Mannheim, 23. Juni 2017. (red/cr) Für Studierende ist es in Mannheim nicht leicht, eine bezahlbare Unterkunft zu bekommen. Daher wird das Studierendenwerk sein Angebot durch ein neues Wohnheim in B6 mit etwa 230 Plätzen erweitern. Dafür will es pro Bettplatz zwischen 55.000 und 60.000 Euro investieren. Das Eigenkapital des Studierendenwerks ist allerdings ausbaufähig. Vor gut zwei Monaten hatte das Studierendenwerk zudem bei einzelnen Bewohnern eines Wohnheims durch eine Wohnraumbeschaffungsmaßnahme für Unmut gesorgt. Das sei jedoch ein Einzelfall gewesen.
Von Christin Rudolph
WG oder Apartment? Möbliert oder nicht? Ein Zimmer nur zum Schlafen und Essen? Hauptsächlich zum Lernen? Oder eines, in dem man wirklich „lebt“, ein Zuhause mit Lernen und Parties und allem, was zum Studentenleben dazugehört?
Wie wollen Studierende in einem Wohnheim leben? Das fragt aktuell eine Umfrage auf der Seite des Studierendenwerks, an der sich bereits viele beteiligt haben.
Die Erkenntnisse sollen direkt in die Planung eines Neubaus einfließen. In B6 soll laut Studierendenwerk ein Wohnheim mit etwa 230 Plätzen entstehen. Damit wolle man die Versorgungsquote der Studierenden mit Wohnheimplätzen von aktuell etwas mehr als 14 Prozent auf die angestrebten 15 Prozent steigern.
Planungen noch nicht konkret
Peter Pahle, Geschäftsführer des Studierendenwerks Mannheim, sagte auf Anfrage, man rechne mit der Grundsteinlegung für das zweite Halbjahr 2018. Vorher werde es noch einen Architektenwettbewerb geben.
Die Mieten, so Herr Pahle, werden wahrscheinlich etwas unter dem Marktniveau liegen, da das Studierendenwerk den Baugrund günstiger bekomme, weil ein Teil des Quadrates B6 von der Universität genutzt wird.
Als Investitionssumme nannte er 14 Millionen Euro. Da das Land momentan pro Bettplatz 8.000 Euro zuschieße, wären zumindest etwa 1,84 Millionen Euro abgedeckt. Der Großteil müsse über Eigenkapital und Darlehen finanziert werden, so Herr Pahle.
Eigenkapital ist das Stichwort
Und das Eigenkapital ist ausbaufähig. Auf die Höhe des Budgets angesprochen, rechnete eine Sprecherin des Studierendenwerks vor:
Bei rund 3.150 Wohnplätzen haben wir im Jahr 2016 10,20 Millionen Euro studentische Mieterträge erzielt. Unsere Aufwendungen betrugen für den gleichen Zeitraum 10,13 Millionen Euro.

So einen Brief haben alle Studierenden bekommen, für die das Studierendenwerk Mannheim zuständig ist. Auch Autorin Christin Rudolph.
Da bleibt nicht viel Spielraum.
Die Mieten des Studierendenwerks werden nach eigenen Angaben unter Annahme einer vollständigen Vermietung kostendeckend kalkuliert.
Aus der Warmmiete der Studierenden müssen alle Verbrauchs- und Instandhaltungskosten gedeckt werden und eine Abschreibung erwirtschaftet werden.
Darlehen belasten indirekt Studierende
Außerdem müssen für größere Sanierungen und Neubauprojekte wie etwa B6 Darlehen aufgenommen werden. Der Zins- und Tilgungsaufwand wird auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt.
Das heißt: Je mehr Eigenkapital das Studierendenwerk hat, desto eher kann es niedrige Mieten für Studierende garantieren.
Daher wurde für das kommende Semester der Studierendenwerksbeitrag erhöht, von 52,70 auf 56,40 Euro.
Unmut in Wohnheim
Diese Erhöhung um 3,70 Euro ist für den Einzelnen verkraftbar. Widerstand hingegen gab es bei einer ganz anderen Maßnahme vor einigen Wochen. In der Wohnanlage „Am Verbindungskanal“ wurden Gemeinschaftsräume zu Wohnräumen umgebaut.
Für 90 Bewohner in Vierer- und Fünfer-WGs bedeutet das nicht nur, keinen Raum mehr zum gemeinsamen Essen oder Feiern zu haben. Sie bekommen auch je einen Mitbewohner mehr.
Schon jetzt stoßen wir mit zwei Toiletten und einer Dusche morgens und abends an unsere Grenzen,
teilte uns ein Bewohner einer Fünfer-WG mit. Auch andere Studierende im Wohnheim in der Hafenstraße seien verärgert.
„Untergenutzte“ Räume umgebaut
Die Auffassung des Studierendenwerks, die Gemeinschaftsräume seien „untergenutzt“ gewesen, kann er nicht verstehen. Ihm seien nur Beispiele reger Nutzung bekannt – Parties, gemeinsames Essen, Empfang von Besuch.
Für das Studierendenwerk hingegen waren die laut eigenen Angaben „in den letzten Jahren immer weniger genutzten Gemeinflächen“ eine Möglichkeit, schnell und kostengünstig zusätzlichem Wohnraum zu bekommen.
Die Intention sei bei dem Beschluss im vergangenen Jahr gewesen, „die Situation auf dem studentischen Wohnungsmarkt weiter zu entlasten und den Wegfall einiger angemieteter Apartments kurzfristig etwas auszugleichen“.
Verzichten auf Liebgewonnenes
Das Studierendenwerk verweist auf den bestehenden Partyraum, der als Ersatz genutzt werden könne. Der sei jedoch ein schlechter Ersatz, findet der Student. Der Raum sei zwar gut ausgestattet.
Doch spontane Aktionen seien nicht mehr möglich, da man sich den Schlüssel immer zuvor abholen müsse. Bei über 300 Bewohnern sei es auch nicht unwahrscheinlich, dass mehrere Gruppen den großen Raum gleichzeitig nutzen wollen. Einen Film schauen, während am anderen Ende des Raums laut geredet und gelacht wird? Eher ungemütlich,
Laut Studierendenwerk ist das jedoch ein Einzelfall:
Eine direkt vergleichbare Maßnahme gab es bisher nicht und ist bis dato auch nicht in Planung.
Zimmersuche ist und bleibt ein Thema für Studierende
Dieser Fall betrifft „nur“ 90 der rund 3.150 Wohnheimbewohner, die das Studierendenwerk zählt. Und ein neues Wohnheim ist bereits in Planung. Trotzdem zeigt diese Ausnahme, wie angespannt die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Studierende ist.
Der Student aus dem Wohnheim in der Hafenstraße findet die aktuelle Umfrage des Studierendenwerks zu B6 gut. Er hat selbst schon teilgenommen und hofft, das sein Erlebnis auch in Zukunft ein Einzelfall bleibt.
Was im kommenden Jahr wie wann genau in B6 gebaut wird, das bleibt abzuwarten.