Weinheim, 22. März 2017. (red/pm) In einer Vortragsreihe diskutierten Ulrike Herrmann von der Weinheimer Flüchtlingshilfe und Dr. Stephan Marks über die Würde der geflüchteten Menschen.
Information der Stadt Weinheim:
„Ulrike Herrmann, Flüchtlingsbeauftragte unterstrich bei der Begrüßung, wie sehr die Thematik ihren Alltag bestimme und dass sie deshalb sehr froh darüber sei, Dr. Stephan Marks als Referenten begrüßen zu können.
Was macht Scham aus uns und mit uns und was macht sie mit anderen? Was geschieht, wenn das Glas das Aushaltbaren überläuft und die Scham übermächtig wird? Diese zentralen Fragen stellte der Referent, den das Thema seit zwei Jahrzehnten nicht mehr loslässt. Sehr schnell wurde klar, dass die Würde eines Menschen beeinträchtigt ist, ja, dass ein beschämter Mensch seiner Würde beraubt und damit in seinem Innersten getroffen wird.
Es geschieht dies durch uns als Einzelne, die wir andere beschämen, indem wir sie ausgrenzen und diffamieren, ihr Ansehen zu zerstören versuchen. Es geschieht aber auch durch Strukturen und ein „System“, das dem einzelnen Menschen, seiner Einzigartigkeit und seiner ganz besonderen Problematik nicht gerecht wird oder auch werden kann.
Eine besondere Hausforderung ist unser Umgang mit Fremden. Wir kennen ihre Kultur und ihre Gewohnheiten nicht oder nur bruchstückhaft, sind in Vorurteilen befangen und beschämen Menschen, nicht selten ohne es zu wollen oder aus Unwissenheit.
Die Frage eines Besuchers, selbst Flüchtling und Betreuer von Geflüchteten, was man tun könne, wenn das Gefühl der Scham im Umgang übermächtig wird und unausweichlich erscheint, war nicht einfach zu beantworten. Denn: „Über Gefühle kann man nicht diskutieren.“ Eine andere Besucherin versuchte eine indirekte Antwort: Es gelte besonders achtsam und sensibel zu sein, sei es im Unterricht für Deutsch als Fremdsprache oder im einzelnen Gespräch.
Empathie wird benötigt
Und natürlich gelte es, sich Wissen über die Lebensgewohnheiten der Geflüchteten anzueignen und in ihre Situation hineinzuversetzen. Freilich, auch dies wurde an dem Abend deutlich: Scham, ein Gefühl, das sich bei Kindern im zweiten Lebensjahr entwickelt, ist auch ein Etwas, das Unterscheidung ermöglicht und die Bildung des Gewissens begleitet.
Der Referent zitierte in diesem Zusammenhang aus der Schöpfungsgeschichte: Sie erkannten, dass sie nackt waren und lernten, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Abschließend wünschte sich der Referent, einen Raum der Würde zu gestalten, in dem Menschen nicht beschämt werden, sondern die ihnen gemäße Anerkennung finden.
In seinem Dank- und Schlusswort griff Oberbürgermeister Bernhard diesen Wunsch auf, indem er an die Willkommensbereitschaft breiter Teile der Bevölkerung im Jahr 2015 erinnerte und die Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass auch Weinheim immer mehr ein Ort der Würde werde. Dazu sollte auch die Veranstaltungsreihe „Weinheim und die Welt“ beitragen, deren zweiten Abend die Besucherinnen und Besucherin heute erlebt hätten, in der kundige Referentinnen und Referenten Fenster öffnen.“