Mannheim, 17. März 2015. (red/ld) „Auf einen Espresso“ will Christopher Probst (Mannheimer Liste) mit den Mannheimer/innen über die großen Themen in der Stadt sprechen: Sicherheit, Ordnung und Sanierungsstau. Dabei wird er vor allem mit den Problemen der Menschen selbst konfrontiert.

Der Unternehmer Christopher Probst will Oberbürgermeister werden und macht Wahlkampf auf der Straße.
Von Lydia Dartsch
Am Dienstagmorgen gegen 09:00 Uhr sind auf dem Paradeplatz nicht allzu viele Leute unterwegs. Die Sonne scheint hinter letzten Resten von Hochnebel hindurch. Die meisten Menschen, die über den Platz laufen, sind auf dem Weg – meistens zur Arbeit, zu Schule oder in die Uni. Ein paar Senioren sind noch unterwegs und ein paar Frauen mit kleinen Kindern. Am Rand der Platzbegrünung setzen sich zwei Punks auf den roten Sandstein mit einer „Spendendose“.

Christopher Probst will Oberbürgermeister werden. Mit den Bürgern sucht er das Gespräch und lädt zum Espresso ein.
Hier will Christopher Probst die Passanten auf einen Espresso einladen und dabei mit ihnen ins Gespräch kommen. Denn er will Oberbürgermeister werden. Noch ist „offizieller“ Wahlkampf nicht erlaubt. Aber Bürgergespräche sind erlaubt und Espresso verschenken auch.
Passanten sind erst skeptisch
Herr Probst hat eine mobile Kaffeestation gemietet. Die Besitzerin Antje Röper hat gerade die Espresso-Kannen auf den mobilen Gasherd aufgesetzt. Herr Probst beklebt das rote Piaggio-Dreirad mit dem Plakat, das ihn als Oberbürgermeisterkandidat bekannt machen soll. Die Buchstaben „O“ und „B“ in seinem Namen heben sich in Hellblau subtil vom Rest des Namens – in weiß – ab.

Auf wenige Themen, die die Passanten an seinem Stand ansprechen, gibt es eine politische Lösung, sagt er.
Die Passanten, die an dem Stand stehen bleiben, schauen erst skeptisch. Und gehen dann weiter. Die erste Standbesucherin ist dem Obdachlosenmilieu zuzuordnen. Sie bekommt einen Becher Espresso geschenkt. „Seid Ihr öfter hier?“, fragt sie und freut sich über den Kaffee: „Es gibt halt auch noch gute Menschen“, sagt sie und geht dann weiter.
Ein älterer Herr kommt an den Stand. Er hatte erst skeptisch geschaut, war weiter gegangen in Richtung Paradeplatz-Brunnen, umgekehrt und dann doch an den Stand gekommen, um Herrn Probst anzusprechen: „Wenn man sich einsetzen will, kriegt man aufs Maul“, sagt der Mann. Mit Oberbürgermeister Kurz sei er unzufrieden. Er habe sich bei der Bürgerbeteiligung an Spinelli beteiligen wollen, wurde aber nicht genommen. In seiner Wohnung habe er noch keinen Rauchmelder, obwohl diese doch seit Januar Vorschrift sind: „Und das Ordnungsamt regt sich nicht.“ Dafür ist auch sein Vermieter zuständig, und nicht die Stadt, informiert Herr Probst. Nachdem er seinem Ärger Luft gemacht hat, geht er. Ohne Espresso. Christopher Probst sagt:
Als Oberbürgermeister ist man für alles verantwortlich. Selbst für die Dinge, auf die man gar keinen Einfluss hat.
In der Frage um Sicherheit und Ordnung beispielsweise. Dafür sei die Polizei zuständig und die ist Sache des Landes, sagt er. Die Stadt könne nur dafür sorgen, dass der Kommunale Ordnungsdienst seine Aufgaben erfüllt.
Deshalb wolle er mit den Menschen weniger über Sicherheit reden, sondern beispielsweise über den Sanierungsstau in den städtischen Gebäuden.

Christopher Probst kandidiert für die Mannheimer Liste. Die Oberbürgermeisterwahl findet am 14. Juni statt.
Auf knapp eine Milliarde Euro schätzt er die Kosten, die die Stadt in den kommenden Jahren für Sanierungen aufwenden muss: Beispielsweise am Nationaltheater, am technischen Rathaus und an den städtischen Bädern. 40 Millionen Euro müssten für die Bäder ausgegeben werden. Der Sanierungsstau werde das Thema sein, das in den nächsten Monaten und Jahren ansteht. Ob er mit den Menschen darüber sprechen können wird, scheint in der ersten Stunde fraglich.
Doch gegen halb elf kommen mehr Menschen an den Stand – überwiegend ältere, wenig junge. Sie holen sich einen Espresso ab und sprechen über ihre wichtigen Themen.
Ein junger Mann thematisiert einen Gemeinschaftsgarten in der Neckarstadt, und dass er sich seitens der Stadt mehr Unterstützung wünsche. Die Buga und Vermüllung in der Stadt sind weitere Themen. Und die Menschen schütten Herrn Probst ihr Herz aus. Bei solchen Dingen habe man politisch zwar keine Handhabe, sagt Herr Probst. Trotzdem gibt er sich zum Ende des Tages nachdenklich und sagt:
Man gewinnt den Eindruck, dass es vielen Menschen auf verschiedenen Ebenen nicht gut geht.