Rhein-Neckar/Berlin/Taipeh, 23. Februar 2021- (red/pro/kb) Der deutsche Journalist Klaus Bardenhagen hat bereits im April und August 2020 auf Anfrage des Rheinneckarblog aus Taiwan über die dortige Corona-Lage berichtet. Beide Texte sind immer noch aktuell (siehe Links im Text). Jetzt führt er aus, wie seine Erfahrungen nach einem Deutschland-Besuch waren, die Zeit der Quarantäne nach seiner Rückkehr nach Taiwan. Der Inselstaat mit seinen rund 23 Millionen Einwohnern ist ein demokratisches Land, unter Druck durch international unterschiedliche Interessen, aber absolut vorbildlich, was den Umgang mit der Pandemie angeht. Lesen Sie den Text und stellen Sie sich die entscheidende Frage: Warum lernt die Welt, warum lernt Deutschland nicht von Taiwan?
Von Klaus Bardenhagen, Taipeh (Fotos und Screenshots: Klaus Bardenhagen)
Meine Freiheit wurde hier in Taiwan neulich drastisch eingeschränkt!
14 Tage durfte ich nach meiner Einreise keinen Fuß vor die Tür meines Hotelzimmers setzen, unter Androhung drastischer Strafen.
Nicht einmal mein negativer Corona-Test vor dem Abflug änderte daran etwas.
Mein Handy wurde während dieser Zeit permanent geortet. Täglich musste ich den Behörden meinen Gesundheitszustand melden – und das Quarantänehotel auch noch selbst bezahlen.
Und es war es völlig okay so.
Ich wusste, was mich erwartet, und finde diese Maßnahmen angemessen. Schließlich hatte ich mich selbst entschieden, Taiwan zu verlassen und den Dezember in Deutschland zu verbringen, also in einem Corona-Krisengebiet.
Denn aus Sicht Taiwans gibt es seit Beginn der Pandemie keine qualitativen Unterschiede zwischen der Lage in Deutschland, Großbritannien, Tschechien oder fast allen anderen Ländern – sie haben dabei versagt, das Virus unter Kontrolle zu bringen. Und das wollen wir hier nicht.
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Transparenzhinweis: Klaus Bardenhagen ist freier Journalist in Taipeh, kein Mitglied der Redaktion und hat hier den dritten in Auftrag gegebenen Text veröffentlicht. Der “Auftrag” war, einen selbständig verfassten Bericht zu schreiben, mit einigen Fragen von unserer Seite, die wir gerne im Text wiederfinden würden. Der Auftrag wurde hervorragend “erledigt”. Es gibt beim RNB kein Framing, keine “Vorbestellung”, sondern Fragen und wir beauftragen Autoren, denen wir auf Basis Ihrer journalistischen Qualität vertrauen. Am Text wurde bis auf kleine Korrekturen keine Veränderung vorgenommen – das RNB respektiert Autoren und freut sich immer über sehr solide Arbeiten, wie Klaus Bardenhagen sie liefert.
Keine Infektionswellen, keine Lockdowns
Ich könnte nun viel schreiben über Taiwan als Insel der Corona-Seligen, der sowohl die erste als auch die zweite Welle erspart blieben, wo es daher auch keine Lockdowns, Geschäfts- oder Schulschließungen gab.
Wo den Menschen – wie in nur ganz wenigen anderen Ländern – mit demokratischen Mitteln und dank guter Vorbereitung und Kommunikation der ganze Mist erspart blieb, der in Deutschland seit knapp einem Jahr kein Ende nimmt. Ganz zu schweigen von Zigtausenden Toten und dem Leid, was das für die Familien bedeutet. Neun Menschen sind in Taiwan bisher an Covid-19 gestorben.
Es ist doch klar, dass niemand in Taiwan diese Erfolge durch eingeschleppte Infektionen gefährden will. Niemand hier muss Schlagworte wie #ZeroCovid oder #NoCovid benutzen, denn „keine Chance dem Virus“ war von Beginn an die selbstverständliche Strategie – seit dem 31.12.2019, als die Seuchenschutzbehörde über die Vorgänge in Wuhan alarmiert war.
Aber all das habe ich hier ja eigentlich schon geschrieben, und zwar vergangenen April (https://rheinneckarblog.de/24/was-deutschland-von-taiwan-lernen-koennte/156737.html) und August (https://rheinneckarblog.de/21/aufgepasst-deutschland-wie-taiwan-corona-keine-chance-gibt/158198.html).
