Mannheim/Rhein-Neckar, 26. März 2013. (red/ld) Die Region spricht viele Sprachen. Der freie Radiosender Bermudafunk will sie alle hörbar machen mit dem Projekt „Rhein-Neckar Babylon“. Seit Februar werden die in dem Projekt erstellten Beiträge ausgestrahlt, zweimal monatlich in der Sendung „Sonar.“
Von Lydia Dartsch
Jeder kann Radio machen, ist der Grundsatz des Bermudafunks. Um auf Sendung zu gehen, muss man nicht einmal besonders gut oder überhaupt Deutsch sprechen. Das Projekt funktioniert in sogenannten Tandems, also in Teams aus zwei Moderatoren, die in Deutsch und einer zweiten Sprache Beiträge senden und moderieren.
Das kommt ganz gut an, bei unseren Hörern.
sagt Jürgen Torunsky, einer der Teamleiter des Projekts. Viel lebendiger klinge die Sendung, hätten ihm Hörer zurückgemeldet.
Die Hemmschwelle nehmen, Radio zu machen
Das Projekt kommt auch bei radiointeressierten Menschen an. Teilnehmer aus dem Iran, Frankreich, Weißrussland, Bosnien, Algerien sowie aus der Türkei und Bolivien waren beim letzten Workshop dabei und haben gelernt, Interviews zu führen und Beiträge zu bauen.
Wir wollen denjenigen, deren Deutsch nicht so gut ist oder die gar kein Deutsch können, die Hemmschwelle nehmen, Radio zu machen.
sagt Herr Torunsky. Wer mitmachen will, muss nur etwas zu sagen haben und bereit sein, sich in die Technik einzuarbeiten. Alles andere bekommen die Teilnehmer dann in den kostenlosen Workshops beigebracht.
Wir hatten schon Leute da, die haben noch nicht mit dem Computer arbeiten oder Emails verschicken können.
Das sei alles kein Problem. In den Workshops lernen sie alles, was sie wissen müssen: Moderation, Interviewtechniken oder wie man einen Radiobeitrag baut. Die Beiträge des Projekts Rhein-Neckar-Babylon werden jeweils am zweiten und vierten Dienstag im Monat von 16:00 bis 18:00 Uhr ausgestrahlt. Die nächste Sendung läuft am 26. März zwischen 16:00 und 18:00 Uhr.
Keine Vorkenntnisse nötig
Die Idee für das Projekt hatte Dr. Giulia Pelillo, die neben ihrem Engagement am Bermudafunk an der Universität Heidelberg zum Thema Mehrsprachigkeit forscht. Anders als bei den bestehenden fremdsprachigen Sendungen sollen die Zuhörer von „Rhein-Neckar Babylon“ bei den Programmen nicht ausgeschlossen werden, weil sie die Sprache nicht verstehen, sondern sich daran gewöhnen, auch andere Sprachen zu hören, bevor die deutsche Übersetzung des Beitrags folgt.
Die Menschen sollen nicht abgeschreckt werden, wenn sie andere Sprachen hören. Ich wünsche mir, dass sie sich passiv mehrsprachig entwickeln.
Keine Angst vor fremden Sprachen ist also ihr Credo: Auch wenn man beispielsweise kein Farsi versteht, kann man sich in den „Sonar“-Sendungen des Projekts zumindest an ihren Klang gewöhnen und muss nicht abschalten, weil man es nicht versteht. Die deutsche Übersetzung folgt dem Beitrag.
Das fördert die Toleranz und vielleicht bekommt man auch Lust, eine neue Sprache zu lernen.
sagt Dr. Pelillo. Mit ihrem Wunsch, Mehrsprachigkeit zu fördern folgt sie der Politik der Europäischen Union, die mit Austausch- und Sprachlernprogrammen die Vielfalt der europäischen Sprachen in den Alltag ihrer Bürger integrieren will. Der Weg über die Medien ist dabei kein neuer:
Medien haben viel zur Verbreitung von Mehrsprachigkeit beigetragen.
sagt Dr. Pelillo. Bereits jetzt seien Menschen im Alltag schon mit mehreren Sprachen konfrontiert. Das Konzept mehrsprachiger Sendungen passt daher zu dem freien Radiosender. Der Bermudafunk will Radio von allen für alle sein. Deshalb kann auch jeder mitmachen. Einzige Bedingung:
Der Inhalt muss mit unserem Redaktionsstatut konform sein.
sagt Jürgen Torunsky.Wer Sendung machen will, muss deshalb zunächst in den Verein eintreten und einen zweitägigen Einführungsworkshop besuchen. Anschließend ist es Pflicht, eine Probesendung zu produzieren, die von der Redaktion abgenommen wird. Dann kann es losgehen im freien Radio.
Weitere Informationen zum Projekt „Rhein-Neckar-Babylon“ und zum Bermudafunk gibt es auf den Links. Den Sender empfängt man über die UKW-Frequenzen 89,6 in Mannheim, 105,4 in Heidelberg oder im Kabel auf der 107,45 sowie im Livestream auf www.bermudafunk.org.