Mannheim, 15. März 2015. (red/pro) Der Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger (42) ist nun offiziell der CDU-Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl in Mannheim am 14. Juni. Bei der Nominierungsveranstaltung wurde er am Samstag in Feudenheim einstimmig bestätigt. In seiner Rede sagte er: „Wir werden gemeinsam Oberbürgermeister dieser Stadt.“ Dem amtierenden Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) warf er indirekt vor, die Stadt „verkommen zu lassen“. Rosenbergers Wahlschwerpunkt werde Sicherheit und Sauberkeit sein.
Von Hardy Prothmann
Peter Rosenberger (bis in einer Woche noch 42 Jahre alt) ist ein sympathischer Typ und genauso möchte er rüberkommen. Alt genug, „um sich die Hörner abgestoßen zu haben“, wie der CDU-Kreisvorsitzenden Nikolas Löbel (28) meint und jung genug, um „voller Elan“ zu sein.
Nur 137 CDU-Mitglieder nomieren den „hervorragenden Kandidaten“
Sein Publikum ist überwiegend ergraut. Klar, es gibt ein paar junge Gesichter, ein wenig „Mittelalter“, der ganz überwiegende Teil der CDU-Mitglieder, die ihn am Samstag als „Hoffnung für Mannheim“ nominieren, als den Mann, mit dem man die „Regierung übernehmen will“, wie Herr Rosenberger selbst sagt, ist allerdings alt und steht eher nicht für Aufbruch.
Nach eigenen Angaben hat die CDU Mannheim als stärkster politischer Kreisverband immer noch über 1.000 Mitglieder. Gerade mal 137 Stimmberechtigte sind anwesend. Das sind gerundet 14 Prozent der Partei, die an diesem Samstag den Oberbürgermeister der Kleinstadt Horb am Neckar nominiert, um Oberbürgermeister der Großstadt Mannheim zu werden.
Der Amtsinhaber Dr. Peter Kurz (SPD) konnte bei seiner Nominierungsveranstaltung gut 300 Menschen motivieren – das Publikum gemischt von jung bis alt.
Peter Rosenberger stellt sich als Mann aus Mannheim vor. Groß gewachsen, aber seine Karriere begann als kleiner Verwaltungsangestellter, der irgendwann Pässe stempelte und dann irgendwann die unter sich hatte, die Pässe stempelten. Und dann wurde er Oberbürgermeister und deshalb kennt er die Verwaltung von der Picke auf. Er will kein Karrierist sein, sondern ein Macher und Schaffer. Drei Kinder hat er auch gezeugt und seine Frau Janet ist mit vor Ort und nach der Vorstellung gibt es einen Kuss.
Vom Passstempler zum Oberbürgermeister
Was ihm, dem Sohn Mannheims von der Rheinau, gar nicht gefällt, ist das sprießende Unkraut. Der Müll, der Dreck. Mannheim sieht verkommen aus – und dazu ist die Sicherheit in Gefahr. Der Kommunale Ordnungsdienst sollen es richten.
Was ihm auch überhaupt nicht gefällt, sind „aufgeblähte Verwaltungsstrukturen“, wenn „Controller die Controller“ kontrollieren. Er will „weniger Häuptlinge und mehr Indianer“. Mannheim hat viel zu viel Personal – oder anders: an der falschen Stelle. Ordnung und Sicherheit ist oberste Priorität – was im Verwaltungskopf eingespart wird, geht auf die Straße. Anruf genügt: In einer Viertelstunde ist jemand da, der Bürgers Problem löst.
Der frühere Kreisvorsitzende und nur-noch-Stadtrat Claudius Kranz beantragt die Wahl des Kandidaten per „Akklamation“ – also offen und nicht geheim. Das wird „einstimmig“ angenommen – die vielen, die weder dagegen sind noch sich enthalten, werden nicht gezählt.
