Rhein-Neckar, 28. September 2015. (red/pro) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt: „Wir schaffen das“ – und erntet zunächst großes Lob, viel Medienaufmerksamkeit und dann einen Einbruch bei der „Beliebtheit“. Die Redaktion von Rheinneckarblog.de schafft „wie die Brunnenputzer“ und wir sind ehrlich: Wir sind am Anschlag und haben noch niemals auf „Beliebtheit“ gebuhlt. Wir schaffen, aber ob wir „das“ schaffen, da haben wir erhebliche Sorge. Wir geben uns jede Mühe, aber irgendwann sind Kapazitätsgrenzen erreicht. Und damit geht es uns nicht anders als allen anderen, die vor Ort „anpacken“.
Von Hardy Prothmann
Als hätten wir nicht schon genug zu tun, erreichen uns über Facebook, email und Telefon zunehmend „Hinweise“. Hilfsprojekte wollen dargestellt werden, „Mahner“ kritisieren „unhaltbare Zustände“, anonyme Quellen zeigen uns an, wer alles wo was wie „vergeigt“ – teils zu Recht mit „guten Absichten“, teils nicht zu Recht und mit „bösen Absichten“.
Und es gibt in zunehmender Zahl Kritik an den „etablierten Medien“, verbunden mit der Aufforderung, dass das „RNB“ doch bitte jetzt mal sofort tätig werden muss.
Desolate Informationslage
Dazu kommt eine nach wie vor vollkommen desolate Informationslage der verantwortlichen Stellen von Landesregierung, Innenministerium, Integrationsministerium, dem Regierungspräsidium Karlsruhe. Aktuell erfahren wir überwiegend zuerst durch andere, welcher Status quo staatlicherseits „geschaffen“ wurde, bis irgendwann später, wenn überhaupt von „offiziellen“ Stellen eine Nachricht kommt.
![prothmann2_tn-2](https://www.rheinneckarblog.de/files/2012/02/prothmann2_tn-2.jpg)
Guten Journalismus gibt es nicht „umsonst“ – wer den haben will, muss zahlen, aus Überzeugung, sagt Chefredakteur Hardy Prothmann. Foto: sap
Wir freuen uns sehr, dass es immer mehr Menschen gibt, die uns auffordern, noch mehr und noch intensiver zu berichten. Und wir fordern nicht weniger, sondern mehr Informationen von außen, was irgendwo passiert. Wir können allerdings nicht garantieren, dass wir jedem Hinweis nachgehen können. Das ist die Lage.
Während Zeitungen mehr und mehr Abonnenten verlieren, wächst bei uns die Zahl der Leser, vor allem die der „wiederkehrenden“. Für alle die, die uns vertrauen und uns auffordern, mehr zu leisten, haben wir eine ganz einfache Botschaft: Wir sind gerne dazu bereit, aber wir brauchen auch Unterstützung.
Journalismus kostet Geld
Wir arbeiten nicht zum Vergnügen, sondern wir arbeiten hart, zuverlässig und aus der Überzeugung heraus, dass stabile Demokratien einen kritischen Journalismus dringend benötigen. Der kostet Geld.
Eine Quelle, um diese Arbeit zu bezahlen, ist Werbung. Unsere Werbepartner zahlen für die Aufmerksamkeit, die wir erzeugen und die sie nutzen möchten. Wir schätzen unsere Werbepartner und empfehlen Sie gerne zur freundlichen Beachtung. Diese Einnahmequelle wird auf absehbare Zeit den größten Anteil unserer Einnahmen stellen.
Eine weitere Quelle sind „Soli-Abos“, also freiwillige Zahlungen über den Förderkreis an uns. Auch das ist eine reale Tatsache: Wir steigern unsere Zugriffszahlen ständig. Haben wir im ersten Halbjahr noch 3.000 Leser täglich kommunizieren können, sind es jetzt 4.500 Leser täglich. Aber nur rund 100 „zahlen“ bislang für das große Interesse. Wir danken jedem von diesen Unterstützern für ihren Beitrag!
