Mannheim, 11. Februar 2015. (red/cb) Im Rahmen des FSJ Kultur hatte Carolin Beez die Möglichkeit für eine Woche einen Blick in das Alltagsgeschäft des Rhein-Neckar Theaters in Mannheim-Neckarau zu werfen. Seit der Eröffnung 2012 feierte das Theater mit Stücken wie „ABBA Hallo“, „Die Dornröschen Diät“ oder „Herzkloppä“ bereits zehn Premieren. Es war eine interessante Woche mit neuen Eindrücken und tollen Menschen.
Von Carolin Beez
Die Idee, ein eigenes Theater zu gründen, kam Markus Beisel im Frühjahr 2012. Zusammen mit Marco Haas als dem wirtschaftlichen, „rationalen Teil“ machte er sich auf die Suche. Die Rollen sind festgelegt. Markus Beisel ist die „kreative flippige Hälfte“ der Theatergründer.
Eigentlich hatten sie ein Theater in Viernheim im Blick, das sie kaufen wollten. Doch dann bekamen sie zufällig das Angebot, Räumlichkeiten in der Alten Seilerei in Mannheim-Neckarau zu erwerben – ein Industriegebäude mit seinem ganz eigenen Charme. Markus Beisel beschreibt den Augenblick, als er das Foyer zum ersten Mal betrat, als einen durchaus magischen Moment.
Der Raum war wirklich nicht schön, es lag viel Müll in der Gegend rum, aber es war ein sonniger Apriltag und als dann die Sonnenstrahlen durch die Fenster schienen, da konnte sich selbst Marco vorstellen, dass hieraus mal was wird.
Und nachdem sie viel Arbeit und Zeit investiert hatten, konnte das Rhein-Neckar Theater am 13. September 2012 endlich seine Eröffnung feiern. Seitdem hat Markus Beisel insgesamt 10 Stücke geschrieben und in dem neuen Theater aufgeführt.
Vergangenes Wochenende gab es für die Zuschauer die Komödie „Krieg der Geranien“ zu sehen – eines der Lieblingsstücke des Autors. Von zwei Balkonen aus bekriegen sich zwei Nachbarsfamilien und treiben sich gegenseitig zur Weißglut – vielleicht sogar bis in den Tod? Ein lustiges Stück, das dem Publikum viele Lacher entlockt.
Das Theater erhält keine Subventionen und muss aus sicher heraus wirtschaftlich arbeiten. Heute sind von den 200 Plätzen gerade mal die Hälfte belegt – das muss mehr werden.
Die Leute, die schon mal hier waren, die kommen immer wieder – das wissen wir. Nur müssen eben auch neue Leute dazu kommen,
sagt Markus Beisel.
An Wochentagen gibt es kein Theater
Die Arbeit, die man hier unter der Woche zu erledigen hat, „ist wie auf dem Amt“ – viel Verwaltung und Büro. Hauptsächlich geht es darum Karten zu verkaufen, Gutscheine zu drucken und alle Fragen der Kunden am Telefon oder per E-Mail zu beantworten. Dafür ist Irena Moser-Müller zuständig – „das Mädchen für alles“. Sie schmeißt von Dienstag bis Freitag das Büro und erledigt nebenbei noch alle Dinge, die eben gemacht werden müssen: „Putzen, Finanzen und Ordnung halten.“ Besonders hinter der Bühne ist das hin und wieder nötig.
Es sieht es schon wieder aus wie Kraut und Rüben,
seufzt Markus Beisel, als er zwischen unglaublich vielen Schuhen, Kleidern, Requisiten und Perücken steht – den Lappen in der einen, den Müllsack in der anderen Hand. Zum Frühjahrsputz müssen alle ran.
Vorher
Nachher
Richtig los geht es dann am Wochenende, wenn Freitag, Samstag, Sonntag die verschiedenen Komödien und Musicals aufgeführt werden. Allesamt geschrieben und komponiert von Markus Beisel. Der Mann ist ein Phänomen – er textet, komponiert, schneidert, choreografiert, inszeniert, spielt und singt auch selbst.
Alles irgendwie „besonders“
Der Flair des Theaters ist einzigartig – durch die ungewöhnlichen Räumlichkeiten, die geschmackvolle Gestaltung – ohne dass es zu schick ist, ist es schon „stylisch“.
Hier muss keiner das schönste Kostüm oder den besten Anzug aus dem Kleiderschrank kramen, um sich im Publikum zu zeigen. Das geht natürlich, aber eigentlich ist es eine familiäre Atmsophäre. Hier ist jeder willkommen.
Und wenn sich dann eben jemand in Jogginghose ins Theater kommt, dann sitzt er eben mit Jogginghose im Theater,
sagt Markus Beisel dazu. Das Augenmerk soll auf dem Stück liegen, das sich die Zuschauer anschauen und nicht auf dem ganzen Drumherum. Die Stücke sind nicht eingekauft, sondern allesamt Uraufführungen. Man sieht hier keine alten Schinken, die seit Jahunderten immer und immer wieder aufgeführt werden. Stattdessen hat man eine Mischung aus Comedy und Musik, die eine eigene Handschrift tragen, mal mit Mundart arbeiten und regionale Bezüge herstellt.
Offen, herzlich, ehrlich
Ganz außergewöhnlich sind die herzlichen Mitarbeiter des Rhein-Neckar Theaters – so gehen sie miteinander und mit den Gästen um:
Wir sind hier schon irgendwie so eine kleine Familie, in der sich alle mögen, aber wir sagen uns auch mal unsere Meinung ins Gesicht, wenn uns etwas nicht passt,
sagt Irena Moser-Müller dazu.
Einblick im Rahmen des FSJ
Im Rahmen meines Freiwilligen sozialen Jahrs Kultur in der Redaktion von Rheinneckarblog.de, durfte ich auf Zuruf eine Woche hinter die Kulissen schauen. Es ist erstaunlich, wie viel bürokratischen Aufwand es in einem Theater gibt. Dazu die Gastronomie für die Versorgung in den Pausen, Marketing und Werbung – dagegen sind die eigentlichen Shows zeitlich gesehen relativ kurz.
Aber: Auf der Bühne findet die Kunst statt – mit professionellen Schauspielern und Sängern, mit exklusiven Kostümen und kreativen Bühnenbildern. Um mitreißendes Theater zu bieten, haben alle Mitwirkenden lange Jahre der Ausbildung und Erfahrung hinter sich.

Michael Herberger verwandelt sich am Freitagabend in der Maske gerade in einen alten, bösen Mann, der eine Stunde später seine Nachbarn terrorisieren wird. Auch die anderen Darstellerverwandeln sich langsam aber sicher in die Charaktere, die heute Abend im „Krieg der Geranien“ das Publikum unterhalten werden.

Eine Sammlung an den unterschiedlichsten, Frisuren, Masken, Kleidern oder Schuhen befindet sich in den Requisiten und Kostümen des Theaters.

Andreas Reinhard, zu Beginn ein großer Fan des Theaters, mittlerweile seit über eineinhalb Jahren für die Technik bei verschiedenen Stücken zuständig.

Irena Moser-Müller und Markus Beisel im „Büro“
Rhein-Neckar Theater | ||||||||||||||
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