Protokoll statt Prominenz
Dann kommt es zur Abstimmung, wie man das sonst nur aus der DDR kannte. Kein Gegenkandidat und 100 Prozent für Peter Rosenberger. Allerdings nur von 14 Prozent der Mitglieder. Man gratuliert und freut sich, die CDU-Bürgermeisterhäuptlinge Christian Specht und Michael Grötsch sind da, natürlich auch einige andere Häuptlinge. Aber eigentlich so gut wie kein Prominenter. Außer dem Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Egon Jüttner, der saß pflichtbewusst im Saal, ganz hinten und gehörte weder zu den Begeisterten, noch zu den überschwenglichen Gratulanten. Abgeordnete aus dem Umkreis von Mannheim fehlten ebenso wie Prominenz aus Stuttgart oder sonsteine Expertise. Es gab auch kein Programm, sondern ein straffes Protokoll. Bis auf einen älteren Mann, der eher kabarettistisch wirkte, wollte niemand Reden halten – noch nicht einmal eine Anstandslobrede auf den Kandidaten.
Der CDU-Kreisvorsitzende gab sich eingangs in seiner Ankündigung kämpferisch und zitierte ein ums andere Mal eine lokale Zeitung, die durchaus als Vereinsblatt der CDU durchgehen kann. Der Erste Bürgermeister Christian Specht, laut Umfragen angeblich der beliebteste Politiker der Stadt, ist realistisch und kandidiert nicht für den Oberbürgermeister, möchte aber gerne im Sommer als Erster Bürgermeister wiedergewählt werden.
Schlangengrube oder der Weg ans Licht
Akklamation, Einstimmigkeit und forsche Reden kaschieren eine CDU in großen Schwierigkeiten. Denn „Geschlossenheit“ geht anders. Die Partei will angeblich die BUGA, auch der Kandidat, aber nur auf Spinelli und nur als Renovierungsprogramm für die Stadtparks, was bekanntermaßen von der BUGA-Gesellschaft ein Ausschlusskriterium wäre. Inhaltlich blieb alles dünn und ohne echte Überzeugung.
Nur eingangs erwähnte Peter Rosenberger seine „Heimatzeitung“, die spekulierte, ob der weggezogene Sohn der Stadt wohl als Kandidat in einer „Schlangengrube CDU“ gelandet sei. Natürlich wies er das von sich. Aber irgendwie nicht wirklich überzeugt.
Peter Rosenberger ist als Kandidat der CDU Mannheim für das Oberbürgermeisteramt der Stadt Mannheim nominiert und ohne Gegenkandidaten per Akklamation bestätigt worden. Seit zwei, drei Wochen ist er oft in der Stadt und macht Wahlkampf. Er ist also bereit, sich viel Arbeit zu machen.
Kandidat muss seinen Weg suchen
Sein Wahlprogramm sei von Nikolas Löbel und dem Büroleiter von Bürgermeister Michael Grötsch, Oliver Althausen, geschrieben worden, heißt es. Den Eindruck kann man haben. Wenn Peter Rosenberger eine echte Chance haben will, nicht nur der Kandidat der CDU zu sein, dessen Vorstand halt irgendeinen „passablen“ Kandidaten vorstellen musste, dann sollte er weniger Termine machen, sondern besser zwei Wochen Klausur mit sich selbst – um nicht fremdbestimmt zu wirken, sondern authentisch. Denn das möchte er gerne sein und das hat er verdient.
Sein „Gegner“, der manchmal eher „zurückhaltend“ wirkende Amtsinhaber Dr. Peter Kurz, kommt ohne Kinder, Küsse an die Ehefrau und Euphorie aus, dass er die Ehre hat, der Kandidat von SPD, Grünen und Die Linke zu sein. Peter Rosenberg fordert einen Amtsinhaber heraus, der fest im Sattel sitzt, zu jedem Thema antworten kann und ebenfalls nicht aus der High-Society stammt, sondern sich über Abitur, Studium und Promotion seine Stellung verdient hat – seit Mitte der 80-Jahre.
Die Hoffnung von CDU-Vertretern, dass Christopher Probst, Unternehmer und Stadtrat der „Mannheimer Liste“ zu Gunsten von Peter Rosenberger zurückzieht, ist schon fast putzig. Christopher Probst hat überhaupt keine Basis von 1.000 Mitgliedern, dafür aber den festen Willen, ein Herausforderer zu sein. Und man darf gespannt sein, was von dessen Seite an Inhalten aufgerufen wird. Akklamation ganz sicher nicht.