Mannheim, 27. April 2015. (red/ms) Der Wahlkampf läuft (inoffiziell) schon lange – jetzt nimmt er richtig an Fahrt auf: Am Sonntagabend haben sich die drei Oberbürgermeisterkandidaten Dr. Peter Kurz (SPD), Christopher Probst (ML) und Peter Rosenberger (CDU) zum ersten Mal gemeinsam in einer öffentlichen Veranstaltung der Diskussion gestellt. Zwischen 17:00 Uhr und 19:20 Uhr beantworteten sie im Capitol die Fragen von Chefredakteur Hardy Prothmann und Rheinneckarblog-Leserinnen und Lesern.
Von Minh Schredle
Die Sitzplätze im Casino des Capitol Mannheim sind fast vollständig belegt, über 50 Besucher sind anwesend – darunter allerdings wenige Stadträte: Nur Rebekka Schmitt-Illert (CDU), Capitol-Geschäftsführer Thorsten Rhiele (SPD) und Melis Sekmen (Grüne) nehmen teil. Nikolas Löbel (CDU), der den Wahlkampf von Herrn Rosenberger leitet, hat es offenbar nicht für nötig gehalten, sich anzuschauen, wie “sein” Kandidat sich im Vergleich zu seinen Mitbewerbern schlägt. Mathias Kohler (SPD), der Wahlkampfleiter von Dr. Kurz, ist dagegen anwesend und macht sich konzentriert Notizen.
“Offiziell” darf der Wahlkampf erst sechs Wochen vor der Wahl am 14. Juni starten – tatsächlich ist Mannheim schon lange mittendrin. Bereits seit Wochen besuchen die Kandidaten verschiedene Veranstaltungen und sind mit Bürgergesprächen aktiv. Gestern kamen sie das erste Mal bei einer “Spezialausgabe” der “Öffentlichen Redaktionskonferenz” von Rheinneckarblog.de zu einer Diskussionsrunde zusammen.
Dynamische Diskussion
Chefredakteur Hardy Prothmann übernahm die Moderation. Es wurden aber auch Zuschauerfragen zu gelassen – die manchmal eher zu Stellungnahmen wurden. Jeder Kandidat durfte sich zu jeder Frage äußern. Dabei wurde abwechselnd angefangen, damit sich Vor- und Nachteile der Befragungsreihenfolge verteilten.
Bevor die ersten Fragen gestellt wurden, hatten die Kandidaten jeweils fünf Minuten Zeit, sich und ihr Wahlprogramm darzustellen. Zu großen Überraschungen kam es dabei nicht: Amtsinhaber Dr. Kurz verwies dabei hauptsächlich auf Erfolge der vergangenen Jahre und kündigte an, die bekannte Linie fortsetzen zu wollen.
Herr Rosenberger betonte seine Lieblingsthemen Sicherheit und Sauberkeit: Hier müsse Mannheim dringend etwas tun, um die Lebensqualität zu verbessern und das Image der Stadt nach außen aufzuwerten.
Herr Probst bemängelte Sanierungsstaus in Millionenhöhe, die man viel zu lange vernachlässigt habe und die nun dringend identifiziert und angegangen werden müssten, bevor man Geld für Großprojekte ausgebe, die in seinen Augen nicht zwangsläufig notwendig seien.
Die Veranstaltungsdauer war insgesamt auf zwei Stunden angesetzt. Die Kandidaten konnten ihre Positionen und ihr Programm also nur in den Grundzügen umreißen – jedes einzelne angeschnittene Thema hätte Potenzial für eine abendfüllende Diskussion geborgen: Die Bundesgartenschau, Sanierungsstaus, Sicherheit und Sauberkeit, Integration und Bildungspolitik, die Leitstellendebatte und noch einige andere spannende Streitfragen.
Eine gute Orientierungshilfe
Auch wenn es nicht immer über all so sehr ins Detail ging, wie sich manch ein Gast es vielleicht gewünscht hätte: Die Veranstaltung diente als gute Orientierungshilfe für die Entscheidung im Juni: Welcher Kandidat wirkt kompetent? Wer ist am sympathischsten? Wer bringt die Dinge auf den Punkt?
Die Gäste hatten Zettel erhalten, auf denen sie die verschiedenen Kandidaten nach diesen und anderen Kriterien beurteilen konnten. Bei insgesamt 30 Stimmen, die abgegeben worden sind, ist natürlich keine repräsentative Aussage möglich. Dennoch war die Umfrage ein geeignetes Mittel, das Stimmungsbild unter unseren Gästen zu erfassen.
Die ersten Ergebnisse wurden noch während der Veranstaltung vorgestellt. Die Diskussionen wurden kurz unterbrochen, in der Zwischenzeit beantwortete der Drehbuchautor Daniel Morawek einige Fragen zu “Mannheim – Der Film”. Anschließend stellten Schüler des Bach-Gymnasiums Fragen an die Oberbürgermeisterkandidaten – und machten gleich noch Werbung für eine eigene Podiumsdiskussion mit den Bewerbern, die am 11. Juni an einem noch nicht festgelegten Ort stattfinden soll. Währenddessen wurden die Stimmzettel eingesammelt und ausgewertet.
Amtsinhaber Dr. Peter Kurz erzielte mit deutlichem Abstand die besten Umfrageergebnisse, Christopher Probst schnitt geringfügig besser ab als Peter Rosenberger. In den Fragerunden konnten Herr Dr. Kurz als amtierender Oberbürgermeister Mannheims und Herr Probst als Stadtrat gerade bei den komplexeren Themen mit fundiertem Hintergrundwissen glänzen, während Herr Rosenberger nur selten Zahlen nannte – er lebt seit 2008 nicht mehr in der Stadt und ist offenbar nicht so nah an den Themen dran.
Drei Bewerber – unterschiedliche Angebote
Mannheim und seine Wählerschaft können zufrieden sein, gleich drei Bewerber mit unterschiedlichen Schwerpunkten am Start zu haben.
An dieser Stelle auch ein großes Lob an unsere Leser/innen: Obwohl eine wahre Informationsflut über sie hereingebrochen ist und etliche komplexe Themengebiete angeschnitten worden sind, blieben die allermeisten Gäste ganz bis zum Schluss – und das war knapp eine halbe Stunde später als eigentlich angesetzt. Offenbar ist die Veranstaltung sehr gut angekommen: Wir bedanken uns für ein bislang rundum positives Feedback.
Anm. d. Red.: Wir berichten zu den einzelnen, teils sehr komplex diskutierten Themenbereichen nach. Weitere Artikel folgen im Verlauf der Woche.