Stuttgart/Südwesten, 23. Juni 2020. (red) 16 der 25 von in der Nacht zu Sonntag festgenommen Personen haben einen Migrationshintergrund, 9 einen Flüchtlingshindergrund. Die Altersspanne reicht von 14 bis 33 Jahre. Unter den Festgenommenen waren zwei Frauen (18, 26 Jahre). Die Polizei geht von 400-500 Randalieren aus, die Teile der Stuttgarter Innenstadt verwüstet hatten. Dabei wurden 19 Polizeibeamte durch Bewurf körperlich verletzt.
Besonders eindrücklich war der hinterhältige Sprungtritt in den Rücken eines Beamten, der gerade eine Person fixiert hatte und durch den Tritt umgerissen worden war. Dieser Tatverdächtige ist laut Polizeipräsidium Stuttgart noch nicht gefasst.
Wie eine Sprecherin auf Anfrage des RNB mitteilte, liefen die Ermittlungen auf Hochtouren – aus der Bevölkerung kämen sehr viele Hinweise über das dafür eingerichtete Portal: “Das unterstützt unsere Arbeit sehr. Klar ist aber auch: Die Sisyphos-Arbeit kommt erst noch, weil das und unser eigenes Material ausgewertet werden muss.” Das kann Jahre dauern, bis die Ermittlungen beendet und sofern Taten nachgewiesen werden können, bestraft sein werden.
12 der 25 Festgenommen haben die deutsche Staatsbürgerschaft, mindestens drei haben einen Migrationshintergrund. Andere Nationalitäten waren: Afghanisch, kroatisch, irakisch, somalisch, portugiesisch, lettisch, bosnisch, polnisch. Das bestätigt unsere erste Analyse, dass es sich bei dem Mob aus einer über viele Nationalitäten zusammensetzte und hier vor allem arabisch, afrikanisch und osteuropäisch. 15 Personen leben in Stuttgart, 5 im Umland, je eine Person in Bayern und Niedersachsen, drei seien ohne festen Wohnsitz.
9 Personen sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Zwei Iraker sind anerkannt, drei Afghanen und ein Somalier im Asylverfahren, ein Afghane genießt subsidiären Schutz, ein Bosnier ist abgelehnt, aber geduldet, ein Somalier ist abgelehnt und konnte bislang nicht abgeschoben werden. Waffen seien keine sichergestellt worden: “Die haben sich spontan bewaffnet mit Pflastersteinen, und allem, was nicht niet- und nagelfest war.”
Die verursachte Schadenshöhe ist noch unklar: “Bei uns sind die Schäden deutlich in hohem fünfstelligen Bereich”, sagt die Polizeisprecherin. Vor allem Einsatzfahrzeuge wurden demoliert. Wie hoch die Schäden bei den zerstörten Auslagen der Geschäfte, durch die Plünderungen und Schäden an der öffentlichen Infrastruktur sind, ist noch nicht sicher bekannt, dürfte aber siebenstellig sein.
Die Polizei wurde von der Eskalation der Gewalt kalt erwischt. Das Polizeipräsidium Stuttgart bekam Unterstützung von den Präsidien in Aalen, Reutlingen, Pforzheim und Ulm sowie der Bundespolizei, die ihren Sitz in Stuttgart in der Königsstraße hat.
Zufrieden ist man nicht mit der Zahl der Festgenommenen, aber zunächst ging es um Eigensicherung, die Sicherung von Passanten und der Örtlichkeiten. Fast alle festgenommenen Personen wollen alkoholisiert gewesen sein, von leicht bis erheblich. Ob auch Drogen konsumiert worden seien, werde noch ermittelt, teilt Innenminister Thomas Strobl (CDU) heute mit.
Ein politisches Motiv sei nicht erkennbar. Es seien aber Sprüche wie “Kill all cops” an verschiedenen Stellen aufgesprüht worden.
Die Polizei geht auf RNB-Nachfrage nicht von einer organisierten Gewalt aus: “Nach der Kontrolle eines 17-Jährigen wegen eines mutmaßlichen Drogenbesitzes, formierte sich aus den Reihen der überwiegend jungen Männer Widerstand, der zum Konflikt wurde. Danach hat sich die Lage dynamisch entwickelt, auch über die Nutzung von Social Media.”