Weinheim, 15. November 2017. (red/pro) Die von internen Querelen bestimmte CDU Weinheim wird nicht auf Nicole Huber setzen können. Die 44-jährige Juristin, Leiterin des Oberbürgermeisterreferats in Heidelberg, hatte Anfang August ihr Interesse bekundet, nun aber zurückgezogen. Die offiziellen Gründe sind nachvollziehbar.
Kommentar: Hardy Prothmann
Ich habe mich vergangene Woche entschieden, nicht zu kandidieren. In der Abwägung zwischen einer neuen Herausforderung und meinen aktuellen Aufgaben, habe ich mich für meinen Job in Heidelberg entschieden – insbesondere die Herausforderungen der Digitalisierung haben mich gepackt,
sagte Nicole Huber gestern Abend auf Anfrage gegenüber dem Rheinneckarblog. Dass bereits im August bekannt wurde, dass sie Interesse haben, sei eher unglücklich gewesen.Der persönliche Kontakt sei sehr gut gewesen, sie habe aber eine Entscheidung treffen müssen. Sie wünscht der CDU Weinheim weiter, „dass man dort jemanden findet, der passt“.
Vorwahlschlappe für die CDU
In der Konsequenz kann man das als Schlappe für die CDU Weinheim werten. Nachdem der heutige Landrat Stefan Dallinger (CDU) 2002 gegen Heiner Bernhard (SPD) verloren hatte, gab es 2010 gar keinen Kandidaten der CDU. Nicole Huber wäre eine starke Kandidatin gewesen. Das Alter passt, ihre Erfahrung ist hervorragend, sie ist in der Region bestens vernetzt und Leitungskompetenz bringt sie als Chefin eines 60-köpfigen Teams „ganz oben“ auch mit. Jeder neue Kandidat, der nicht dieses Komplettpaket mitbringt, wird dann als zweite Wahl empfunden werden. Die CDU Weinheim hat sich damit wieder mal selbst ein Bein gestellt.
In anderen Medien wurden die Namen Christiane Staab (CDU), Bürgermeisterin in Wiesloch und Manuel Just (parteilos), Bürgermeister in Hirschberg kolportiert. Das wären zwar geeignete Kandidaten, aber beide haben überschaubare Gemeinden mit deutlich weniger Problemen als Weinheim und haben den Medienberichten zufolge erwartungsgemäß abgewunken.
Selbstverständlich wirkt das Oberbürgermeisteramt der größten Stadt im Rhein-Neckar-Kreis auf den ersten Blick attraktiv. 45.000 Seelen, wunderbare Altstadt, zwei Burgen, gut gelegen – all das klingt attraktiv. Doch hinter der Fassade warten massive Haushaltsprobleme und ein dichtgewobener Filz. Das macht den Job zu einer Herausforderung, die nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Heiner Bernhard wird kein gut bestelltes Haus hinterlassen.
Heißt der SPD-Stern StellaKirgiane-Efremidou?
Für die SPD werden schon länger zwei Namen gehandelt, Stella Kirgiane-Efremidou sowie Daniel Schwöbel, doch der will nicht. Damit wird aller Voraussicht nach Frau Kirgiane-Efremidou ins Rennen gehen. Sie ist bekannt und auch beliebt und hat Ambitionen auf höhere Weihen. Zuletzt kandidierte sie bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen – ohne Chance im schwarzen Wahlkreis. In Weinheim sind die Bedingungen deutlich besser für sie.
Auch die Weinheimer Liste hat angekündigt, einen Kandidaten aufstellen zu wollen. Die Freien Wähler und die Grünen geben sich bedeckt, von FDP und Die Linke hört man nichts.
So werden vermutlich mindestens zwei Kandidaten antreten, denn noch ist überhaupt nicht klar, ob es die CDU Weinheim schaffen wird, einen Kandidaten zu finden. Dabei muss sie das, denn kein Kandidat würde als Schmach empfunden werden. Ein irgendwie-Kandidat darf es aber auch nicht sein. Das ist, euphemistisch formuliert, ein Dilemma. Möglicherweise positioniert sich Stadtrat Sascha Pröhl (31), der hat auch Ambitionen und war im Mai in Sinzheim (11.000 Einwohner, Landkreis Rastatt) zur Bürgermeisterwahl angetreten, hat aber verloren. Von der Qualifikation her ist der frühere Langzeitstudent eher nicht geeignet. Er wäre eine C-Wahl als Kandidat.
Wie es für die CDU klappen könnte, zeigt Edingen-Neckarhausen. Hier holte der neue Bürgermeister Simon Michler 2015 auf Anhieb das Amt. Jung (damals 31 Jahre alt), aber hochqualifiziert als früherer Amtsleiter (Schulen, Sport, Kultur) in Aalen mit rund 60 Mitarbeitern.
Heiner Bernhard kam damals aus der Heidelberger Stadtverwaltung. Wenn es der CDU Weinheim gelingt, auf Amtsleiterebene einen Kandidaten zu finden, ist sie wieder im Rennen. Drunter wird sie nicht antreten können.
Die Oberbürgermeisterwahl 2018 in Weinheim steht unter einem besonderen Stern – ein Jahr später ist Kommunalwahl. Ein je nach Sicht positives oder negatives Ergebnis wird sich dann vermutlich auch hier niederschlagen.
Möglicherweise bewirbt sich ja auch ein Kandidat ohne Parteizugehörigkeit. Das würde dem politischen System in Weinheim insgesamt gut tun, vorausgesetzt, die Person ist sehr gut qualifiziert, versteht vor allem etwas von Finanzen und gewinnt auch.