Mannheim, 21. August 2015. (red/pro) Der Abschlepp-Unternehmer Sascha Wössner ist empört – durch einen Bericht und einen Kommentar im Mannheimer Morgen am Freitag vor einer Woche sieht er sich zu Unrecht in die Nähe von Rechtsradikalen gerückt und versteht die Welt nicht mehr. Als er versucht, sich Gehör zu verschaffen, wird er von einem Redakteur abgekanzelt. Innerhalb von wenigen Tagen wird er in Facebook zum „Abschlepp-Nazi“. Er sucht bei uns Hilfe, um aus diesem Diffamierungszirkel herauszukommen.
Von Hardy Prothmann
Der Neckarauer Sascha Wössner betreibt seit 18 Jahren seinen Abschlepp-Dienst. Einer seiner Kunden ist Christian Lömmersdorf, der seit kurzem Betreiber der Gastronomie „Alter Bahnhof“ ist. Zum Betrieb gehört ein Parkplatz mit Parkschein-Automat. Weil Neckarufer-Besucher und Anwohner immer wieder „kostenfrei“ hier parken, wird Sascha Wössner beauftragt, Fahrzeuge ohne Parkschein abzuschleppen:
Am Anfang waren das manchmal 12-15 Fahrzeuge an einem Tag, heute oft keins, manchmal ein bis zwei. Die Leute haben es überwiegend verstanden, dass das ein kostenpflichtiger Parkplatz ist. Ein Ticket für 24 Stunden kostet drei Euro – das ist mal richtig günstig.
Am Mittwoch, den 12. August, schleppen seine Mitarbeiter zwei Fahrzeuge ab, beim dritten erscheint die Besitzern und verhindert den Abtransport gegen eine Geldzahlung von 130 Euro. Sonst kostet es zwischen 208 und 278 Euro, je nachdem, wann abgeschleppt wird und wann die Besitzer ihre Fahrzeuge auslösen.
Eine Drohung und „herzliche Grüße“
Noch am Abend schreibt der grüne Stadtrat Gerhard Fontagnier, einer der Initiatoren von Mannheim sagt Ja, eine email an Herrn Wössner. Herr Fontagnier schildert, dass eine Kleidersammlung unter der Kurpfalzbrücke stattgefunden habe und „leider war ihr Abschleppdienst sehr schnell aktiv“. Er drückt sein Bedauern aus und mahnt im Interesse der „Mitmenschlichkeit“ die Gebühr von 130 zu erstatten. Doch dann folgt eine unverhohlene Drohung:
Es wäre sicher nicht schön, wenn sich herumspricht, dass während der Kleidersammlungen für Flüchtlinge am Neckarufer ihr Unternehmen oben am Alten Bahnhof die Fahrzeuge umgehend abschleppt.
Gerhard Fontagnier schickt „herzliche Grüße“ und zeichnet die email mit „Stadtrat Mannheim“ und „Mannheim sagt Ja! e. V.“.
Herr Wössner befindet sich zu dieser Zeit in medizinischer Behandlung in einem Krankenhaus.
Am Donnerstag ruft ihn der MM-Redakteur Thorsten Langscheid an. Auch diesem teilt er mit, dass er zur Zeit im Krankenhaus ist, den Vorgang aber prüfen werde und erklärt, wann und vor welchem Hintergrund abgeschleppt wird.
„Nicht schön, dass…“
Am Freitag erscheinen zwei Texte im Mannheimer Morgen – in einem Artikel tritt ein, was Herr Fontagnier als „nicht schön“ angekündigt hat:
Aufregung um den Biergarten „Alter Bahnhof“: Bei der Kleiderspenden-Aktion wurden Fahrzeuge von Spendern innerhalb weniger Minuten auf dem Privatparkplatz des Lokals abgeschleppt, während die Besitzer ihre Kleidersäcke abgaben. (…) „Die müssen auf uns gewartet haben“, ärgert sich einer der Ehrenamtlichen von „Mannheim sagt ja“ über die Abschlepp-Aktion. Zwei Fahrzeuge wurden Augenzeugen zufolge abgeschleppt, ein drittes konnte die Besitzerin gegen Zahlung von 130 Euro auslösen, bevor es abtransportiert worden wäre. Den Vorwurf, gewartet zu haben, bis jemand auf dem nahezu leeren Parkplatz sein Fahrzeug abstellt, weist Abschleppunternehmer Sascha Wössner gegenüber dem „MM“ zurück.
In diesem Text und einem Kommentar bringt der Redakteur das Abschleppen der Fahrzeuge in einen Zusammenhang mit einem weiteren Vorfall – eine von Herrn Lömmersdorf beauftragte Security-Firma soll „vornehmlich Schwarze“ von einer Treppe am Neckarufer verjagt haben. Einer der Mitarbeiter soll eine „28“ auf den Hals tätowiert haben. Die Zahl steht für den zweiten und achten Buchstaben des Alphabets, also BH und meint als „Code“ die rechtsextremistische Vereinigung „Blood and Honour“.
