Rhein-Neckar/Berlin, 20. März 2018. (red/pro) Aktualisiert. „Damit hat jeder das, was er zum Leben braucht“, behauptete der neue Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anfang März. Er kommentierte damit den Anteil für Ernährung für Menschen, die von Sozialhilfe leben. Redaktionsleiter Hardy Prothmann dokumentiert seit dem 19. März zwei Wochen lang seinen täglichen Speiseplan nach dem Regelsatz. Die spannende Frage ist, ob und wie man sich von den 145,04 Euro pro Monat, die anteilig für Ernährung im Hartz IV-Regelsatz enthalten sind, ernähren kann. Tag 2 bietet einen kalten Mittagstisch, abends gibt es dann warm.
Von Hardy Prothmann
(Anm. d. Red.: Artikel wurde am Abend ergänzt.)
Soviel vorab. Das Frühstück besteht wie gestern aus Obst und Milchprodukten – eine leckere halbe Honigmelone mit Joghurt. Dazu Kaffee. Die Kosten: 20 Cent für den Joghurt, 50 Cent für die Melone, 20 Cent für den Kaffee.

Die Melone ist süß und mach fit. Der Joghurt sättigt.
Für Kochen bleibt wegen Terminen heute wenig Zeit, mittags gibt es deswegen Brot mit was drauf. Zwei dicke Scheiben vom Sauerteigbrot werden mit lecker Mozzarella und Camembert belegt. Brot und Käse machen satt. Als Geschmacksnote haben wir auf den Camembert noch Balsamicocreme geträufelt. Der Büffelmozzarella ist mit etwas Salz, Pfeffer und getrocknetem Basilikum verfeinert.
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Der echte Büffelmozarella ist Luxus. Im Angebot haben wir den für 2,29 Euro (200 Gramm) gekauft. 150 Gramm waren noch im Kühlschrank – da liegen also 1,31 Euro auf dem einen Brot. Der Camembert sind 100 Gramm zu 80 Cent. Das Brot, zwei Mal 100 Gramm, kostet 16 Cent.

Büffelmozarella und Camembert auf selbstgemachtem Brot.
Bis hier haben wir also 3,17 Euro ausgegeben. Für das Abendessen bleiben abzüglich Getränke (21 Cent für 1,5 Liter Sprudelwasser) bleiben also noch 1,46 Euro.
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Heute bleibt der Tag fleischlos. Wir machen eine Broccolisuppe. Von 500 Gramm Broccoli (75 Cent) bleiben 350 Gramm Röschen übrig. Diese werden leicht angegart, dann mit Zwiebel (5 Cent), 50 Gramm Butter (35 Cent) kurz angebraten, im Mixer püriert. Dazu kommen 50 Milliliter Sahne (17,5 Cent), Knoblauch (2 Cent) und schmecken ab mit Salz, Pfeffer, Muskatnuß (1 Cent). Und zwei verbröselte Walnüsse, die kosten nichts, weil selbst gesammelt. Kosten gesamt: 1,36 Euro.

Broccolisuppe. Gesund, lecker und ganz einfach zuzubereiten.
Woher kommen die Lebensmittel
und wie bereite ich sie zu?
Das Sauerteigbrot habe ich selbst gebacken (die Beschreibung finden Sie in Teil 1, ebenso den Hinweis zum Sprudelwasser).
Alle anderen Lebensmittel habe ich in verschiedenen Supermärkten gekauft. Den Broccoli im Angebot für 75 Cent (500 Gramm). Ebenso den Büffelmozzarella, der aber mit 2,29 für 200 Gramm im Vergleich zu anderen Lebensmitteln trotz Angebotspreis sehr teuer ist – ist halt aber lecker und ich steh drauf.
Auch die Melone war für 99 Cent im Angebot – mit Joghurt (99 Cent für 500 Gramm, gibt es auch günstiger, war aber noch im Kühlschrank) ein lecker-frisches Frühstück. Vergessen: Im Teil 1 habe ich den Kaffeepreis genannt – der ist fair gehandelt.
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Gegen 14 Uhr hatte ich noch ein Glas Blutorangensaft mit Sprudelwasser – zusammen 23 Cent.
Zubereitungszeiten: Frühstück 3 Minuten, Mittagessen 5 Minuten, Abendessen 20 Minuten. Saft und Wasser war noch vorhanden. In Summe 28 Minuten.
Habe ich mich ausgewogen ernährt?
Wir führen hier keine Debatte über Fleisch oder kein Fleisch, Bio oder nicht. Bei der Frage zur ausgewogenen Ernährung haben wir den Grundumsatz und den Kalorienbedarf im Blick. Bei einem erwachsenen Mann sind das rund 2.000 Kalorien Grundumsatz und bis zu 2.900 bei normaler körperlicher Betätigung.
Zusammengerechnet komme ich heute auf rund 2.000 Kalorien und bin satt geworden. Tatsächlich 2.637 Kalorien, denn am Nachmittag wurde ich eingeladen und habe eine Butterbrezel (75 Cent) und einen Quark-Plunder (1,50 Euro) gegessen. Das gibt ordentlich Kalorien (266 und 375) und ist nicht so gesund, aber halt lecker. Diese zusätzlichen 2,25 Euro hätte ich mir nur leisten können, wenn ich dieses Geld an anderen Tagen einspare.

Brezel und Quarkplunder waren lecker – aber nicht im Budget drin. Die Einladung habe ich nicht ausgeschlagen.
Es gab Obst, Gemüse, Milchprodukte (Sahne, Butter, Joghurt, Käse), Brot, Backspeisen. Die Ernährung enthält Kohlenhydrate, verschiedene Eiweiße, verschiedene Fette, Ballaststoffe, Vitamine, also alles, was zu einer gesunden Ernährung gehört, aber auch viel Zucker, was nicht so gesund ist. Das Brot kommt ohne Konservierungsstoffe aus. Das Abendessen war frisch zubereitet.
Bin ich mit dem durchschnittlichen Regelsatz ausgekommen?
Wie gestern auch, ja. Die Kosten betrugen 4,76 Euro. Gestern lag ich 46 Cent drunter, heute 8 Cent. Ich habe also ein „Guthaben“ von 54 Cent.
Ich habe mir heute mit Büffelmozzarella einen teuren Käse geleistet und auch Melone und Broccoli sind nicht eben günstige Nahrungsmittel.
Den Luxus der Brezel und des „Teilchens“ konnte ich mir leisten, weil ich eingeladen worden bin.
Hinweis: Unsere Redaktionsküche ist nichts Besonderes. Die Ausstattung: Kühlschrank hoch mit Gefrierteil. 2 Induktionsherdplatten. Backofen. Küchenmaschine. Wasserkocher. Dazu typisches Kochbesteck, diverse Messer, Handrührgerät, Zauberstab, Schneidbretter, diverse Vorratsdosen, Schüsseln. Kleiner, mittlerer, großer Topf. Kleine und große Pfanne. Wassersprudler. Küchenwaage. Nicht eingerechnet sind Energiekosten – die sind aber auch nicht im Regelsatz enthalten. Wir berechnen Kosten für vorhandene Lebensmittel wie Öl, Essig und Gewürze und sonstige Zutaten.
Teilnehmer: Wir haben auf unseren Aufruf verschiedene Rückmeldungen erhalten. Parallel zu dieser Dokumentation schreiben die Teilnehmer auf, was diese in 15 Tagen ausgeben. Teilnehmer sind: Männlicher angestellter Single. Weibliche Studentin Single. Alleinerziehende Mutter, angestellt, ein Kind. Angestellter Vater, angestellte Mutter, zwei Kinder. Klar ist: Je weniger Menschen zu ernähren sind, umso höher sind die Kosten und der Aufwand – die sich sonst auf mehrere Personen verteilen. Allein die Zeit spielt eine Rolle: Es macht wenig Unterschied, ob man für eine Person oder für vier Personen Mahlzeiten zubereitet. Größere Mengen erzeugen meist auch im Verhältnis kleinere Kosten.
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