Mannheim/Hemsbach, 17. März 2016. (red/pro) Uns erreichen immer wieder Leserhinweise, die wir überprüfen. Aktuell wurden wir darauf hingewiesen, dass es in einem „Kinderheim in Käfertal“ zwischen Flüchtlingskindern und anderen „hoch her gegangen sein, mit ordentlicher Klopperei“. In Hemsbach soll es einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft gegeben haben – Tatverdächtige sollen verhaftet worden sein. Beides ist nicht wahr.
Von Hardy Prothmann
Wir gehen allen Hinweisen nach – von beiden angeblichen Vorfällen war uns nichts bekannt und auch der Pressestelle der Polizei nicht.
2-3.000 Vorkommnisse – jeden Tag
Dort ist man sehr bemüht, aus der Flut der täglichen Einsätze die öffentlich relevanten zu filtern und zu kommunizieren. Damit Sie, liebe Leserin, lieber Leser mal eine Vorstellung haben, was dort zu bewältigen ist: Jeden Morgen schaut das 7-köpfige Team von Roswitha Götzmann, Leiterin der Pressestelle beim Polizeipräsidium Mannheim, 2-3.000 Vorkommnisse durch. Sie lesen richtig – so viele „Fälle“ fallen jeden Tag an. Von der Ruhestörung, über Unfälle, Diebstählen bis hin zu Schwerstverbrechen. Daraus filtert die Pressestelle täglich 25-40 öffentlich relevante Vorkommnisse heraus und schreibt dazu Pressemitteilungen.
Weiter steht die Pressestelle mehreren Dutzend Medien im Raum täglich für Auskünfte zur Verfügung. Oft geht es um Nachfragen zu aktuellen Meldungen, immer wieder aber auch um komplexere Recherchen, beispielsweise heute durch unsere Anfrage. Um auszuschließen, dass irgendetwas übersehen worden ist, wurden durch den Sprecher Norbert Schätzle direkt bei den zuständigen Revieren nachgefragt. Dort wartet niemand auf solche Anrufe – das ist zusätzliche Arbeit für die Beamten vor Ort. Der Einsatztag oder mehre müssen durchgeschaut werden.
Viele Aufgaben für die Pressestelle
Es kommt immer wieder vor, dass ein Einsatz übersehen wird – zwar eher selten, aber es lässt sich nicht ausschließen. Insbesondere, wenn die Meldungslage hoch ist und selten ist das Team vollständig – Mitarbeiter sind krank oder in Urlaub oder machen gerade zusätzliche Aufgaben.
Dazu gehört das Geben von „O-Tönen“ – Fernseh- oder Hörfunkreporter wollen einen Polizeisprecher vor dem Mikrofon haben. Die Beamten müssen vorbereitet sein und wissen, was sie sagen dürfen und was nicht, um Ermittlungen nicht zu gefährden.
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Immer wieder gibt es Gerüchte, die Polizei würde Informationen zurückhalten – wir können kein einziges dieser Gerüchte bestätigen. Was wir bestätigen können, ist, dass tatsächlich Ereignisse übersehen wurden. Wir können aber auch bestätigen, dass die Beamten sich dann selbst ärgern – und zusätzlich darüber, wenn sie Vorhaltungen gemacht bekommen, die nicht gerechtfertigt sind. Gemessen an der Meldungsflut kommt das unserer Einschätzung nach nur wenige Male im Jahr vor.
Enormer Zeitdruck
Eine hohe Belastung bilden immer Kapitalverbrechen – insbesondere dann, wenn wir vor kurzem nach einem Tötungsdelikt von gewissen Medien erwartet wird, dass die Pressestelle schon kurze Zeit darauf einen kompletten Lagebericht abliefert. Wie soll das möglich sein? Zeugen sind noch nicht befragt, die Kripo hat den Tatort noch nicht ausgewertet, möglicherweise steht noch nicht einmal die Identität von Opfer und Täter fest, aber die Fragen sind drängend, jedes Medium will zuerst und exklusiv melden. Das erzeugt einen enormen Druck – zusätzlich zum Alltagsgeschäft.
Dazu kommt der große Bereich des Präsidiums, der Mannheim, Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis mit einer Million Menschen umfasst.
Professionelle Zusammenarbeit
Wir können der Pressestelle bestätigen, dass diese sehr professionell arbeitet und wenn wir die Rückmeldung erhalten „da brauchen wir ein wenig Zeit“ oder „geht das auch später?“, dann nehmen wir das in den meisten Fällen so an – es ist ein Geben und Nehmen. Fehler passieren – hier wie da. Daraus muss man nicht jedes Mal einen Ärger konstruieren oder „Vertuschung“ vermuten. Wir finden die Zusammenarbeit und die Transparenz top – auch, weil wir Dinge in der Zusammenarbeit erfahren, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, uns aber helfen, Geschehnisse einzuordnen. Dafür braucht es eine bewährte Zusammenarbeit und Vertrauen. Wir handeln hier gemäß unseren Redaktionsregeln: „Traue keinem“ und „Ohne Vertrauen ist alles nichts“.
Also: Kein Vorkommnis im Kinderheim Käfertal, kein Brandanschlag in Hemsbach.
Dafür aber eine exklusive Nachricht: Seit gestern ist Roswitha Götzmann zur Kriminaloberätin (zwei Sterne auf der Schulter) befördert worden. Herzlichen Glückwunsch!