 Jahren zu formen.
Mangelnde Ressourcen, künstliche Intelligenz – zwischen Dystopie und Utopie dreht sich beim diesjährigen Theaterfestival alles um die Zukunft.
Eine Zukunft ist nicht alleine regional gestaltbar – die Internationalität des Themas ist gegeben und um die Künstler aus der Region zu unterstützen wurden internationaler Darsteller aus Australien, Indien, dem Iran und Libanon eingeladen. Sophia Stepf:
Wir sollten nicht nur im eigenen regionalen Saft kochen, sondern auch darüber nachdenken, was für Probleme andere haben. Die Probleme der Welt können nur gemeinsam gelöst werden.
Ab sofort kann man Karten für die unerschiedlichen Theaterparcours kaufen. Sie kosten 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Außerdem ist nun das Programm des Festivals veröffentlicht.