Wenn es Sie also wirklich interessiert, lesen Sie bitte diese beiden Artikel noch einmal nach. Fast alles darin gilt noch immer. In Taiwan hat sich seit dem Sommer nämlich weniger verändert als in Deutschland, das sehenden Auges in die zweite Welle gerannt ist, ohne aus der ersten echte Konsequenzen gezogen zu haben.
Aber es gibt auch einige neue Entwicklungen. Impfstoffe zum Beispiel, oder eben meine Quarantäne-Erfahrung. Und dann sorgte Peter Altmaier noch mit einem Brief für Stirnrunzeln. Dazu weiter unten mehr.
Es ist eine Frage der Einstellung
Ganz deutlich möchte ich sagen: Es geht mir nicht darum, dass Deutschland Maßnahmen aus Taiwan Eins zu Eins übernehmen sollte.
Mir ist auch bekannt, dass Taiwan eine Insel ist. Das ist nicht der Punkt.
Es geht mir um die grundlegende Einstellung, mit dem man als Gesellschaft an so eine Herausforderung herangeht.
„Die meisten verstehen, dass in solchen Situationen nur die Einsicht in die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen dafür sorgt, dass dem Gemeinwohl gedient ist – und damit auch jedem Einzelnen“, schrieb ich schon im April hier im RNB – und das hat nichts mit Obrigkeitshörigkeit oder anderen Asien-Klischees zu tun. „Wenn ich die Debatten in Deutschland von Taiwan aus verfolge, habe ich oft den Eindruck, dass viele Menschen dort andere Prioritäten setzen. Das kann man machen, aber dann muss man auch mit den Folgen leben.“
Wie das „Leben mit Corona“ aussieht, konnte ich im Dezember in Deutschland ja endlich selbst erleben. Für jemanden, der in Asien lebt, ist es schon ein sehr merkwürdiges Erlebnis, auch alle Deutschen plötzlich mit Masken zu sehen – ich fühlte mich fast wie in einem dieser Filme, wo jemand für viele Jahre eingefroren wird und in einer völlig veränderten Welt aufwacht.
Was ich in Deutschland gelernt habe
Zum Glück blieb ich die ganze Zeit in meiner Heimat im ländlichen Nordniedersachsen, wo auch im Dezember die Zahlen nie absurd hoch waren und kaum jemand jemanden kannte, den es schon erwischt hatte. Trotzdem war da die ganze Zeit ein Gefühl der Unsicherheit, des unterschwelligen Misstrauens bei jedem Kontakt – erst seit ich das am eigenen Leib erlebte, kann ich nachvollziehen, wie belastend so eine Dauer-Ausnahmesituation ist.
Zurück in Taipeh ging ich im Januar also in Quarantäne – wie alle, die man noch ins Land lässt. Vor der Passkontrolle wurde der Ort meiner Quarantäne ebenso erfasst wie die Handynummer, die während dieser zwei Wochen geortet wurde.
Das läuft ohne App, und wer sich um seine Privatsphäre sorgt, kann noch an Ort und Stelle für diesen Zweck eine befristete SIM-Karte erwerben, die er nach der Quarantäne entsorgt.
Ein spezielles Taxi fuhr mich dann direkt zum Hotel, das ich mir selbst ausgesucht und gebucht hatte.
Viele Hotels haben sich als Quarantänehotels zertifizieren lassen, weil ausländische Touristen natürlich weggebrochen sind. Statt 12 Millionen 2019 verzeichnete Taiwan 2020 nur noch 1,4 Millionen Einreisen.
Wenn ein Hotel Quarantänezimmer anbietet, darf es keine anderen Gäste beherbergen und muss viele Vorsichtsmaßnahmen befolgen, hat dafür aber ein gut planbares Geschäft mit Langzeitbelegung.
Man kann seine Quarantäne auch in einer privaten Wohnung verbringen – falls niemand sonst dort wohnt, der nicht mit dem gleichen Flug eingereist ist.
Keine Wahl haben Einreisende aus Corona-Mutationsgebieten wie Großbritannien oder Brasilien. Sie kommen in zentralisierte Unterkünfte, etwa umgerüstete Kasernen. Die sind dann kostenlos.
Mein Hotel musste ich selbst zahlen. Im Spektrum von Luxus bis Absteige wählte ich eine mittlere Preisklasse, mit Vollverpflegung pro Nacht für etwa 100 Euro. Weil ich mich an die Regeln hielt, erstattete die Regierung mir am Ende 30 Euro pro Tag. Unterm Strich zahlte ich also etwa 1000 Euro. Aber ich hatte es mir ja selbst ausgesucht.
