Mannheim, 12. Mai 2017. (red/pro) Auf einer türkischen Facebook-Seite wird massiv gegen die Polizei gehetzt. Angeblich hätten „ausländerfeindliche“ Polizisten einen Schäferhund vorsätzlich exekutiert. Nach unseren Informationen liegen Strafanzeigen gegen Polizeibeamte vor. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Beamte durch Hundebisse erheblich verletzt und der Schäferhund erst dann getötet, als alle anderen Mitteln keinen Erfolg brachten.
Von Hardy Prothmann
Was geschah genau in der Nacht von Sonntag auf Montag gegen 01 Uhr in der Zielstraße? Laut Polizeibericht gab es einen Einbruchsalarm, weswegen vier Streifen vorfuhren, darunter eine der Hundestaffel. Die Polizei hat dazu heute eine Meldung veröffentlicht – auf einer türkischen Facebookseite wird der Vorgang aber komplett anders dargestellt. (Siehe hier unsere Erstmeldung.)
Vor Ort habe sich eine Person verdächtig verhalten. Diese habe einen Schäferhund am Halsband gepackt, aber nicht angeleint. Einer Aufforderung zur Anleinung des Wachhunds sei der Mann nicht nachgekommen und habe den Hund losgelassen. Dieser habe dann einen Beamten angegriffen und in den Arm gebissen. Als weitere Beamte den Mann zu Boden brachten und fixierten, habe der Hund vom ersten Beamten abgelassen und einen weiteren Beamten angegriffen und diesem massive Bissverletzungen am Arm beigebracht. Der Hund habe sich nach unseren Informationen regelrecht „festgebissen“.
Weder Schlagstockeinsatz noch Pfefferspray hätten eine Wirkung gezeigt. Als der Hund „Karabas (schwarzer Kopf) erneut angreifen wollte, sei er durch mehrere Kugeln tödlich getroffen worden. Soweit die Darstellung der Polizei und unsere Recherchen in der Sache.

Erschossener Hund – ein Foto wurde auf Facebook auf einer türkischen Seite veröffentlicht. Hier ein Ausschnitt. Es hagelt massive Vorwürfe gegen die Polizei, die angeblich wegen ausländerfeindlicher Motive den Hund erschossen habe (Zettel auf türkisch). Dass zwei Beamte durch Bisse schwer verletzt wurden, spielt für die Hasstiraden keine Rolle.
Laut der türkischen Facebook-Seite hört sich der Vorfall ganz anders an. Die Polizei sei vorgefahren, ein Mitarbeiter habe geschaut, was draußen passiert und sei von den Beamten mit Pfefferspray und Schlagstock unmittelbar angegriffen worden. Erst dann habe der Wachhund die Beamten angegriffen, um das Territorium und den Mann zu verteidigen.
Zwei Beamte hätten den Hund dann in die Beine geschossen, der sich vor Schmerzen hinter einen Karton verzogen hätte. Dort hätten ihn dann vier Beamte gemeinsam mit vielen Schüssen exekutiert.
Die überwiegende Mehrheit der Kommentare ist auf türkisch, einer auf deutsch lautet so:
Hurensöhne scheiss deutsche Polizei
Den Rest haben wir uns über einen türkischen Kollegen aus Berlin übersetzen lassen (Danke, Baris). Und diese Kommentare sind, vornehm ausgedrückt, nicht freundlich.
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Nach unseren Informationen beobachtet die Polizei Reaktionen auf Facebook sehr genau und prüft mögliche Strafanzeigen. (Anm. d. Red.: Dort kann man auch türkisch.)
Klar ist – der fixierte Mann ist nach derzeitigen Erkenntnissen kein Einbrecher gewesen. Soweit wir wissen, wurde gegen die Beamten Strafanzeige erstattet. In der Sache ermittelt die Kriminalpolizei. Nach unseren Informationen kamen weitere Personen hinzu, die sich dort nicht hätten aufhalten dürfen, da dies gegen ihre Aufenthaltsauflagen verstoßen habe. Außerdem wurde mindestens ein verbotenes Messer sichergestellt.
Die Polizei ist sich – auf Nachfrage – bei ihrer Darstellung sehr sicher, dass ihre Variante der Abläufe stimmt.
Kommentatoren sollten sich in der Bewertung zurückhalten, um die Stimmung nicht weiter anzuheizen. Vorwürfe, es habe sich um einen „ausländerfeindlichen Einsatz“ gehandelt, sind nach unseren Informationen absurd. Das tödlich getroffene Opfer war ein deutscher Schäferhund, der zuvor zwei Polizeibeamte erheblich verletzt hatte. Das Tier war trotz erfahrener Beamter der Hundestaffel Mannheim nicht unter Kontrolle zu bringen.
Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, soll der Hund durch Bissattacken bereits auffällig gewesen sein.
Nicht korrekt ist die Darstellung in anderen Medien, dass drei Beamte verletzt worden seien. Verletzt wurden zwei Polizeibeamte durch Bisse sowie die fixierte Person. Sie erlitt im Rahmen der Gegenwehr einen Kapselriss.