Weinheim/Rhein-Neckar, 22. Mai 2012. (red) Rund 4.000 Mal wurde der Imagefilm der Stadt Weinheim in rund sechs Wochen angeschaut. Die Kommentare zum Film im Internet sind überwiegend verheerend. Die Stadt reagierte auf unseren Artikel bissig. Die meisten Gemeinderäte interessierte die Sache nicht – ganz im Gegensatz zu unseren Lesern. Unsere Kritik wurde über 1.500 Mal gelesen.
Von Hardy Prothmann
Anm. d. Red.: Dieser Text ist auf dem Weinheimblog.de als Folgebericht zu einer ersten Kritik des „Imagesfilms“ der Stadt Weinheim erschienen.
Als sich Stadtrat Hans-Ulrich Sckerl aufgrund unseres Artikels in der Aprilsitzung des Gemeinderats nach den Kosten und der Planung für den Imagefilm erkundigte und auf sehr viele negative Reaktionen in Leserkommentaren und auch auf Facebook hinwies, herrschte Oberbürgermeister Heiner Bernhard ihn an:
Ich sehe das nur als Debatte im social network, die kann da auch bleiben und solange das so ist, sage ich nix zu dem Thema. In Facebook haben wir eine Stellungnahme abgegeben. Vielen Dank – jetzt haben wir das auch in den normalen Medien.
Bemerkswerte Ansichten des OB
Diese Aussage ist mehrfach bemerkenswert. Aus Sicht des OB gibt es also „normale“ Medien und der Gegensatz sind dann wohl „unnormale“. Das Weinheimblog ist also ein „unnormales“ Medium. Dieser Einschätzung folgen wir gerne, weil wir die „normalen“ Medien allzu häufig wegen schlechter journalistischer Arbeit kritisieren müssen.
Weiter ist interessant, dass der OB denkt, „soziale Netzwerke“ fänden außerhalb des „normalen Lebens“ statt und sich selbst widerspricht. Wieso dann dort eine Stellungnahme? Die gab es nach unserem Wissen nicht – dafür aber eine Antwort vom Pressesprecher Roland Kern an Herrn Sckerl, die wir hier dokumentieren.
Dokumentation auf die Anfrage
Gerne tragen wir in der aktuellen Diskussion zur Versachlichung bei und liefern gerne in Absprache mit Maria Zimmermann sicherlich hilfreiche Infos .
Grundsätzlich waren wir uns alle darüber einig, dass neben Internet-Auftritt, Weinheim hören, Flyer, Facebook, Weinheim App und was es alles so gibt heutzutage ein Image-Film gebraucht wird. Es war auch klar, dass unser Stadt- und Tourismusmarketing federführend sein sollte. Natürlich war auch die Pressestelle involviert, z.B. als Texter, um die Kosten zu senken.
Prämisse war von Anfang an erstens ein beschränktes Budget und zweitens das Ziel, ein örtliches Unternehmen (im Sinne eines kommunalen Netzwerkhandelns) zu beauftragen. Angebote von bundesweit tätigen Firmen flattern ständig auf den Tisch.
Wir haben uns dann erkundigt und Weinheim TV hat uns ein sehr günstiges Angebot gemacht.
Zum Ergebnis. Wir sind uns darüber im Klaren, dass es Filme von deutlich höherer Professionalität gibt. Die kosten allerdings ganz andere Summen. Und die sind derzeit nicht verfügbar. Vor einer Freigabe wurden zweimal Nachbesserungen verlangt. Wir haben uns dann entschieden, den Film zu übernehmen (mit allen Rechten), obwohl wir noch nicht ganz glücklich damit waren, weil einige Frühjahrs-Touristikmessen anstehen (z.B. der Maimarkt) und die Touristiker dazu gerne einen Film haben. Nach unserer Einschätzung ist es kein „Knaller“ geworden, aber er ist vorzeigbar.
Im Laufe der nächsten Wochen und Monate werden sommerlichere Bilder eingetauscht und einige Schnitte „verfeinert“. Das war von Anfang an so ausgemacht und ist auch im Preis inbegriffen.
Zum Test haben wir ihn auf Facebook gepostet und innerhalb von zwei Stunden 47 „Likes“ bekommen – keine einzige negative Beurteilung, nur Zustimmung. Unter den Gratulanten und „Likes“ waren u.a. die Geschäftsführerin des Touristik-Service Kurpfalz und die Metropolregion Rhein-Neckar. Das hat uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass der Film ganz gut ankommt. Überwiegend ist das auch so.
Die negativen Bewertungen sind erst entstanden, als Hardy Prothmann einen Verriss des Filmes geschrieben hat und Reaktionen provoziert hat. Ich will das nicht bagatellisieren, das ist sein Job und das ist das Medium. Vor allem soll jeder seine Meinung äußern. Aber ingesamt können wir, glaube ich, zunächst einmal mit diesem Produkt leben. Wir denken daran, im Jubiläumsjahr 2014 Sponsorengeld zu akquirieren, mit dem man dann einen deutlich hochwertigeren und originelleren Film drehen kann.
Die Kommentare auf youtube erwähnt Herr Kern nicht – die sind überwiegend negativ. Ebensowenig weitere negative Kommentare auf Facebook. Und seit den „47 Likes“ der ersten zwei Stunden ist sechs Wochen später genau eine weitere Gefällt mir-Angabe dazugekommen. Die Kritik wurde nicht von mir, sondern von unserem freien Mitarbeiter Christian Mühlbauer geschrieben – einem Journalistik-Studenten der Fachhochschule Ansbach. Herr Mühlbauer sollte als „Außergewärtischer“ seine Eindrücke schildern.
