Rhein-Neckar/Stuttgart/Südwesten, 25. Juni 2020. (red/pro) Die Stuttgarter Nacht der Zerstörung gegen Geschäfte und Infrastruktur und vor allem gegen die Polizei macht viele Politiker und Medien sprachlos. Sie trauen sich nicht, aus falsch verstandener politischen Korrektheit, erhebliche Probleme dieser Gesellschaft anzusprechen, die ein Minderheitenproblem sind, aber zum erheblichen Problem für die Mehrheit werden.
Von Hardy Prothmann
Ich gelte vielen in den linken Szenen, und in den radikalen sowieso, als “Rechter”. Der Grund ist ein einfacher: Meine Berichterstattung zu gesellschaftlichen Prozessen schmeckt diesen Ideologen nicht.
Und noch viel weniger, dass ich im Gegensatz zu ihnen sehr genau recherchiere, über erheblich mehr Quellen verfüge, immer wieder weitere suche und dann die gefundenen Informationen analysiere und ohne Ansehen der Person auf den Punkt bringe.
Zur “Flüchtlingskrise” 2015 habe ich beispielsweise immer berichtet, dass zwei Millionen Flüchtlinge kein Problem für Deutschland darstellen, auch vier Millionen oder sogar noch mehr nicht. Das kann diese politisch starke und wirtschaftlich stabile Gesellschaft tragen. Korrektur: Konnte, denn diese Gesellschaft ist zunehmend weniger politisch stark und wirtschaftlich stabil.
Auch darauf habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder hingewiesen, dass man nicht nur den Moment, sondern die Folgen gründlich abwägen muss.
Wer stark ist, kann Schwachen helfen. Wer immer schwächer wird, kann logischerweise immer weniger helfen und braucht vielleicht irgendwann selbst Hilfe.
Es gibt dieses Zitat von Peter Scholl-Latour, das gerne in rechtskonservativen Kreisen verwendet wird, allerdings verständig eingeordnet werden muss: “Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta!” Starkes Zitat, aber mit erheblichen Schwächen, weil noch nie irgendwo auf dieser Welt irgendein Staat “halb Kalkutta” aufgenommen hat.
Peter Scholl-Latour war zweifellos ein herausragender Journalist, in sehr vielen wichtigen Funktionen, der aber auch erheblich Kritik einstecken musste (vermutlich zu Recht) – er gehört aber einer alten journalistischen Elite an und Karrieren wie seine sind heute nicht mehr vorstellbar, weil die Welt nicht nur von einem wie ihm bereist wird, sondern “die Welt” ratzfatz über das Internet “vor Ort erlebt” werden kann – ohne, dass man sie selbst erlebt, aber das war auch bei seinen Berichten und Einschätzungen so.
Das Kalkutta-Zitat ist trotzdem interessant, weil es tendenziell klug ist und Entwicklungen beschreibt, die man beobachten kann, wenn man sie abstrakt und weg von Kalkutta betrachtet.
In der RNB-Berichterstattung wurde immer wieder betont, dass “Analysen” derart, “die überwiegenden Mehrheit der Flüchtlinge ist nicht kriminell und macht keine Probleme”, eine Binse ist.
Das stimmt, sagt aber nichts aus über den kleinen Rest, der möglicherweise erhebliche Probleme bereitet.
Wenn 99 Prozent von, wir machen das mal pauschal, 2 Millionen Flüchtlingen keine Probleme machen, dann bleibt der “lächerliche” Rest von 1 Prozent, die Probleme oder sogar massive Probleme machen.
Das sind dann 20.000 Störer, Betrüger, Diebe, Schwerkriminelle. Zusätzlich zu den Kriminellen, die “deutsch” sind, ob mit oder ohne Migrationshintergrund und Kriminellen aus allen möglichen Ländern, die in Deutschland leben oder einreisen, um kriminelle Dinge zu tun.
Die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland, davon bin ich fest überzeugt und dazu gehöre ich auch, ist bereit, Menschen auf der Flucht Hilfe und Schutz zu bieten. Aber eben nur den Guten.
Leider kommen aber mit den Guten auch die Schlechten – und das ist keine Binsenweisheit, die ich in den vergangenen Jahren auch nur ansatzweise als Thema in gesellschaftspolitischen Debatte und medialer Berichterstattung wahrnehmen konnte.
Das wird im “Mainstream” vollständig ausgeblendet. Und wenn “Rechte” das thematisieren, dann ist das halt “rechts” und damit bäh und niemanden interessiert es mehr.
Außer, die Lage eskaliert – “völlig unerwartet”.
Was ist das für ein Blödsinn. Die Lagen eskalieren schon seit Jahren. In den Vorstädten in Frankreich, Italien oder Spanien, auch in Großbritannien und Deutschland, ob in Berlin oder Nordrhein-Westfalen.
Es gibt hier ein erhebliches Aufmerksamkeitsdefizit – was nicht berichtet wird, hat es nie gegeben.
Wenn umgekehrt ein Thema medial aufgebläht wird, ist das in aller Munde und rührt Massen dazu, sich zu mobilisieren. Siehe die Black lives matter-Bewegung in Deutschland, die nichts mit den hier herrschenden Verhältnissen zu tun hat.
Das ist auch meiner Sicht ein absoluter Hohn. Die USA sind weit weg, dort gibt es mit Sicherheit strukturelle Problem, die insgesamt wie immer, sehr komplex sind.