14 Tage auf 14 Quadratmetern – gut betreut
14 Tage also auf weniger als 14 Quadratmetern – das war viel weniger schlimm, als es sich anhört.
Dank Internet konnte ich Arbeit erledigen und hatte Kontakt zur Außenwelt. Und ich wusste, dass am Ende das normale Leben ohne größere Einschränkungen auf mich wartet.
Jeden Tag gab ich meine Temperatur durch und beantwortete eine SMS mit der Frage nach meinem Gesundheitszustand. Am ersten Tag rief ein Beamter an und erinnerte freundlich daran, dass ich mich mit allen Fragen an eine zentrale Hotline wenden konnte.
Ja, ich musste mich an Regeln halten und wurde vorübergehend überwacht – aber ich hatte auch das Gefühl, dass am anderen Ende Menschen saßen, die sich bemühten, dass alles so reibungslos wie möglich ablief.
Quarantäne wird konsequent durchgesetzt
Mehr als 500.000 Menschen haben so eine Quarantäne in Taiwan schon absolviert, die Verstöße liegen im Promillebereich.
Kein Wunder, denn es wurden schon Tausende Euro Strafe verhängt, wenn jemand nur kurz auf den Hotelflur gehuscht ist. Das nennt sich Konsequenz, und es ist wohl notwendig.
Es geht um eine Seuche, die man über die Luft verbreiten kann, auch ohne sich selbst krank zu fühlen, und gegen die es kein Heilmittel gibt. Da reichen Appelle an die Eigenverantwortung leider nicht aus. Das gilt in Deutschland wie in Taiwan.
Hier mein Instagram-Post: https://www.instagram.com/p/CKYDI8cnDpZ
Nach Ablauf der 14 Tage hatte das normale Leben mich dann wieder.
Einen verpflichtenden Corona-Test musste ich nicht mehr ablegen. Der wird – bei Symptomfreiheit – nur fällig für Einreisende aus einigen Hochrisikoländern. Deutschland gehört noch nicht dazu. Stattdessen schlossen sich für mich noch sieben Tage „Self Health Management“ an: Ich war frei, musste aber weiterhin täglich mein Befinden melden und draußen grundsätzlich Maske tragen.
Zwei Wochen Quarantäne, eine Woche Abstand halten, dann zum Frisör
Außerdem sollte ich Menschenmengen meiden und möglichst nicht in Restaurants essen. Auch diese Woche ging vorüber. Danach ging ich als erstes zum Friseur – das können viele in Deutschland sicher nachvollziehen.
Video auf Instagram: https://www.instagram.com/stories/highlights/17879566670138394
Soviel zu mir.
Schauen wir uns die Gesamtsituation in Taiwan an. Bei 23 Millionen Einwohnern wurden hier bislang insgesamt nur 942 Infizierte und neun Todesfälle verzeichnet (Stand: 23.2.21). Kann das wirklich sein? Zumal Taiwan im Vergleich etwa zu Deutschland extrem wenig testet. Nur gut 400.000-mal bislang.
PCR-Tests kosten 200 Euro, und wer einfach so einen ablegen will, muss zunächst einen Grund nennen.
Kurze Antwort: Ja, man kann diesen Zahlen vertrauen. Wer nun „Aha, also doch eher wie Schweden“ ruft, oder „Wie auf Sansibar“ oder „Kein Wunder – wenig Tests bedeuten wenig Fälle“, ist auf dem Holzweg. Wenn überhaupt, sollte man Taiwan mit Neuseeland, Australien oder Südkorea vergleichen.
Niedrige Zahlen sind realistisch
Taiwan schafft es tatsächlich seit mehr als einem Jahr, eine unkontrollierte Ausbreitung in der Gesellschaft zu verhindern.
Zu Beginn (wir reden vom Februar 2020) wurden lokale Infektionsketten rasch unterbrochen. Das oben geschilderte Quarantänesystem sorgt seitdem dafür, dass keine ansteckenden Fälle einreisen und dann frei herumlaufen können.
Von den 942 Fällen ist mit 826 die große Mehrheit „importiert“, also schon bei der Einreise aufgefallen. Die neun Verstorbenen gehörten fast alle zu den bekannten Risikogruppen.
Würde es in Taiwan eine versteckte Ausbreitung im großen Stil geben, die vielleicht sogar bewusst in Kauf genommen wird – dann wären zwangsläufig längst viele symptomatische Fälle in der Gesellschaft auffällig geworden. Bei begründetem Verdacht wird selbstverständlich getestet.