Ich verstehe überhaupt nicht, wieso mich die Zeitung in Zusammenhang mit dieser Security bringt. Ich betreibe einen Abschlepp-Dienst, habe Türken, Italiener und einen Afrikaner beschäftigt, ich spende an den Verein Mannheim sagt Ja und plötzlich werde ich grundlos in die Nähe von Rechtsradikalen gerückt. Mich sprechen Kunden an, was ich mit Rechten zu tun hätte. Das ist extrem geschäftsschädigend und ich habe den Eindruck, dass es genau darum geht,
sagt Sascha Wössner, der vollständig empört ist. Er telefoniert mit Gerhard Fontagnier, teilt mit, dass er nicht weiß, worum es geht, das aber prüfen werde und bietet dem Verein eine Spende an: „Ich finde so ein Engagement grundsätzlich gut. Die Kontodaten hat Herr Fontagnier umgehend geschickt.“
Herr Wössner ruft beim Mannheimer Morgen an, Geschäftsleitung und Chefredaktion sind nicht zu sprechen, er schreibt eine email.
Leider nur eine Spende
Währenddessen geht es munter los mit dem, was Herr Fontagnier als „nicht schön, wenn sich herumspricht, dass…“ angekündigt hat. Er postet den Kommentar von Thorsten Langscheid auf der Facebook-Seite von Mannheim sagt Ja um 08:56 Uhr. Um 15:39 Uhr postet er, dass die Kosten nicht ersetzt werden, Gastronom und Abschleppdienst wollten eine Spende an Mannheim sagt Ja machen, mehr sei leider nicht zu erreichen gewesen:
Am darauffolgenden Montag ruft der Redakteur Thorsten Langscheid Herrn Wössner an. Herr Wössner teilt mit, dass er sich wundert, er hatte sich nicht an ihn, sondern die Unternehmensleitung gewandt:
Herr Langscheid war sehr hochnäsig und pampig. Als ich mich über seine Artikel beschwert habe, fragte er mich, ob ich lesen könne und warum ich das Geld an die eine Person nicht zurückzahle. Daraufhin habe ich ihn gefragt, woher er das weiß und dass er das nur von Herrn Fontagnier wissen könnte und sagte ihm, dass die beiden doch unter einer Decke stecken. Dann hat Herr Langscheid aufgelegt. Bis heute hat sich niemand von der Geschäftsleitung bei mir gemeldet.
Am 17. August macht Herr Fontagnier weiter mit „nicht schön, wenn sich herumspricht, dass…“ und postet auf Facebook, es seien noch keine Spenden eingegangen. Stattdessen bieten sich andere an, für die Kosten der Dame zu spenden, die 130 Euro zahlen musste. Ein Kommentator ruft zum Boykott des „Alten Bahnhofs“ auf. Herr Fontagnier postet das Spendenkonto von Mannheim sagt Ja. Es werden von anderen weitere Spendenzusagen gemacht.
Am 20. August, 12:04 Uhr postet Herr Fontagnier:
Mannheim sagt Ja zu „Abschleppopfern“?
Wie ist das zu verstehen? Ruft Mannheim sagt Ja zu Spenden auf, um Gebühren für Abschleppkosten „mitmenschlich“ zu übernehmen? Ist das der Vereinszweck, Falschparkern Abschlepp-Gebühren zu erstatten? Wie verhält sich das zum sonstigen Verhalten von Gerhard Fontagnier, der sonst vehement gegen Falschparker zu Felde zieht?
Eine andere Gastronomie, Wettbewerber vom „Alten Bahnhof“ am Alten Messplatz postet am 18. August um 18:55 Uhr auf der eigenen Seite ein Foto von einer Abschlepp-Aktion, ein Facebook-Nutzer kommentiert das am 19. August um 08.56 Uhr:
Das ist der Abschlepp-Nazi!
Fazit: Stadtrat Gerhard Fontagnier hatte angekündigt, „es wäre sicher nicht schön, wenn sich herumspricht, dass…“ Im Zusammenspiel mit dem MM-Redakteur Thorsten Langscheid, dessen Zeitungsartikel und gastronomischer Konkurrenz zum Alten Bahnhof wird aus dem Abschleppunternehmer Wössner innerhalb von wenigen Tagen der „Abschlepp-Nazi“. „Nicht schön, wenn sich das herumspricht…“
Möglicherweise ist es an der Zeit, dass sich herumspricht, mit welchen Methoden der grüne Stadtrat und Landtagskandidat Gerhard Fontagnier vorgeht. Wie er sein ehrenamtliches Mandat als Stadtrat missbraucht, um Unternehmer unter Druck zu setzen. Ebenso sollte sich herumsprechen, wie agitatorisch die Tageszeitung Mannheimer Morgen Kampagnen in Zusammenarbeit mit dem Stadtrat inszeniert.
