Mannheim, 03. Juni 2016. (red/cr) Beim 5. Theaterfestival Schwindelfrei beschäftigen sich regionale Künstler und Künstlergruppen aus vier Ländern unter dem Motto „FACING 2066“ damit, wie die Zukunft in 60 Jahre aussehen wird – oder könnte. Am Donnerstagabend wurden die Theaterparcours mit einer futuristischen Performance und pfälzisch-persischem Essen eröffnet. Noch bis Sonntag könne die Parcours besucht und eine Videoinstallation erlebt werden.
Von Christin Rudolph
In den letzten 50 Jahren hat sich die Welt, in der wir leben, stark verändert. Vor allem die technische Entwicklung bestimmt unser Leben. Was wird in den nächsten 50 Jahren geschehen?
Wie werden wir leben? Leben wir vielleicht bereits in einer Art Dystopie, ohne es zu merken?
Die Zukunft beschäftigt jeden Menschen. Wie regionale und internationale Künstler das Thema umsetzen – ob in Videoinstallationen, Performance, Musik, Theater oder ganz anders – können Besucher beim fünften Theaterfestial Schwindelfrei erleben.
Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamts Mannheim, betonte bei der Eröffnung:
Das Festival funktioniert dank der vielen Kooperationspartner.
Wohin geht die Reise?
Allein schon geografisch fällt das auch den Besuchern auf. Sowohl das umfangreiche Rahmenprogramm aus Film, Tanz, Musik, Bildender Kunst und anderen Kunstformen als auch die Theaterparcours, das eigentliche Herzstück des Festivals, finden an verschiedenen Orten in Mannheim statt.
Bei den Theaterparcours bleibt sogar bis zum Schluss ungewiss, wohin die Zuschauer geführt werden. Eine Tour führt zu vier Stücken, die jeweils nur 20 Minuten dauern. Auf dem Fußweg von einem Spielort zum anderen können sich die Zuschauer unterhalten und das Gesehene reflektieren. Auf diesem Weg kann ma ganz unterschiedliche Visionen zum Thema Zukunft erleben und viele Impulse auffangen.
Ausgangspunkt des Festivals ist das Einraumhaus am Alten Messplatz, wo am Donnerstagabend die feierliche Eröffung stattfand. Schon die Performance zu Beginn schien aus der Zukunft zu kommen. Simon Spiess‘ Klänge am Saxofon und Marie-Louise Nielsens Bewegungen brachen mit praktisch allem, was man mit „Saxofon“ und „Tanz“ assoziiert.
Performance von einem fremden Stern
Die beiden treten zusammen als „Duet“ auf und verfremden den Klang des Saxofons und Bewegungen, die zu einem Tanz gehören könnten, aber keinen Zusammenhang zu haben scheinen.
In einigen Momenten sind sich die beiden Künstler körperlich nah, doch weder scheinen Musik und Bewegung irgendeine Verbindung zu haben, noch die beiden Menschen.
Dem Saxofon werden eher Geräusche als Klänge entlockt, die man kaum zuorden kann. Beide Performer nutzen die Treppe vor dem Einraumhaus, seinen Eingang und laufen zwischen den Zuschauer hindurch. Und wirke dabei fremd und einsam. Aber das Unbekannte hat auch eine gewisse Anziehungskraft.
Man weiß nicht wirklich, was man gerade sieht, man weiß nicht, wohin es führt und wann es endet. Man kennt das Ziel nicht. Als dann das Ende der Performance erreicht ist hat ma das Gefühl, kurz stehenzubleiben. Als hätte man die Zukunft mit Spannung erwartet, und plötzlich ist die Zukunft schon Vergangenheit und man sieht zurück.
Visionen und Experimente
Nicht nur künstlerisch, auch kulinarisch wurde das Thema Zukunft umgesetzt. Am Stand von „Future Foods Of Mannheim“ wurde pfälzisch-persisches Essen serviert. Der Ausblick auf das Essen der Zukunft zeigte erneut: Man kann die Zukunft nicht vorhersagen. Aber Visionen haben und experimentieren.
Das spiegelte sich auch in den Eröffungsreden wider. Nach einer Begrüßung druch Kulturbürgermeister Michael Grötsch drückte Sophia Stepf ihren Dank aus, das Festival zum zweiten Mal kuratieren zu dürfen.
Inhaltlich stellte sie den Zusammenhang zwischen globaler Gemeinschaft und der Zukunft her.
Die Zukunft beginnt jetzt
So gebe es etwa schon jetzt mehr als 20 Millionen Klimaflüchtlinge – eine Situation, die unmöglich jede Nation für sich verbessern könnte.
Wenn die Menschen nicht anfangen würden, zusammenzuarbeiten, sehe die Zukunft schlecht aus.
Pessimistisch ist die Aussage des Festivals jedoch nicht. Eher eine Erinnerung: Wir können heute schon die Zukunft in 50 Jahren mitgestalten.
Damit wurden die Theaterparcours eröffnet, die noch bis Sontag begangen werden können. Außerdem sind Installationen und eine Ausstellung Teil des Programms.