Aber halt nicht grundlos. Denn wer in einer Gruppe drauflos testet, in der die Verbreitung des Virus extrem gering ist – wie man es in Taiwan annehmen kann – der wird sogar bei extrem zuverlässigen Tests mehr falsch positive als korrekt positive Ergebnisse erhalten. Das ist reine Mathematik. (Verständlich erklärt von Mai Thi Nguyen-Kim hier: https://www.youtube.com/watch?v=czzrPQIg54Q) Deutschland ist über diesen Punkt lange hinaus, aber in einer kaum durchseuchten Gesellschaft wie Taiwan ist das tatsächlich so.
Und wo wäre das Problem bei vielen falsch positiven Tests? Ganz einfach: In Taiwan läuft nach jedem positiven Test nicht nur sofort die Kontaktbachverfolgung an, die Person kommt auch sofort auf eine Isolierstation im Krankenhaus. Egal, ob es Symptome und Beschwerden gibt oder nicht. Raus kommt erst wieder, wer mehrfach negativ testet. Das ist ein weiterer ganz wichtiger Grund, warum es in Taiwan keine Ausbreitung gibt: Wer andere anstecken könnte, kann nicht einfach zuhause bleiben, womöglich in einem Haushalt mit Anderen, die noch zur Arbeit oder zur Schule gehen. Wer mal drüber nachdenkt, wird zu dem Schluss kommen: Ja, das ergibt Sinn. Aber es funktioniert halt nur, solange die Kliniken nicht von Massen echter oder auch falscher Fälle überschwemmt werden.
Unerwartet positiv getestet
Gelegentlich gibt es Meldungen, dass jemand in Taiwan einen PCR-Test ablegt, weil er etwa in ein Land fliegen will, wo das nötig ist – und überraschend positiv testet, obwohl er nie Kontakt zu bekannten Fällen hatte. Oder dass jemand kurz nach der Abreise aus Taiwan woanders positiv getestet wird.
Auch das ist noch kein Hinweis auf nennenswerte unentdeckte Ausbreitung. Meist ist die festgestellte Virenlast sehr niedrig, die Person kann also wahrscheinlich keine anderen mehr anstecken (muss aber trotzdem zunächst auf eine Isolierstation). Das deutet darauf hin, dass die Infektion lange zurückliegt.
Viele dieser Fälle waren einige Zeit vor dem Test nach Taiwan eingereist und könnten sich zuvor im Ausland oder auf der Reise angesteckt haben. Die zweiwöchige Quarantäne ohne Möglichkeit der Verkürzung hat auch den Zweck, asymptomatische Fälle in dieser Zeit so weit abklingen zu lassen, dass sie andere nicht mehr anstecken können.
Noch einmal: Würden hier Infektionen massenhaft unter den Teppich gekehrt, wären längst viele ernsthaft Erkrankte mit Symptomen auffällig geworden. Das ließe sich in so einer Demokratie nicht verschweigen. Natürlich hat die Regierung ein Interesse an niedrigen Zahlen, und dass diese Taiwan in der Welt gut dastehen lassen, nimmt man gerne mit.
Vertrauen als Basis
Ein noch größeres Interesse hat sie aber daran, das Vertrauen im eigenen Land nicht zu verspielen. Es läuft gut bisher – aber sollte sich das ändern, wäre es auch mit dem Rückhalt in der Bevölkerung schnell vorbei.
Wie konsequent durchgegriffen wird, wenn Ausbreitung droht, zeigte sich Ende Januar in der Stadt Taoyuan: Ein Arzt hatte sich bei der Behandlung eines Corona-Patienten angesteckt. Als das auffiel, hatte er schon seine Lebensgefährtin und andere Mitarbeiter der Klinik infiziert, und die wiederum Patienten und Familienmitglieder.
In kürzester Zeit schickten die Behörden mehr als 4000 Kontaktpersonen in Quarantäne, evakuierten und desinfizierten das Krankenhaus. Nach einigen Wochen war klar, dass sie die Infektionsketten erfolgreich unterbrochen hatten. 21 Infizierte und eine Tote waren die Bilanz dieses größten Clusters seit dem Frühjahr 2020.
Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Sollte es noch schlimmere Ausbrüchen geben, würde selbstverständlich auch Taiwan Lockdowns verhängen. Es war nur noch nicht nötig.
