Worms/Rhein-Neckar, 17. Dezember 2014. (red/ek) Einem Agenturbericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) vom 15. Dezember zufolge hat die Stadt Worms ein für den 16. Dezember geplantes Krippenspiel auf dem Weihnachtsmarkt untersagt. Die Stadt Worms argumentierte nach Angaben des epd mit „Nicht genauer definierte Darstellungen einer Krippenszene vor einer Krippe können zu Irritationen führen“. Verschiedene Medien sprangen auf die Meldung an und „empörten“ sich. Was sich zunächst wie ein Schildbürgerstreich anhört, hat einen ernsten Hintergrund.
Von Enrico Kober
Unter Berufung auf die epd Meldung veröffentlichte unter anderem der Tagesspiegel am 15. Dezember eine Glosse. Die Stadt Worms habe „Kirchenvertretern“ die Aufführung eines Krippenspieles auf dem Weihnachtsmarkt untersagt. In der Meldung des epd heißt es dazu: „Kirchenvertreter und Anti-Rechts-Aktivisten wollten mit dem Krippenspiel auf die Not moderner Flüchtlinge hinweisen.“
Wir fragten beim Pressesprecher der Stadt Worms, Herrn Hans Helmut Brecht, nach und erhielten folgende Antwort:
Wir erhielten einen Antrag auf „Mahnwache und Krippenspiel“. Das Thema wurde vom Antragsteller, der Piratenpartei mit „Stadt Worms – NPD“ angegeben und im Antrag nicht weiter erläutert.“
Nach Angaben des Pressesprechers war der Antragssteller nicht Pfarrer Fritz Delp von der Luthergemeinde Worms, sondern die Piratenpartei. Die Stadt Worms wollte nach Angaben von Herrn Brecht keine parteipolitische Veranstaltung auf dem beschaulichen Weihnachtsmarkt.
Verwaltungsgericht Mainz lehnte Antrag im Eilverfahren ab
Hätte Pfarrer Delp den Antrag gestellt, hätte die Stadt sicherlich anders entschieden, so Brecht weiter. Auf Antrag der Piratenpartei entschied am Dienstagmorgen das Verwaltungsgericht Mainz und lehnte den Antrag ebenfalls ab.
Der Hintergrund der Nicht-Genehmigung ist nichts, was man auf die Schippe nehmen kann, sondern der allgemeine Gleichheitsgrundsatz nach Art. 3 Grundgesetz. Hätte die Stadt Worms der Piratenpartei eine politische Veranstaltung auf dem Weihnachtsmarkt erlaubt, müsste sie dies zukünftig auch allen anderen Parteien erlauben – beispielsweise der NPD. Seit der vergangenen Kommunalwahl sitzt auch ein NPD-Mann im Gemeinderat.
Wie eine Mahnwache mit Krippenspiel der NPD auf einem Weihnachtsmarkt aussehen könnte, das möchte man sich wahrlich nicht vorstellen.