Wir bearbeiten gerne und mit viel Elan Anfragen und Wünsche unserer Leserschaft – neben eigenen redaktionellen Themensetzungen. Aber wir fordern Sie als Leser ebenso auf, Ihren Anteil zu leisten, damit unsere Arbeit, die Sie scheinbar „kostenlos“ konsumieren, auch finanziert werden kann.
Journalismus ist wichtig für die Demokratie und für die Marktwirtschaft
Klar – wir könnten auch sagen: Nur wer zahlt, erhält unsere Leistung. Vielleicht könnten wir das irgendwann. Dann müssten wir keine Werbepartner mehr haben. Aber das wollen wir nicht.
Unsere Werbepartner wollen Aufmerksamkeit für ihre Angebote nutzen und das ihr gutes Recht. Man stelle sich vor, alle Medien hätten eine „Paywall“ und würden alle Unternehmen grundsätzlich ausschließen. Das wäre der Super-Gau für jede marktwirtschaftliche Bewerbung von Angeboten und Dienstleistungen. Werbung ist auch eine Form von Information. Werbung ist Marktwirtschaft. Angebot und Nachfrage.
Unsere Werbepartner – von denen wir noch mehr brauchen – nutzen unser Angebot und zahlen dafür. Sie, liebe Leserin und Leser, nutzen unser Angebot auch. Nicht ein Mal, nicht zwei Mal, sondern häufig. Zahlen Sie auch dafür? Was ist der Grund, dass Sie selbstverständlich davon ausgehen, dass Sie uns nutzen ohne dafür zu bezahlen?
Sie können jetzt fragen: „Warum soll ich zahlen, wenn es frei ist und andere nicht zahlen?“ Gute Frage. Denken Sie mal über die Frage nach: „Wenn ich nicht zahle und damit mit einem kleinen Beitrag nichts dazu beitrage, dass sich dieses Informationsangebot trägt und es nicht mehr angeboten wird – wer hat dann eigentlich verloren? Das Informationsangebot oder ich selbst, weil ich keine zusätzlichen Informationen mehr angeboten bekomme?“ Auch das ist eine „gute“ Frage.
Ganz sicher zahlen viele nicht – aber das ist kein Argument für alle, die uns gerne nutzen und unsere Leistung „honorieren“ möchten, weil sie mindestens den Nutzen der eigenen „Meinungsbildung“ schöpfen können. Aus unserer Sicht ist es nicht nachvollziehbar, dass viele Menschen ohne Probleme 3 Euro für einen Kaffee – egal welcher Güte – bezahlen, aber nicht bereit sind, 5 oder mehr Euro für unsere tatsächlich harte Arbeit pro Monat (!) zu bezahlen.
Die aktuellen Krisen der Welt bringen die Kapazitäten unserer Redaktion an den Anschlag. Wenn wir nachhaltig und zutreffend recherchieren wollen und solide und zutreffend berichten wollen, müssen wir enorme Energien aufwenden. Die Themen sind unglaublich komplex, Informationen, die wir recherchieren, sind oft in wenigen Stunden „Makulatur“ – erledigt, weil die Lage schon wieder eine andere ist.
Wir machen keine Bratwurst
Wir machen keinen „Bratwurst-Journalismus“ über tolle Feste, wo sich alle gerne haben und alles immer gut ist, sondern wir bieten fundierten Journalismus an. Kritisch, meinungsstark und ehrlich.
Aktueller Stand ist. Ich als Chefredakteur bin seit drei Wochen aus dem Urlaub zurück. Ich bin seitdem keine Nacht vor zwei Uhr ins Bett gekommen, weil die Arbeit brutal ist. Ich scheuche meine Leute bis an den Rand dessen, was ich als Arbeitgeber verantworten kann. Meine Mitarbeiter liefern eine sehr gute Arbeit ab und wollen immer höchste Informationsqualität bieten, scheitern aber oft an den „Gegebenheiten“ und letztlich am Budget.
Kennen Sie eine Redaktion, die so ehrlich ist und feststellt, dass „Kapazitätsgrenzen“ erreicht sind? Ich kenne keine bis auf unsere. Wir arbeiten am Rande der Kapazitätsgrenze und wir tun alles, um Sie, Liebe Leserinnen und Leser, gut und zuverlässig zu unterrichten. Mehr können wir nicht tun.