Und hier werfen sich “aus Solidarität” Bedürftige in den Staub, um völlig entfernt von irgendeiner Erfahrung und noch weiter entfernt von einer auf Fakten basierten Beschäftigung, um sich mal so zu fühlen wie ein in den USA durch Rassismus betroffener US-Afrikaner? Wow.
Und dann auch noch für einen mehrfach erheblich kriminellen Straftäter? Der Mann wurde umgebracht, so viel scheint festzustehen – aber taugt so jemand, kein honoriger Mann, sondern ein Straftäter, als Empörungsvorbild?
Jede Gesellschaft hat Rassismusprobleme – das war schon immer so und das ist über die Jahrhunderte in gebildeten, wirtschaftlich prosperierenden Gesellschaften immer weniger ein Problem, wird aber gerade hier als Problem komplett überstilisiert.
Ja, ganz sicher kann es Probleme geben, wenn ein Ali Özdemir eine Wohnung haben will, die ein Karl Müller vermietet.
Was aber, wenn Ali Özdemir eine Wohnung zu vermieten hat, ein Karl Müller sich interessiert, aber auch viele Türken? Wer bekommt den Zuschlag – und wenn es ein Türke ist, würde der Herr Müller dann über einen strukturellen Rassismus klagen und medial gepusht werden?
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Kommen wir in der Debatte demnächst da an, dass ein Unternehmer ein Bauprojekt vorhat, sich für diese und jede Unternehmen entscheidet, dann aber andere Unternehmen anprangern, dass sie aus rassistischen Gründen nicht zum Zuge kamen?
Wie rassistisch ist es eigentlich, dass deutsche Bauern seit Jahren nur mit Hilfe von Osteuropäern ihre Ernte einfahren können? Sehr? Dann lassen Sie uns doch mal fragen, wie erfolgreich die deutsche Bevölkerung den Mangel an Arbeitskräften aus dem Osten aufgefangen hat? Das war Thema – haben Sie irgendwo eine Auflösung gelesen? Haben deutsche Freiwillige die Ernte gerettet?
Haben Sie in den vergangenen Jahren verfolgt, wie massiv Litauer und Georgier kriminell in Deutschland aufgefallen sind, durch “Ausbau” von Lenkrädern und Navis und durch Wohnungseinbrüche? Sind Litauer und Georgier deshalb ein Problem? Nein – nur der Anteil derer, die Probleme machen – in erheblichem Umfang. So sehr, dass unsere Sicherheitskräfte an Kapazitätsgrenzen kommen.
Das hängt mit der kritischen Mindestmasse zusammen. 400-500 jugendliche, heranwachsende und junge Erwachsene reichen, um eine Stadt wie Stuttgart im Herzen zu demolieren und die Polizei handlungsunfähig zu machen.
Das ist die Realität – wer wegschaut und nicht verstehen will, versteht eben nichts.
In Mannheim waren wir in den vergangenen Wochen kurz davor – mal schauen, was da noch kommt.
Das hat eine neue Qualität – die seit vielen Jahren ritualisierte Vorbereitung auf “Problem-Fußballspiel” erzeugt immer wieder Ärger, mal mehr, mal weniger, man gewöhnt sich dran. Aber man ist vorbereitet.
Auf diese kritische Mindestmasse, ob auf der Kölner Domplatte oder jetzt in Stuttgart kann man sich nicht vorbereiten – außer, man beschließt, den öffentlichen Raum unter Totalüberwachung zu stellen.
Die vielen unnötigen Opfer von Diebstahl, Raub oder Sexualdelikten, werden als “Einzelfälle” abgetan. Das sind sie, weil niemand sie zentral steuert – aber sie haben massiv zugenommen und schockieren.
Meist sind es Einzeltäter oder kleinere Gruppen. Oha. Das war auch in Stuttgart so – es waren zwar viele, aber in vielen Einzelgruppen aktiv.
Jetzt stellen wir uns mal lieber nicht vor, was ist, wenn diese sich organisieren.
Eine kritische Mindermasse von extremen Störern, Vandalierern, Freizeitterroristen, “Party-Gängern” (wie das so schön kolportiert) wird, werden die Gesellschaft, sobald groß genug, vor extreme Herausforderungen stellen, die mit gängigen gesellschaftlichen Abläufen nicht mehr zu lösen sein werden.
Staat und Gesellschaft können gegenüber solchen Gruppen nur verlieren, wenn diesen Raum gegeben wird und vor allem, wenn es keinen Raum für gesellschaftliche Debatten gibt, die vorhandene Probleme als solche benennen.
Kommt ein Framing hinzu, dass sich die Mehrheitsmasse “schuldig” fühlen muss, dann befördert man Entwicklungen, die sich niemand in seinen schlimmsten Albträumen wirklich vorstellen will.
Oder anders: Es gibt Leute, die sich das vorstellen wollen und die sind extrem – links wie rechts und fordern eine Revolution. Was auch immer das meinen soll.
P.S. Rechtsradikaler Terror ist auch ein Thema, aber hier im Text zur “Not für eine Ausgeglichenheit” gerade kein Thema. Es kann auch sein, dass die Verhältniszahl von 15 Personen mit Migrationshintergrund zu 24 insgesamt und darunter 12 mit deutschem Pass, eine “statistische Verzerrung”darstellt. Verzerrt auffällig ist nur, dass uns nicht bekannt ist, dass die ausländische Bevölkerung nahe 50 oder mehr Prozent in Stuttgart darstellt.