Mannheim, 04. August 2015. (red) Aktualisiert. Heute Vormittag kam es zu Auseinandersetzung auf dem Gelände der Benjamin Franklin Village. Hier sind rund 1.300 Asylsuchende untergebracht. Offenbar gab es Versorgungsprobleme und viele Menschen, darunter Kinder, sollen seit gestern Abend keine Getränke mehr erhalten haben. Rund 250 Personen waren an dem Tumult beteiligt, einige versuchten ein Getränkelager aufzubrechen. Mehr als 50 Polizisten waren im Einsatz, um die Ordnung wiederherzustellen. Zwei Personen wurden festgenommen, eine entkam unerkannt.
Von Hardy Prothmann
Nach ersten Informationen musste die Polizei mit zehn Streifenwagen und dem Einsatzzug vor Ort eingreifen, um die Ordnung wiederherzustellen. In Summe sind das 50 Polizeibeamte. Im Einsatz waren ebenfalls mindestens zwei Polizeireiter.
Die Auseinandersetzungen fanden im Bereich der High School tief im Gelände statt. Journalisten ist der Zutritt in die Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle nicht erlaubt, was die journalistische Arbeit extrem behindert, da keine Befragungen von Personen vor Ort möglich sind. Wir müssen den Behördenangaben vertrauen und können keine Gegenchecks machen, geschweige denn ein „eigenes Bild“.
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Lesetipp:
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Aggressiver Sicherheitsdienst
Selbst vor dem Gelände versuchten heute Mitarbeiter der Birkenauer Security-Firma Deutsche Sicherheits Service GmbH uns am Fotografieren zu hindern. Die Mitarbeiter überschreiten dabei eindeutig ihre Kompetenzen, da sie im öffentlichen Raum überhaupt kein „Hausrecht“ ausüben können. Mitarbeiter versuchten Fotos zu verhindern, indem sie sich in Bild gestellt haben. Dabei bauten sie sich auch körperlich vor uns auf und haben uns drohend angeschrien.
„Versorgungsprobleme“
Nach unseren Informationen soll es bei der Getränkeausgabe zu Handgreiflichkeiten gekommen sein, der erste Tumult dieser Art auf Franklin. In der bedarfsorientierten Unterbringung sollten eigentlich in Mannheim bis zu 600 Personen untergebracht werden, tatsächlich sind es mindestens 1.100, dazu kommen 200 Asylsuchende, die von der Stadt Mannheim dort untergebracht sind.
Die Polizei überwachte die Getränke- und Essens-Ausgabe.
Ob es Verletzte oder Festsetzungen gab, ist zur Zeit nicht bekannt – wir berichten nach und aktualisieren diesen Artikel.
Im Lager Patrick Henry Village Heidelberg kommt es quasi täglich zu Auseinandersetzungen, insbesondere nachts. Erst in der Nacht vom Sonntag auf Montag gingen rund 100 Personen mit Eisenstangen und anderen Waffen aufeinander los – dabei wurden drei Personen verletzt.
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Lesetipp zum Informationsfreiheitsgesetz:
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Meldung der Polizei:
„Zu tumultartigen Zuständen kam es am Dienstagvormittag, gegen 10 Uhr, im Benjamin-Franklin-Village im Stadtteil Käfertal. Ausgehend von drei schwarzafrikanischen Männern, noch unbekannter Herkunft, deren Arztbesuch offenbar verschoben worden war und die im Anschluss ihre Tagesration Wasser nicht mehr erhalten hatten, schlossen sich schnell 50 weitere Personen an, um lautstark und aggressiv, von den Mitarbeitern der Unterkunft, Getränke einzufordern.
Weitere rund 200 Personen schlossen sich dem lautstarken Protest an. Dabei wurde versucht, das Getränkelager im Bereich der Essenausgabe aufzubrechen. Die zu Hilfe gerufene Polizei war mit rund 50 Beamten, darunter auch zwei Polizeipferden und vier Polizeihunden im Einsatz, um die Lage zu beruhigen.
Zwei der drei Rädelsführer wurden in Polizeigewahrsam genommen und befinden sich derzeit beim Polizeirevier MA-Käfertal, von wo aus sie noch am Dienstagnachmittag in die Landeserstaufnahmestelle nach Karlsruhe verlegt werden sollen.
Der dritte Anstifter konnte unerkannt in der Menschenmenge untertauchen. Nachdem Getränke nachgeliefert worden waren, beruhigte sich die Situation. Verletzt wurde niemand. Die Polizei überwacht derzeit noch die Essens- und Getränkeausgabe.“
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