Gegendarstellung gefordert
Sascha Wössner versteht die Welt nicht mehr und ist entsetzt:
Das wird ja immer wilder. Was soll das alles? Wir schleppen liegengebliebene oder verunfallte Fahrzeuge ab, das ist eine Dienstleistung und wir schleppen Fahrzeuge von Privatgrundstücken ab, wenn dort gegen die geltenden Regeln verstoßen wird. Auch das ist eine rechtlich einwandfreie Dienstleistung. Ich sehe mich nicht im Recht, wie die Zeitung behauptet, ich bin im Recht. Auf dem Parkplatz zahlt man für 24 Stunden 3 Euro – das ist supergünstig. Wer das nicht zahlt, betrügt den Parkplatzinhaber, der diesen Parkraum nicht nur Gästen, sondern der Öffentlichkeit anbietet. Ich habe an Mannheim sagt Ja 100 Euro gespendet, einfach so, weil ich Hilfe für Menschen in Not gut finde. Nicht gut finde ich Menschen, die denken, für sie gelten keine Regeln, weil sie ja so gut sind und schon gar nicht solche, die meinen Ruf und mein Geschäft bedrohen. Ein grüner Stadtrat, der im Mannheimer Norden Landtagsabgeordneter werden will, droht mir, versucht mich unter Druck zu setzen, setzt mir über Facebook nach, stellt mich in „Zusammenarbeit“ mit einer Zeitung an den Nazi-Pranger – das ist, als wäre man im falschen Film. Das kann es ja wohl nicht sein. Ich erwarte sowohl von diesem Stadtrat als auch vom Redakteur eine Entschuldigung und von der Zeitung eine Gegendarstellung wegen dieser haltlosen Diffamierung.
Die beiden tatsächlich abgeschleppten Fahrzeuge werden abgeholt, die Gebühren werden bezahlt. Kein Wort von den Fahrzeughaltern, dass sie eigentlich Gutes tun wollten – sie hatten nur ohne Parkschein geparkt und haben die Lektion sicherlich gelernt.
An die Zeitung wird Herr Wössner folgende Gegendarstellung schicken, wie er uns mitteilte:
Sie erwecken durch Ihre Berichterstattung vom 14. August 2015 den falschen und wahrheitswidrigen Eindruck, dass „Leuten, die Kleider spenden, auf einem praktisch leeren Parkplatz das Auto in Minutenschnelle unterm Hintern weggeschleppt wird“. Ich weise diese Behauptung scharf zurück, weil der Kommentar und der Bericht den Eindruck erzeugen, wir hätten gezielt „Kleiderspender“ abgeschleppt. Ich stelle fest: Wir wissen nicht, wem welche Fahrzeuge gehören, wir schleppen im Auftrag unseres Vertragspartners Fahrzeuge ab, die keinen gültigen Parkschein haben, so auch in diesem Fall. Ich weise ebenfalls den Eindruck zurück, wir seien so eine Art „Wegelagerer“, die jemandem „auflauern“, sondern wir haben die Fahrzeuge mitgenommen, die wir ohne Fahrschein bei unserer routinemäßigen Kontrolle festgestellt haben. Weiter weise ich zurück, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen mir und einer Security-Firma mit möglicherweise rechtsradikalen Mitarbeitern gibt. Ich kenne diese Firma nicht und habe mit dieser nichts zu tun. In Ihrer Darstellung wird aber der Eindruck erweckt, dass es einen „Zusammenhang“ gibt und der durchschnittliche Leser könnte meinen, ich beteiligte mich an Aktionen gegen Ausländer oder Kleiderspender. Das ist falsch und wahrheitswidrig. Sie schreiben weiter, es habe „die Falschen getroffen“. Auch hier widerspreche ich. Es hat die „getroffen“, die im Gegensatz zu anderen auf einem Privatgelände ohne Parkschein geparkt haben. Ganz unabhängig davon, ob jemand einen Kaffee trinkt, am Neckar spazieren geht oder Kleider spendet. An den Verein Mannheim sagt Ja habe ich 100 Euro gespendet – freiwillig. Die Abschleppgebühr habe ich selbstverständlich einbehalten, denn ich habe ein Fahrzeug und Mitarbeiter im Einsatz gehabt. Ein Parkschein kostet für 24 Stunden 3 Euro.
Ich verlange von Ihnen die Veröffentlichung dieser Gegendarstellung innerhalb angemessener Zeit innerhalb der nächsten 14 Tage an gleicher Stelle. Sollten Sie dem nicht nachkommen, werde ich juristische Schritte gegen Sie prüfen.