Mannheim/Eppelheim/Stuttgart, 28. März 2018. (red/pro) Der im Wahlkreis Mannheim-Nord direkt gewählte Landtagsabgeordnete Rüdiger Klos wird Mannheimer und verlegt seinen Hauptwohnsitz in seinen Wahlkreis. Bislang war er Eppelheimer Bürger. Der innerparteiliche Kampf der AfD Mannheim tobte heftig – könnte aber beendet werden.
Von Hardy Prothmann
Rüdiger Klos sagt auf Anfrage:
Ich ziehe in meinen Wahlkreis, weil das wichtig ist. Ich wurde ständig kritisiert, weil ich angeblich nicht vor Ort sei. Das ist falsch. Ich habe weit über 100 Termine und Veranstaltungen wahrgenommen, trotz der Pendelei. Als Mannheimer bin ich jetzt direkt vor Ort.
Den genauen Wohnort will er nicht verraten, denn auch er habe ein Recht auf Privatsphäre. Immerhin so viel: Es ist Sandhofen.
Bei der vergangenen Kommunalwahl 2015 war Rüdiger Klos, der deutsch-italienischer Abstammung ist und beide Sprachen fließend spricht, ein vollständig unerwarteter Erfolg gelungen. Der bis aktuell in Eppelheim wohnende Kandidat hatte handstreichartig den letzten Direktmandatswahlkreis der SPD im Südwesten gewonnen.
Für die SPD und den Kandidaten Dr. Stefan Fulst-Blei ein Schock sondergleichen. Auch der grüne Stadtrat Gerhard Fontagnier hatte sich Chancen ausgerechnet und scheiterte krachend. Der musste sogar später ein Strafgeld zahlen, weil er auf einer Demo den Abgeordneten Klos als “Arschloch, den keiner kennt” bezeichnete (Anm. d. Red.: Übrigens aufgrund unserer Berichterstattung. Wir hatten exklusiv berichtet, die Staatsanwaltschaft Mannheim stellte zunächst ein, was wir kritisiert hatten, prüfte erneut und Herr Fontagnier zahlte dann eine Geldbuße.). Dr. Fulst-Blei soll neuer Kreisverbandsvorsitzender der SPD Mannheim werden.
Rüdiger Klos erklärt gegenüber dem RNB, dass er immer vor Ort war, im Wahlkampf und als Abgeordneter, obwohl das schwierig sei, da er in zahlreichen Ausschüssen mitwirke, was zeitlich sehr belastend sei:
Mit meinem neuen Hauptwohnsitz kann ich auch mal nach Feierabend raus auf die Gass und werde noch mehr Kontakt zu Bürgern haben, als sowieso schon.
Innerparteilich gibt es seit langer Zeit Streit – insbesondere zwischen dem bisherigen AfD-Vorsitzenden Robert Schmidt und Rüdiger Klos. Die zwei sind sich spinnefeind.
Herr Schmidt agierte ohne Kompromisse gegen Herr Klos und warf ihm vor, nicht präsent zu sein. Herr Klos behauptete das Gegenteil.
In der Folge sei die Zustimmung in der Bevölkerung zur AfD massiv gesunken. Auch deshalb habe Herr Klos die Entscheidung getroffen, nach Mannheim zu ziehen:
Ich habe mich vor der Wahl und nach der Wahl um meinen Wahlkreis gekümmert. Jetzt ziehe ich mittenrein und damit sind unehrliche Angriffe beendet.
Robert Schmidt wird sein Vorstandsmandat nach unseren Informationen aufgeben, obwohl er dies zunächst nicht wollte. Hintergrund ist, dass er ab 1. April Mitarbeiter des AfD-Abgeordneten Harald Pfeifer wird, der auf Jörg Meuthen gefolgt ist, der wiederum EU-Abgeordneter wurde.
Laut Satzung der AfD Mannheim darf ein abhängig Beschäftigter nicht Mitglied des Vorstands sein. Darüber gab es massive Diskussionen, letztlich erklärte Herr Schmidt die Niederlegung seines Amtes.
Ich bin froh, dass dieses von Herrn Schmidt heillos angerichtete Durcheinander ein Ende hat. Das hat nicht wenig Energie gekostet, die ich lieber in meinen Wahlkreis stecke,
sagte Herr Klos auf Anfrage. Ob da so ist, muss man abwarten.
Der Mannheimer Norden wird nach unserer Einschätzung sehr wichtig bei der kommenden Kommunalwahl 2019 werden – aktuell hat die AfD in Meinungsumfragen deutlich verloren, was sich mit dem Umzug des Abgeordneten Klos ändern könnte.
Weiter ist das von Innenminister Thomas Strobl (CDU) auf Coleman geplante Zentrale Ankunftszentrum für bis zu 3.500 Flüchtlinge ein Top-Thema und die Stimmung in der Bevölkerung ist klar dagegen. Auch die massive Belastung durch Straftaten von Ausländern in Mannheim, eine Gruppe von hochkriminellen unbegleiteten, minderjährigen Ausländern hat Potenzial, das die AfD heben kann, um in deutlicher Zahl Gemeinderatssitze zu gewinnen.
Die frühere AfD-Fraktion hatte vier Sitze und löste sich 2015 durch den Streit in der Bundes-AfD auf. Drei frühere Mitglieder wechselten zur LKR, ein früheres Mitglied sitzt parteilos im Gemeinderat. Nach unserer Einschätzung hat die AfD das Potenzial, 5-8 Sitze zu gewinnen. Das wird davon abhängen, ob der innerparteiliche Streit beigelegt werden kann.