Hier ein Tweet dazu: https://twitter.com/iingwen/status/1356210207341244418
Taiwans Wirtschaft wuchs sogar besser als die von China
Die Menschen in Taiwan sind also bislang recht gut durch die Coronakrise gekommen. Das gilt auch für die Wirtschaft: Ohne Lockdowns und dank weltweit gestiegenem Bedarf nach Elektronik wuchs Taiwans Wirtschaft 2020 mit 3,1 Prozent sogar stärker als Chinas. Für dieses Jahr werden 4,6 Prozent vorhergesagt.
Noch keine Impfkampagne
Eines allerdings kann Taiwan nicht vorweisen: Ein Ausstiegsszenario in Sichtweite.
Bislang wird nicht geimpft. Das liegt schlicht daran, dass Taiwan noch nicht beliefert wurde.
Über das Covax-Programm der WHO sollen knapp fünf Millionen Dosen kommen. Weitere fünf Millionen hat man direkt beim Hersteller Moderna bestellt, zehn Millionen bei Astra-Zeneca. In Taiwan selbst sind angeblich zwei Hersteller weit fortgeschritten bei der Entwicklung eigener Impfstoffe, aber Details sind dazu nicht bekannt.
Und dann ist da noch Biontech. Die Deutschen stehen in Taiwan gerade besonders im Fokus, seit der Gesundheitsminister verriet, man sei sich mit den Mainzern im November schon einig über den Kauf von fünf Millionen Dosen gewesen – das sei dann aber sabotiert worden. Dahinter, deutete der Minister an, könnten chinesische Bemühungen stecken, es Taiwan schwer zu machen. Schließlich erhebt die Volksrepublik Anspruch auf die demokratische Insel und gönnt ihr keine internationale Anerkennung. Und Biontech hat eigentlich einen chinesischen Vertriebspartner, in dessen Bereich auch Taiwan fällt. Verhandelt wurde aber direkt mit der Zentrale in Deutschland. Denkbar ist also, dass die Chinesen ein Veto gegen den Deal einlegten.
Altmaier bittet um Chips
Dass eine deutsche Firma Taiwan offenbar wegen Druck aus China Impfstoffe verweigern könnte, kam hier gar nicht gut an und passte für viele Taiwaner in ein bekanntes Muster: Deutschland erkennt Taiwan diplomatisch nicht als Staat an, lobt Taiwan zwar gerne für eine gute inoffizielle Partnerschaft – doch im Zweifelsfall gehen Wirtschaftsinteressen und der chinesische Markt vor. Sprich: Die Autoindustrie.
Altmaier bittet um Chips
Dazu passt, dass der Bundeswirtschaftsminister sich vor einigen Wochen mit einem ungewöhnlichen Anliegen meldete: Peter Altmaier bat seine taiwanische Kollegin schriftlich, dafür zu sorgen, dass Taiwans Unternehmen den deutschen Autobauern mehr Halbleiter liefern. VW und Co. hatten in der Frühphase der Pandemie ihre Bestellungen reduziert und nun für Neuwagen nicht mehr genügend Mikrochips auf Lager. Hersteller wie Taiwans TSMC, die mit der Autoindustrie nur etwa zwölf Prozent ihres Umsatzes machen, hatten sich bereits auf die Wünsche anderer Kunden verlagert.
Altmaier war zuvor nie als Unterstützer Taiwan aufgefallen, sondern eher als Verfechter ungestörter Handelsbeziehungen mit China. Wie er nun diesen Bedarf anmeldete, sorgte hier für Stirnrunzeln.
Taiwans Wirtschaftsministerin signalisierte guten Willen und versprach, sich zu kümmern. Sie würde sich freuen, schrieb sie auch, wenn Deutschland Taiwan beim Kauf von Corona-Impfstoffen unterstützen könnte. Ein unmittelbares Tauschgeschäft „Chips gegen Vakzine“, wie einige Experten in Taiwan anregten, schlug sie aber nicht vor.
Kurze Zeit später wurde dann der offenbar geplatzte Biontech-Deal öffentlich. Was genau daraufhin hinter den Kulissen passierte, ist nicht bekannt.
Ende vergangener Woche jedenfalls signalisierte Biontech, dass die Lieferung von fünf Millionen Dosen nun doch über die Bühne gehen könnte (https://taipeitimes.com/News/front/archives/2021/02/19/2003752490).
Mein Preis war gering
Wir wissen hier in Taiwan also auch noch nicht, wann es wieder so sein wird wie vor der Pandemie.
Aber wir wissen, dass uns im Vergleich mit fast allen anderen Ländern bisher ziemlich viel erspart geblieben ist. Das soll so bleiben.
Dafür sind zwei Wochen im Hotelzimmer ein verschwindend geringer Preis.
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