Und leider bleiben Arbeiten liegen. Und leider denken manche: „Die waren doch vor Ort – warum berichten die nicht?“ – und leider verstehen nur wenige: Wenn wir berichten, werden wir öffentlich, verantwortlich. Unser Stapel der „Nicht-Veröffentlichung“ ist seit Wochen angewachsen. Wir haben unsere Kapazitätsgrenze erreicht. Wir berichten, was wir können. Was wir nicht können, das bleibt liegen, weil wir nur veröffentlichen, was wir verantworten können.
Wir waren bei der Jubiläumsfeier der Metropolregion und beim Festakt zur zweiten Amtszeit von Dr. Peter Kurz als Oberbürgermeister. Und noch bei einigen anderen Terminen. Aber wir berichten nur, wenn wir das ordentlich können. Sonst müssen wir verzichten. So „einfach“ ist das.
Sie können Ihren Beitrag leisten, um uns zu unterstützen, denn wir arbeiten tatsächlich hart und mit viel Leidenschaft und nicht „ehrenamtlich“ – wir sind für alles verantwortlich, was wir veröffentlichen – auch juristisch. 26 „Abmahnungen“ und über 20.000 Euro juristische Kosten in sechs Jahren zeigen, wie hart „der Krieg um Meinungsfreiheit“ geführt wird.
Journalismus ist kein Ehrenamt
Die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer schätzen wir sehr und werden diese auch berichten – möglicherweise auch mit kritischen Berichten, die nicht „gefallen“. Seit Wochen warnen wir beispielsweise davor, dass die ehrenamtlichen Helfer an „Kapazitätsgrenzen“ kommen – das wäre schlecht und noch schlechter, wenn man diese Menschen im Stich lässt. Aber das ist Fakt. Die ehrenamtlichen Helfer werden an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und sie werden im Stich gelassen werden. Wir werden die schlechte Botschaft überbringen und Sie? Hassen Sie uns dafür oder geben Sie uns Geld, weil wir ehrlich und zuverlässig warnen und Realitäten berichten? Denken Sie darüber nach, was Ihr „Mehrwert“ ist und der für die Gesellschaft.
Wir können niemals alles berichten. Aber wir kümmern uns wer, wann, wo, wie, was macht und entscheidet. Was gut läuft und was nicht. Dabei gehen wir an Kapazitätsgrenzen. Unsere eigenen. Sie können uns Luft verschaffen. Fördern Sie unsere Arbeit durch Ihren Beitrag. Sie entscheiden mit, wie wir Geld gegen Informationen einsetzen können.
Sie, liebe Leserin und Leser, nutzen unser Angebot regelmäßig. Das tun Sie, weil Sie es Wert schätzen. Dann „schätzen“ Sie es auch mit Ihrem Beitrag. Im Mittel zahlen „Förderkreis“-Unterstützer 5 Euro pro Monat. Andere zahlen bis zu 30 Euro im Monat. Sie haben garantiert 5 Euro im Monat „übrig“. Wenn viele „kleine“ Beträge zahlen, fördern viele einen großen Betrag, den wir benötigen, um guten Journalismus zu bezahlen.
Auf unsere Arbeit haben keine Gremien einen Einfluss. Wir arbeiten unabhängig, überparteilich, überkonfessionell und zwar regional, aber immer auch überregional und international. Wer unsere Arbeit verfolgt, weiß, dass wir auch oft „vorausschauend“ berichten und „nicht Recht haben“, aber zutreffend Entwicklungen beschreiben. Nicht nur „Franklin“ oder „PHV“ sind dafür Beispiele.
„Wir schaffen das“
Das Geld kommt unseren Autoren zu Gute, die sich sehr anstrengen, die keine „Propaganda“ verbreiten, sondern Informationen prüfen und nachhaltige Recherchen betreiben. Dafür sind wir bekannt und dafür werden wir zunehmend geschätzt.
„Wir schaffen das“ – aktuell hat die Kanzlerin Geld für alles Mögliche versprochen. Aber nicht für Journalismus. Der muss bis auf Weiteres privat finanziert werden. „Wir schaffen das“ – liebe Leserin und Leser. Aber dafür brauchen wir wirklich Ihre Hilfe.
In diesem Sinne
Herzlichst