Weinheim, 23. Februar 2017. (red/pro) Keine Frage – jeder macht Fehler. Auch wir. Beim Pressesprecher der Stadt Weinheim, Roland Kern, sind Fehler aber quasi Programm. In unserer Redaktion werden Informationen der Stadt Weinheim nie umgehend bearbeitet – wir warten immer erstmal ab, ob nicht noch eine „Korrektur“ folgt, was häufig der Fall ist. Interessant ist das Selbstbild des Herrn Kern und seine Sicht auf unabhängige Journalisten – er möchte bestimmen, wann was veröffentlicht werden darf.
Von Hardy Prothmann
Am 21. Februar versandte der städtische Sprecher Roland Kern um 11:20 Uhr eine Meldung an regionale Medien, in der es um ein Insolvenzverfahren geht. Um 16:02 Uhr, also fast fünf Stunden später, kam die Korrektur, mit der dringenden Bitte, die Meldung nicht zu veröffentlichen:
Schlampige Arbeit
Mal abgesehen davon, dass von Herrn Kern ständig Meldungen versendet werden, die dann wieder korrigiert werden oder den emails Texte oder Bilder oder beides fehlen – diese schlampige Arbeit ist unter Umständen absolut justiziabel.
Wer sich redaktionell auf eine ordentliche, zutreffende, behördliche Information verlässt, muss mit Klagen rechnen, wenn Falschinformationen verbreitet werden – das nennt man „Verbreiterhaftung“. Zwar könnte man selbst gegen den Verbreiter vorgehen, aber den Ärger hat man zunächst selbst.
Wie gesagt – Fehler passieren. Jedem. Aber nicht in dieser Schlagzahl. Wir arbeiten mit hunderten Pressestellen zusammen – die allermeisten sind sehr professionell und zuverlässig. Für die Pressestelle der Stadt Weinheim trifft dies definitiv nicht zu.
Merkwürdiges Selbstbild des Herrn Kern
Ebenfalls stört die ständige „Anbiederung“ von wegen „Liebe Kolleginnen und Kollegen“. Herr Kern ist kein Kollege. Punkt. Er ist kein Journalist, sondern Pressesprecher. Ein städtischer Angestellter. Er berichtet nicht unabhängig, sondern weisungsgebunden durch den Oberbürgermeister Heiner Bernhard (SPD).
Außerdem scheint es in seiner Medienwelt vor allem Zeitungen zu geben: „abgedruckt werden darf“. Internetmedien drucken nichts, Hörfunk- und Fernsehsender auch nicht. Hier wird veröffentlicht oder ausgestrahlt. Kein Wunder, dass Herr Kern so printfixiert ist – das ist seine Aufgabe. Kostenloses Material an örtliche Zeitungen zu liefern, die diese Meldungen etwas umschrieben, irgendwo „Presseinformation“ oder „Mitteilung der Stadt“ einstreuen und dann so tun, als sei es ein eigener Bericht.
Nur beim Rheinneckarblog steht immer klipp und klar die Quelle über den Texten – ein Standard, der in anderen Redaktionen nicht selbstverständlich ist.
Am 21. Februar um 14:18 Uhr verschickt Herr Kern eine Meldung zu „Kräutertagen im Mai“ in Weinheim. Am 22. Februar um 10:37 Uhr folgt die „Bitte“, die Meldung nicht zu veröffentlichen oder sogar zurückzuziehen.
Die Liste der korrigierten Meldungen ist lang, sehr lang.
Verantwortliche Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig für Gemeinden
So geht das fast tagaus, tagein. In unserer Redaktion würde es nach dem ersten Fehler einen klaren Hinweis auf unsere Standards zur Veröffentlichungspraxis geben. Nach dem zweiten Fehler eine Verwarnung und mit dem dritten Fehler in kurzer Folge wäre eine Zusammenarbeit mit dem Mitarbeiter fristlos beendet.
Selbst unsere Praktikanten erhalten bei der Einweisung den klaren Hinweis: Meldungen von Roland Kern werde niemals sofort umgesetzt – erstmal warten, ob eine Korrektur erfolgt. In der Redaktion erschallen häufiger Rufe: „Hurra, die Korrektur ist da.“ Und alle wissen, wer und was gemeint ist.
Pressearbeit ist eine sehr wichtige Aufgabe für Kommunen, um über das Verwaltungshandeln die Öffentlichkeit zu informieren. Leider ist die Pressearbeit der Stadt Weinheim bei Roland Kern in denkbar schlechten Händen.
Zum Vergleich – die Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg verschicken täglich viel mehr Meldungen als Weinheim, klar, diese Städte sind ja auch viel größer. Aber mit der Zahl der Meldungen müsste auch das Risiko der Falschmeldungen steigen. Tut es aber nicht. Korrekturen – auch hier arbeiten Menschen – gibt es, aber die sind verschwindend gering.
Der Weinheimer Gemeinderat sollte sich damit dringend auseinandersetzen, um Schaden von der Großen Kreisstadt abzuwenden.
Wie man aktuell so hört, erregen sich auch Stadträte über Herrn Kern und sein Wirken – doch das ist eine andere Geschichte.