Weiter setzte der Pressesprecher den Gemeinderat per Rundmail in Kenntnis, wir würden „falsche Informationen“ verbreiten.
Nicht gerade die feine Art, aber ein Zeichen, dass unsere Kritik getroffen hat. Die angeblich „falsche Information“ war, dass wir mehrfach gehört hatten, der Film solle 5.000 Euro gekostet haben. In unserer Umfrage an die Stadträtinnen und Stadträte habe wir uns erkundigt, ob man diesen Betrag bestätigen könne oder einen anderen. Wir haben also nichts behauptet, sondern eine Frage gestellt.
Mittlerweile wurde uns zugetragen, der Film habe nur 1.000 Euro gekostet. Damit schließt sich die Folgefrage an, ob das nicht rausgeworfenes Geld ist – denn einen guten Imagefilm bekommt man nicht für einen solchen Betrag, außer man beauftragt einen Wald- und Wiesenfilmer. Aber wenn man aus Sicht der Stadt mit einem minderwertigen Imagefilm „leben kann“ – nun gut.
Wenig Interesse bei Gemeinderatsmitgliedern
Unsere Umfrage wurde leider nur von wenigen Gemeinderatsmitgliedern beantwortet – man könnte den Eindruck gewinnen, dass das „Image“ der Stadt den meisten egal ist.
Wir dokumentieren hier einige der Antworten.
Michael Lehner (Weinheim Plus) schreibt:
Den Imagefilm habe ich so zum ersten Mal gesehen. Im Gemeinderat sind nach meiner Erinnerung weder Film noch Kosten erörtert worden. Über Werbung und Kunst kann mann vortrefflich streiten. Ich finde im ersten Blick den Film schlecht mit viel zu hektischen und zu kurzen Schnitten. Weinheim ist eine tolle Stadt in einer attraktiven Umgebung und hätte so eine bessere Werbung verdient. Für mich persönlich sollten die Verbindungsstudenten nicht imagebildend sein, allerdings gehören sie sont in ihrem Auftreten zur präsenten Tradition.
Thomas Bader (CDU) schreibt:
Grundsätzlich bin ich damit einverstanden, dass die Corpsstudenten gezeigt werden. Sie schon seit Jahren zu Weinheim. Allerdings setzt der sehr prägnante Fackelzug kein gutes Verhältnis zu anderen kulturellen/gesellschaftlichen Aktivitäten in unserer Stadt . Diese kommen damit zu kurz ! Der Ausschnitt des Fackelzuges hätte ich nicht in dem Film gebraucht. Die Studenten auf ihrer Burg beim Zusammentreffen einmal im Jahr ist okay für mich. Mehr von der Weinheimer Kerwe oder Aktivitäten in den Ortsteilen hätte sicherlich ein umfangreicheres Bild abgeben.
Da mir weder die Kosten noch der Ablauf der Umsetzung tatsächlich bekannt sind kann ich dazu wenig sagen ! Ich finde den Film nicht besonders gut aber auch nicht so schlecht, wie manche Kritiker es geschrieben haben !
Stella Kirgiane-Efremidis (SPD) schreibt:
Also: ehrlich gesagt verstehe ich persönlich die Aufregung um diesen Film nicht. Ich habe ihn mir jetzt mehrmals angesehen und finde ihn sehr ansprechend. Es sind die wichtigsten Informationen der Stadt drin. Was die Studenten angeht: ich bin kein Fan dieser Gruppe- akzeptiere sie aber, weil sie 1. Eigentümer der Wachenburg sind, 2. In den Jahren, die ich zurückblicken kann nicht in irgendeiner Form „rechtsextrem“ aufgefallen sind und sie tatsächlich auch „MigrantInnen“ in ihrer Mitte habe.
Der Tourismusverein hat sein eigenes Budget – der Gemeinderat wird im Vorfeld nicht gefragt, was mit diesem Geld gemacht werden soll. Das ist einzig und allein Aufgabe der Sprecherin Frau Zimmermann. Ob Broschüren, Veranstaltungen oder eben Filme – es geht darum Weinheim auch außerhalb unserer Grenzen bekannt zu machen – und ich finde, daß macht Frau Zimmermann mit ihrem Team sehr gut. Als Stadträtin fühle ich mich nicht übergangen.
Ich bin jedes Jahr auf dem Maimarkt und sehe, welche Anstrengungen der Stadt Weinheim ( Tourismusmarketing) unternommen wird, um Weinheim in einem guten Licht zu präsentieren – dieser Film ist wirklich nur ein kleiner Aspekt des ganzen und sollte auch als solches gesehen werden.
Also alles in Allem: Ich begrüße den Film – finde ihn gut – und würde doch einge Kritiker bitten ihn sich vieleicht noch einmal anzuschauen – objektiv und offen!
Elisabeth Kramer (Bündnis90/Die Grünen) kommentierte direkt auf dem Blog:
Eigentlich ist mir der Film und ein Großteil der Diskussion zu dämlich, um drauf einzugehen. Aber eine Frage ergibt sich doch: Weinheim wirbt sehr mit Blumen, Parks und Landschaft. Warum soll dann aber Breitwiesen zubetoniert werden???
Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Hier ist der „Imagefilm“ – der Weinheim in der „ganzen Welt“ gut darstellen soll: